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Ke U.


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Endstation

Ein Bild für einen Kumpel sein Gedichtebuch.
Mal gucken obs als Cover angenommen wird :)).


Endstation

Er wartet schon auf uns.
Kannst du ihn denn nicht sehn´?
Da vorne am Gleis eins,
los, schnell, wir müssen gehn´!
Hast du die Tickets eingesteckt?
Hast du sie nicht vergessen?
Ich bin nervös, ganz aufgeregt,
nein, ich bin nicht vermessen!
Ich will den Zug nur nicht verpassen,
komm, los, wir steigen ein!
Er soll nicht ohne uns los fahr´n,
wer weiß, es könnt´ der Letzte sein!
Ich sehe, dein Gepäck ist schwer,
doch kann ich dir´s nicht tragen!
Zwar sind die schmalen Gänge leer,
doch auch ich bin schwer beladen.

Hier, der Waggon, so groß, so still,
kein Lärm, hier ist es friedlich.
Stell deinen schweren Koffer ab,
wir machen´s uns gemütlich!
Hast du den Pfiff denn auch gehört,
der schrill von draussen erklang?
Ich spüre, wie der Zug anfährt,
ja, wirklich, er rollt an!
Die Sonne strahlt, wir werden schneller,
die Landschaft sprintet rasch vorbei,
genieße den Blick aus dem Fenster,
freue dich, fühle dich frei!
Wir beide haben es gewagt,
ja, wir sind eingestiegen!
Wie lang ist schon die längste Fahrt,
wenn zwei Menschen sich lieben!?
Der Zug bremst ab, fühlst du es auch?
Die erste Haltestation!
Schau da, Passanten steigen zu…

Hey, sag mir, träumst du schon?

Was siehst du denn, was ich nicht sehe?
Sind es ulkige Gestalten?
Sind es bettelarme Kinder,
die ihr Leben selbst verwalten?
„Ach nichts, sagst du, dann stehst du auf,
um dich „mal umzusehn´,
ob ich mit soll, frag´ ich dich,
„Nein, ich will alleine gehn´!
Ganz kurz berühren sich unserer Lippen,
dann bist du weg, gegangen, fort,
nur ich sitze noch im Waggon,
du bist an einem anderen Ort!
Ich blicke aus dem Fenster,
versuch´ mich abzulenken,
dass dies nicht funktionieren würde,
konnt´ ich mir vorher denken!
Die Minuten werden länger,
scheinen niemals zu vergehn´,
empfange doch meine Gedanken:
Komm, ich will dich wieder sehn´!
Jetzt und hier, am besten gleich!
Noch vor der Haltestelle!
Da öffnet sich die Schleusentür,
du trittst über die Schwelle!

Ich lächle nur und kann nichts sagen,
versuche dein Gesicht zu sehn´.
Ich stehe auf, will dich umarmen,
du trittst zurück, du lässt mich stehn´!
Langsam hebst du deinen Kopf,
Tränen glänzen in den Augen,
entschlossen greifst du nach dem Koffer,
nein, ich will, ich kann´s nicht glauben!
Doch du lässt gar keinen Zweifel,
ja, ich sehe es dir an,
ich sehe nun auch, was du siehst,
ein Anderer hat´s dir angetan!
Noch einmal öffnet sich die Tür,
nun, das wird er wohl sein!
Und wie ein blinder Passagier,
mischt er sich in unser Leben ein!
„Entschuldige!, das flüsterst du,
mehr bringst du nicht heraus,
der Zug, er bremst und kommt zur Ruh´,
und ihr beiden steigt aus!
Arm in Arm und Schritt für Schritt,
so zieht ihr nun von Dannen.
Du ziehst davon, ich bleib´ zurück,
mit Tränen auf den Wangen.

Der Zug, er setzt sich in Bewegung,
und ich allein nun mittendrin,
ich fürchte, nun beginnt die Suche,
nach Glück, Erfolg, nach Lebenssinn!
Ich summe Lieder vor mich hin,
und draussen siegt der Regen,
die Sonne erinnert mich an dich,
sie ließ mich ebenfalls im Stich!
Auf Tagesstunden folgt die Nacht,
doch kann ich nicht einschlafen,
hab ständig nur daran gedacht,
wie wir im Zug eintrafen.

Damals, als alles hat begonnen,
als alles war so neu, so schön,
doch ist die Freude schnell zerronnen,
als ich dich habe gehen sehn´!
Geplagt von Selbstmitleid und Trauer,
der nächste Bahnhof ist nicht weit,
innerlich hab´ ich mich entschlossen,
und bin zum Aussteigen bereit.
Der Zug hält still, doch ich nicht mehr,
ich will nun endlich fliehen,
doch ein Strom neuer Zugfahrgäste,
lässt mich nicht so einfach ziehen.
Sie appellieren, zerren, weinen,
mein Vorhaben scheint ihnen nicht fremd,
doch zu gepeinigt ist die Seele,
ich habe mich vorbeigestemmt!
Der Ausstieg klafft nun vor mir auf,
der Bahnsteig, drei Stufen entfernt,
ein letztes Mal fasse ich Mut,
ich habe wohl dazugelernt!

Ohne das ein Pfiff ertönt,
fährt der Zug nun wieder ab,
Die Enttäuschung hat gesiegt,
beendete die Lebensfahrt.
Ich setze mich auf kalten Stein,
mein Gepäck rings um mich her.
Zum Warten bin ich nun bereit,

ein Warten in der Ewigkeit.

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