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Ines Pérez Navarro


Free Account, Dresden

Einst

Pentacon F, 50mm, ISO400

mein Wahlgrossvater P.H.S.

und hier eins seiner Gedichte -
fuer alle Traeumer, Nostalgiker und Poeten - eigentlich gehoerte es unter dieses Bild

Erinnerung
Erinnerung
Ines Pérez Navarro


Gaengeviertel
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Manchmal erscheint mir noch im Traum
das Viertel mit den engen Gaengen,
wo zwischen Fachwerkfirst und Baum
Grossmutters Waeschestuecke haengen.
Wo in den Fenstern, winzig schmal,
nur selten Sonne blinkt...die Sterne,
der gruene Mond sind fern, und fahl
der gelbe Glanz der Gaslaterne.
Im Hof, da tanzt man Ringlelreih`n
zum Klang des Leierkastenmannes.
Ein fernes Nebelhorn faellt ein,
und Gesa wartet stumm auf Hannes.
Drei alte Maenner dreschen Skat.
Vor Hunger weint ein Kind im Fieber,
doch sanft weht aus der Speicherstadt
der Duft von Tee und Zimt herueber.
Bis "Michels" letzter Gruss verweht,
kost es auf naechtlich-blauen Baenken.
Zinnobern spiegelt sich im Fleet
das Ampellicht der Hafenschaenken.
Ein Kesselschmied, schon ziemlich "voll"
tappt summend uebers Kopfsteinpflaster,
ein Kater singt ihm - in Moll! -
ein Lied von Liebe, Lust und Laster.
Von brauner Brut, Profitgier, Krieg
wurd unser Paradies verschlungen,
hochmuetig feiern ihren Sieg
dort Banken und Versicherungen...
...wo einst der Vaeter Kindheit war.
Nur manchmal, wenn die Nebel wehen,
seh' ich im Traum uns - Wind im Haar -
durchs alte Gaengeviertel gehen.

Paul H. Sukowski 06/2002

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