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Frank Samolak


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Fakten schaffen

Obwohl der Abriss der Tagesanlagen von Schacht 1 der Zeche Lohberg in Dinslaken noch nicht abgeschlossen war, wollte man offenbar auch an Schacht 2 schnell Fakten schaffen, in dem man das Mauerwerk mit der Abbruchbirne bearbeitete. Vielleicht sollte so ausgeschlossen werden, dass doch noch jemand den besonderen Wert der Architektur von Fritz Schupp erkennt und möglicherweise den Abriss verhindern will.

Das Fördergerüst soll angeblich erhalten bleiben. Wenn es nicht "zufällig" beim Abbruch der Unterbauten so stark beschädigt wird, dass auch hier der Abriss unumgänglich wird. Einen ähnlichen "Zufall" gab es schon an der Schachthalle von Schacht 1, die beim Abriss der Kohlenwäsche beschädigt wurde.

Commentaire 9

  • Frank Samolak 09/03/2014 10:17

    @ Frederik De Meyer

    Das wäre natürlich die beste Lösung. Aber man muss es wenigstens ernsthaft versuchen.

    @ gelbhaarduisburg

    Du siehst es wohl richtig, leider.
  • gelbhaarduisburg 09/03/2014 10:10

    Stimme dir ja in fast allem zu. Ist aber leider nun mal so, dass Du für eine Kirche oder ein altes Schloß (siehe Moyland) schneller eine Lobby zusammenbekommst als für Industriegebäude. Oder seh ich das flasch?
  • Frederik De Meyer 09/03/2014 9:55

    Man müss jedenfalls suchen nach Privatinvestoren für neue Nützungen, denn die Staat -das wissen wir alle- hat kein Geld mehr dafür.
  • Frank Samolak 09/03/2014 9:38

    @ gelbhaarduisburg

    Beispiel Schlägel & Eisen Schacht 7: Es gab seriöse Berechnungen, nach denen Umbau und Umnutzung der Gebäude zu gewerblichen Zwecken eher günstiger gewesen wären, als Abriss und Neubebauung. Trotzdem wurde lieber abgerissen.

    Beispiel Nordstern: Die Zechengebäude werden heute hauptsächlich als Verwaltung der Immobilienfirma Vivawest genutzt. So ersparte man sich den Neubau einer Verwaltung und residiert nun in exklusiver und markanter Umgebung.

    Auch die Schachthalle von Lohberg 2 könnte sicher umfunktioniert und gewerblich genutzt werden. Aber man versucht es ja noch nicht einmal und kennt nur eine Lösung: Abriss. Sorry, so sieht für mich kein verantwortungsvoller Umgang mit unserer Geschichte aus.

    Letzten Endes ist Denkmalschutz aber auch Kultur. Und Kultur kostet nunmal immer Geld, egal ob Theaterförderung, Filmförderung oder eben der Erhalt historischer Gebäude.
  • gelbhaarduisburg 09/03/2014 9:24

    @Frank Samolak
    Tja, Frank, diese Diskussion könnten wir lange führen. Klar, ich fände es auch schön, bliebe von allem so viel wie möglich erhalten. Bleibt aber doch noch die Frage nach dem Geld. Wer soll all diese Maßnahmen zur Erhaltung und dauerhaften Konservierung bezahlen?
  • Frank Samolak 09/03/2014 8:57

    @ gelbhaarduisburg

    Danke für Deinen Kommentar. Es ist schon richtig, dass die Phase des Ruhrbergbaus zeitgeschichtlich gesehen nicht sehr lange dauerte. Aber für das Ruhrgebiet war diese Phase von ganz entscheidender Bedeutung, hat es zum größten Ballungsraum Europas werden lassen. Hätte es hier keinen Bergbau gegeben, würden wir heute wohl in einer landwirtschaftlich geprägten und eher dünn besiedelten Region leben.

    Auch das Spätmittelalter war zeitgeschichtlich gesehen nicht sehr lang. Aber würde man deshalb die Burgen am Rhein, die in dieser Zeit gebaut wurden, abreissen? Hätte man am Ende dieser Epoche schon so gedacht, würde es heute keine Burgen am Rhein mehr geben. Wäre das nicht schade?

    Sicher ist es nicht nötig, dass wir von Denkmälern "umzingelt" werden. Aber wie viel ist vom "alten Ruhrgebiet" noch erhalten und wie viel ist schon verschwunden? Sollte man mit den verbliebenen Überresten nicht etwas sorgsamer umgehen? Wenn sich doch die Möglichkeit bietet, was spricht dagegen, das Alte mit dem Neuen zu verbinden, um so etwas Besonderes abseits des Üblichen zu schaffen? Warum will man ungeachtet dieser Möglichkeiten historische Bauten ohne zwingende Gründe unbedingt abreissen? Hier sind etwas mehr Geschichtsbewusstsein und Kreativität gefragt. Dass es funktioniert, sehen wir doch bei Nordstern oder Zollverein.

    Besonders Lohberg 2 ist architektur-geschichtlich wertvoll und bietet sicher auch Potential zur Umnutzung. Das Gerüst in Einheit mit seinen Unterbauten wurde von Fritz Schupp als Weiterentwicklung von Zollverein 12 entworfen und angesehen. Wenn nur das nackte Gerüst erhalten bleibt, ist es so, als würde man von einer historischen Kirche nur den Kirchturm erhalten und das Kirchenschiff abreissen. Oder von einem Oldtimer-Auto nur die Karosserie erhalten und den Motor ausbauen und verschrotten. Welchen Sinn hätte das?
  • gelbhaarduisburg 09/03/2014 8:23

    @Frederik De Meyer
    Die Frage mag man sich stellen können, ja. Mir ging es aber um Grundsätzliches. Und zur Zeit sieht es so aus, als bliebe der große Förderturm und das Ensemble der Empfangsgebäude stehen. Ich finde, das ist Denkmal genug. Wenn diese Teile auch weg gerissen würden, bräche mir das das Herz - 3einhalb Jahre Lohberg haben ihre Wirkung hinterlassen...
  • Frederik De Meyer 09/03/2014 0:19

    Du hast recht, wenn du sagst man kan nicht alles unter Denkmalschütz platzen, aber es scheint hier so zu sein, dass man wertvolle Teilen abgebrochen hast. Auch soll man sich die Frage stellen, ob man die möglichkeiten für eine neue Nützung gut angeschaut hat.
  • gelbhaarduisburg 08/03/2014 22:35

    Großartiges Foto eines heißgeliebten Ortes, aber ein Wort zu deinen Anmerkungen: Auch ich finde es ein Stück weit traurig, dass immer weniger alter Ruhrpott zu finden ist. Aber soll wirklich jedes alte Stahlwerk, jede alte Zeche zum Denkmal werden? Wollen wir von Denkmälern umzingelt sein? Soll der Ruhrbergbau posthum heilig gesprochen werden? Fahr mal rechts ran. Das waren 200 Jahre, in denen hier gefördert wurde. Zeitgeschichtlich ist das nun nicht sooo viel. In 100 Jahren schon sind das nur noch zwei, drei Seiten im Geschichtsbuch (falls es sowas dann noch gibt).