El Hierro (9937)
El Hierro ist die kleinste und westlichste der kanarischen Inseln, vom Massentourismus zum Glück völlig übersehen und reich an magischen Orten. Welche das sind, wird jeder für sich selbst empfinden. Für mich ist einer solcher Orte der Durchgang des (ehemaligen) Nullmeridians durch dieses Felsentor an der Westküste der Insel. Es befindet ziemlich genau 5 km nördlich des Monumento Meridiano Cero, das auf dem Punkt steht, durch den bis zum 22. Oktober 1884 der – zumindest in Europa – gebräuchlichste Nullmeridian verlief. An diesem Tag traten die Regelungen der International Meridian Conference (Washington, D.C.) in Kraft, die sich auf die Verortung eines einzigen, weltweit gültigen Nullmeridians einigte und ihn in Greenwich fixierte.
Im Frühjahr, an lauen Abenden, reibt sich der Wind lautstark an den Felsen. Nach Sonnenuntergang glaubt man, zunächst vereinzelt Kinder schreien zu hören, schließlich ertönt von den Felsen her ein Kreischen, das einem die Haare zu Berge stehen lässt. Bis man gewahr wird, dass es sich um Gelbschnabel-Sturmtaucher handelt, die von ihren Tagesausflügen auf dem Meer heimkehren, um ihre Jungen in den Felsnischen mit Futter zu versorgen. Den Seefahren, die wie Kolumbus bei seiner zweiten Fahrt von hier aus nach Westen segelten, galt der Atlantik als das „mare finestre“, das dunkle Meer – danach kam nichts mehr außer Düsternis. Und aus diesen finsteren Gefilden kommen abends die Sturmtaucher mit jammervollem Geschrei …
Das Bild entstand kurz nach Sonnenuntergang und wurde bei Blende 20 für 104 Sekunden belichtet.
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