Feldpost vom Opa 24.07.1917...bin noch gesund!
17 Jahre und seiner Jugend beraubt...
schau in beide Gesichter und du erkennst Desillusion und die Angst vor dem, was morgen kommt.
Auf Schlachtfeldern gibt es keine Zukunftslösungen!
Opa Emil – War ein Zeitzeuge und erzählte mir über Flucht, über Krieg, über Frieden
… und darüber, warum wir alles dafür tun müssen, jeden Krieg auf der Welt zu verhindern.
Es sollte „der größte Krieg, welchen die Welt bisher gesehen hat“, werden, wie der Zentrumspolitiker Carl Bachem im Rückblick schrieb – mit bis zu diesem Zeitpunkt unvorstellbaren Folgen: 9 Millionen Soldaten und 6 Millionen Zivilisten starben durch bis dahin unbekannte Massenvernichtungswaffen bis hin zum Giftgas. Eine unfassbare Bilanz, unfassbar auch dadurch, dass Europa und die Welt nicht darauf vorbereitet waren.
Etwa 2 Millionen Deutsche, 1,8 Millionen Russen, 1,5 Millionen aus Österreich-Ungarn, 1,3 Millionen Franzosen und 750 000 Briten starben. An jedem Tag
starben im Schnitt etwa 6000 Soldaten: ein ungeheurer Blutzoll. Die meisten Menschen
fielen dem gigantisch vervielfachten Einsatz der Artillerie zum Opfer. Trommelfeuer und
Artilleriebeschuss über kurze und lange Strecken machte etwa die Schlacht an der
Somme zum blutigsten Massaker des Ersten Weltkriegs. Hinzu kam die verheerende
Wirkung der neu entwickelten Maschinengewehre. Diese effektiven Defensivwaffen
vereitelten insbesondere Sturmangriffe, indem sie die Anrennenden gnadenlos
niedermähten. Die Zahl der zusätzlichen zivilen Opfer wird auf rund sechs Millionen geschätzt.
Das massenhafte Sterben und Leiden – an der Front und in der Heimat – war die Grunderfahrung des Ersten Weltkrieges. In Deutschland führten Versorgungsengpässe, steigende Lebensmittelpreise und nicht zuletzt das Gefühl einer ungerechten Verteilung schon 1915 zu ersten Hungerkrawallen. Die nationale Gemeinschaft, die seit Sommer 1914 nicht nur propagiert, sondern vom größten Teil der deutschen Bevölkerung auch als solche empfunden wurde, bekam angesichts offenkundiger sozialer Ungleichbehandlung sichtbare Risse.
Am 11. November 1918 schwiegen endlich die Waffen. Vorbei war der Weltkrieg nicht: Millionen Verstümmelte kämpften ein Leben lang mit den Folgen. Sie hatten im Gemetzel ihr Ich eingebüßt.
„Süß ist der Krieg nur dem Unerfahrenen, der Erfahrene aber fürchtet im Herzen sehr sein Nahen.“
(Pindar)
Wolfgang Borchert – Dann gibt es nur eins
https://www.youtube.com/watch?v=l8WapAIVhzY
All das Schreckliche,
was W. Borchert hier schildert
und was wir
mit dem Wort "Krieg" verbinden,
wird eintreten, vielleicht schon bald,
"Wenn wir nicht NEIN sagen"
Was geschah noch 1917...
5. 1.1917
In einer Neujahrsbotschaft an die Truppen ruft im Felde Kaiser Wilhelm II. zu unvermindertem Kampf gegen die Entente auf.
7. 1.1917
Ein Treffen zwischen dem Vorstand und der parteiinternen Opposition eröffnet die letzte Etappe der Spaltung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).
22. 1.1917
In einer Rede vor dem amerikanischen Senat fordert Präsident Woodrow Wilson einen "Frieden ohne Sieger".
14. 2.1917
Die Gesamtsumme der vom Reichstag seit 1914 bewilligten Kriegskredite beläuft sich inzwischen auf 64 Milliarden Mark.
23. 2.1917
Die Mehrheitsfraktion der SPD stimmt im Reichstag der neuen Vorlage für Kriegskredite zu, "solange die Eroberungsziele der Feinde bestehen".
24. 2.1917
Wegen des Kohle- und Holzmangels werden in Berlin sämtliche Schulen geschlossen.
25. 2.1917
Deutsche Großindustrielle werfen Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg Schwäche in der Kriegführung vor und fordern seinen Rücktritt.
26. 2.1917
Ein deutsches U-Boot versenkt den schnellsten britischen Passagierdampfer, die "Laconia".
2. 3.1917
In der deutschen Presse erscheinen Aufrufe, keine sogenannten Jammerbriefe an die Front zu senden, um die Soldaten nicht zu demoralisieren.
22. - 24. 3.1917
Nachdem die neue russische Regierung die Fortführung des Kriegs versprochen hat, wird sie von den Entente-Mächten offiziell anerkannt.
6. 4.1917
Kriegserklärung der USA an das Deutsche Reich.
27. 4.1917
In den neuerbauten Leuna-Werken bei Merseburg wird die Produktion von Ammoniak (Giftgas) aufgenommen.
19. 6.1917
In Großbritannien wird das Wahlrecht für Frauen ab 30 Jahren eingeführt.
20. 6.1917
Die "Kaiser-Glocke" des Kölner Doms, die mit 543 Zentnern eine der schwersten der Welt ist, wird zur Metallverwertung eingeschmolzen.
27. 6.1917
Kriegseintritt Griechenlands auf seiten der Alliierten.
6. 7.1917
Matthias Erzberger (Zentrum) fordert eine Resolution für einen annexionslosen Frieden, da keine Aussicht auf einen Sieg mehr bestehe.
19. 7.1917
Die auf Initiative von Erzberger eingebrachte Friedensresolution wird mit den Stimmen der Mehrheitsparteien Zentrum, Deutsche Fortschrittspartei und SPD angenommen, die sich zuvor im interfraktionellen Ausschuss darüber abgestimmt haben. Die Resolution fordert einen Verständigungsfrieden ohne Annexionen.
1. 8.1917
In einer Friedensbotschaft verlangt Papst Benedikt XV. (1851-1922) einen Frieden ohne Annexionen. Während der Vorschlag im kriegsmüden Italien große Zustimmung findet, lehnen das Deutsche Reich und die Entente ihn ab, weil sie inmitten heftiger Kriegszieldiskussionen stehen.
2. 8.1917
Friedensdemonstrationen von etwa 400 Matrosen in Wilhelmshaven.
5. 8.1917
Meutereien in der deutschen Hochseeflotte. Die Anführer werden verhaftet.
25. 8.1917
Fünf Anführer des Matrosenaufstandes der deutschen Hochseeflotte werden zum Tode verurteilt. Der Oberbefehlshaber der deutschen Flotte, Admiral Reinhard Scheer (1863-1928), wandelt drei der Todesurteile in Haftstrafen um, besteht jedoch auf der Erschießung der beiden Heizer Max Reichpietsch (1894-1917) und Albin Köbis (1892-1917). Beide Matrosen waren Hauptredner bei Protestversammlungen der Hochseeflotte.
28. 11.1917
Die russische Räteregierung schlägt allen kriegführenden Parteien einen Waffenstillstand vor. Deutschland und Österreich-Ungarn stimmen zu, die Alliierten lehnen einen Seperatfrieden Russlands mit den Mittelmächten ab.
15. 12.1917
Der Waffenstillstand zwischen Russland und dem Deutschen Reich wird bis zum 14. Januar 1918 verlängert.
LouisaZ 12/03/2023 13:45
Danke für den Link zu Wolfgang Borchert.Er war schon in meiner Schulzeit von uns verehrt. "Draußen vor der Tür" war Pflicht."Dann gibt es nur eins - sag NEIN" - das passt nur, wenn auf allen Seiten das NEIN gesprochen wird, bzw. wenn Putin schon vom Volk mit NEIN gestoppt worden wäre.
Ach, das führt hier zu weit. Wir werden vermutlich in "Foto-Schranken" gewiesen. Politik habe hier nichts zu suchen.
Bleiben wir aber guter Dinge!
Herzlichst grüßt dich Sigrid
LouisaZ 11/03/2023 23:36
Mich beeindruckt, lieber Bodo, dass du so ausführlich diese Postkarte noch begleitet hast. Das muss dich schon enorm beschäftigt haben, und das kann ich auch verstehen.Warum muss es so viel Leid geben? Ich denke mal, dass wir Menschen eine gewisse
Fehlproduktion sind. :-((
Dennoch wünsche ich dir einen angenehmen Sonntag.
Herzlichst grüßt dich Sigrid
Wellenteilchen 11/03/2023 20:03
Eindringliche Doku!Wo die Zeitzeugen aus WK 2 nun bald auch nicht mehr leben, können die jungen Leute nicht mehr vor dem hohlen Geschwafel und Kriegsgeschrei der Journaille und der Politik geschützt werden, vG Martin
heike_k 11/03/2023 16:11
Vielen Dank für's Zeigen und Dokumentieren, Bodo.Ich unterhalte mich gerade mit meiner Mama auch über alte Zeiten...
Warum muss sich bloß alles immer wiederholen...:-(
LG Heike
Swiss Photo 11/03/2023 15:36
Gute Doku! Gruss s.p.DereL 11/03/2023 13:39
Gut mit dem Text. Geschichte wiederholt sich nicht, sagt man, aber dass man gegenseitig übereinander herfällt.Habe die Geschichte meines Großvaters recherchiert, der an der Westfront überall da eingesetzt worden war, wo es besonders kritisch wurde und überlebt hat.
Keine in der Familie weiß, wie mehrere Fotos eines französischen Soldaten, wahrscheinlich Offizier, in seinen Besitz gekommen sind und wer die Personen auf den Fotos sind.
Eigentlich waren alle auf beiden Seiten ganz normale Leute, wie die Fotos vom damaligen "Feind" zeigen.
VG
DereL
Skat 11/03/2023 13:24
Beeindruckend... Danke fürs Zeigen und Deine Mühe...Gruß Skat
Heiko Lewerenz 11/03/2023 13:10
Nachdenklich machend.Danke