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Erdkröte (Bufo bufo)

Bramscher Nachrichten, 15. März 07:

(wp) Lautes Quaken erfüllt die Luft in der Nähe von vielen Tümpeln und Seen in diesen ersten frühlingshaften Tagen des Jahres. Unzählige Amphibien haben sich an den Gewässern eingefunden, um sich dort zu paaren und abzulaichen.

Besonders die plump wirkenden, von Blattern ("Warzen") bedeckten Erdkröten (lateinisch: Bufo bufo), die eigentlich nachtaktiv sind, sieht man zuhauf an den Ufern in der Sonne sitzen. Wie alle Amphibien sind auch sie wechselwarme Tiere. Das heißt, dass ihre Körpertemperatur mit der Umgebungstemperatur schwankt. Sie sinkt im Winter so weit ab, dass die Tiere in Kältestarre fallen. Ihr Stoffwechsel wird dadurch so weit heruntergefahren, dass sie - zumeist vergraben in tiefen Erdhöhlen - ohne Nahrungsaufnahme die kalte Jahreszeit überstehen.
Erst im Frühjahr, wenn die Temperaturen ansteigen, beschleunigt sich der Stoffwechsel wieder so weit, dass die Amphibien aus ihrer Starre erwachen. Sie sind nun paarungsbereit und ziehen aus ihren Winterquartieren - meistens Waldrändern - instinktiv zurück zu dem Gewässer, in dem sie selbst zur Welt gekommen sind.
Zumeist schon auf der Wanderung klettern die Krötenmännchen zwecks Paarung auf ein Krötenweibchen und klammern sich mit Hilfe von Schwielen an den ersten drei Fingern ihrer Vorderfüßchen am Bauch der Gattin fest. In dieser Position lassen sie sich vom größeren Weibchen oftmals mehrere hundert Meter bis zum Laichgewässer tragen. Auf diese Art sichert sich ein Männchen seine Partnerin schon rechtzeitig, denn um ein Weibchen buhlen durchschnittlich drei Männchen. Hat ein Männchen eine Partnerin gefunden, so hält es Konkurrenten mit Fußtritten auf Distanz.
Pro Weibchen ist mit 3000 bis 6000 Eiern zu rechnen, die in langen Laichfäden abgelegt werden. Das Männchen befruchtet den Laich, sobald er die Kloake des Weibchens verlässt. Während der Laichablage umschwimmt das Paar Schilf oder andere Wasserpflanzen und verhindert so, dass die Fäden abdriften können.
Nach etwa zwölf bis 18 Tagen schlüpfen daraus Kaulquappen, die auf den ersten Blick mehr Ähnlichkeit mit Fischen haben als mit ihren Eltern. Wie Fische besitzen sie Kiemen und Flossen und sind an Land nicht lebensfähig. Innerhalb von drei bis vier Monaten durchlaufen sie eine Metamorphose - das heißt, sie verändern ihre Gestalt: Sie werden zu lungenatmenden Landtieren mit vier Beinen, genau wie ihre Eltern. Den ganzen Sommer verbringen sie an dem Gewässer. Erst im Herbst begeben sie sich auf die Wanderung ins Winterquartier. Bis sie geschlechtsreif werden, dauert es allerdings noch drei bis fünf Jahre. In freier Wildbahn werden die Tiere etwa zehn bis zwölf Jahre alt - in Terrarienhaltung deutlich älter.
Besonders gefährdet sind die Amphibien auf ihren Wanderungen, denn oftmals haben sie vielbefahrene Straßen zu überqueren. Selbst wenn ein Autofahrer die gut getarnten Gesellen rechtzeitig erkennt und mit geschicktem Lenkmanöver so über sie hinweg fährt, dass sie von den Reifen unberührt bleiben, sind sie zumeist doch dem Tode geweiht: Durch den Sog, der unter dem fahrenden Auto entsteht, explodieren die kleinen, weichen Körper geradezu bei Geschwindigkeiten über 30 Stundenkilometern.
Um ihnen dieses Schicksal zu ersparen, bauen Tierfreunde an dafür bekannten Straßen Jahr für Jahr Krötenzäune auf. Jeden Morgen werden die Eimer kontrolliert, die alle paar Meter entlang des Zauns bis zum Rand in den Boden eingelassen sind. Hineingefallene Tiere - oftmals nicht nur Kröten, sondern auch kleine Salamander und andere Lurche - werden vorsichtig hinausgenommen und über die Straße getragen. Nur wenige, aber dafür umso wichtigere Meter näher zum Ziel.

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