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Alexander Voltz


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Fiat vs. Triumph

Der Nachfolger des „Topolino“, der legendäre „Nuova 500“ (einschließlich „Giardiniera“ und einiger Sondermodelle), wurde von 1957 bis 1976 in 3.702.078 Exemplaren gebaut. Im Juli 1957 stellte Fiat den Nuova 500 vor („Nuova“, weil bereits der Topolino offiziell „Fiat 500“ hieß). Technisch hatten der Neue und der Topolino nichts gemeinsam.

Der „Cinquecento“ („Fünfhundert“) hatte nun Einzelradaufhängung, selbsttragende Karosserie und einen luftgekühlten Heckmotor. Der zweifach gelagerte Zweizylinderreihenmotor, ein Gleichläufer („Twin“) mit hängenden Ventilen und einem Hubraum von 479 cm³, leistete 10 kW (13,5 PS). Über ein unsynchronisiertes Vierganggetriebe, das mit dem Differenzial verblockt war, wurden die Hinteräder angetrieben. Der Wagen erreichte maximal 85 km/h.

Die mit Schnecke und Segment gelenkten Vorderräder waren an oberen Dreiecklenkern und einer unteren Querblattfeder aufgehängt, die als Lenker, Feder und Stabilisator diente. Die Hinterachse hatte Schräglenker mit Schraubenfedern und Längsschubstreben.

Die Verkaufszahlen der ersten Ausführung des Nuova 500 blieben hinter den Erwartungen zurück, weshalb schon zum Autosalon in Turin im Herbst 1957 ein stärkerer Motor präsentiert wurde, der 11 kW (15 PS) leistete. Der kleine Fiat 500 war jetzt 90 km/h schnell. Nur Abarth-Versionen erreichten höhere Leistungen.

Der 500er war spartanisch ausgestattet und hatte bis 1959 ein langes bis zum Motorraum reichendes Rolldach. Der Anlasser wurde bis zum letzten Typ mit einem Seilzug betätigt.

1960 stellte Fiat den 500 D vor. Wie beim „Nuovo“ waren die Türen noch hinten angeschlagen, sog. (Selbstmördertüren); das Rolldach war durch ein mit der Karosserie verschraubtes Teilhardtop aus Blech und ein kürzeres Faltdach ersetzt. Vielfach wird das verschraubte Dach heute wieder entfernt, um in den Genuss des Cabriolimousinen-Feelings der frühen 500er zu kommen, obwohl die Kunststoff-Heckscheiben des langen Rolldachs hinsichtlich Verspröden und Bruch sehr empfindlich sind. Der Motor leistete jetzt 13 kW (17,5 PS), sodass die 100-km/h-Grenze als Höchstgeschwindigkeit erreichbar war.

Im gleichen Jahr wurde eine Kombiversion mit flachem bzw. um 90° nach rechts geneigtem Motor unter dem Namen „Giardiniera“ (Gärtnerin) vorgestellt. Die flache Anordnung des Motors und der Nebenaggregate ermöglichte bei einer Verlängerung der Karosserie um 210 mm auf 3182 mm vier Sitze und einen kleinen Kofferraum, der durch Umklappen der Rücksitze vergrößert werden konnte.

1965 wurde der Typ D durch das F-Modell mit 13 kW (18 PS) abgelöst. Die Türen beim Typ F waren vorne angeschlagen, und das Hardtop wurde durch ein Blechdach, also durch eine geschlossene Karosserie ersetzt. Das nach wie vor gelieferte Faltdach war genauso groß wie beim D. 1968 wurde auch eine Luxus-Variante 500 L präsentiert, äußerlich erkennbar an zusätzlichen Chrombügeln und Zierleisten sowie einem breiten Tacho.

1972 wurde als letzte die Baureihe R mit 594 cm³ und 13 kW (18 PS) vorgestellt. Autobianchi produzierte die Kombiversion noch bis 1976.

Übrigens: Wenn man einen 500er „mit Faltdach“ angeboten bekommt, ist das nichts Besonderes. Ganz im Gegenteil! Ein Fiat 500 ohne Faltdach ist etwas Besonderes, meist dann ein Francis Lombardi „My Car“ oder ein Steyr-Puch, ein österreichisches Lizenzprodukt, das auf der Fiat-500-Karosse basiert. Die Steyr-Puch-Modelle hatten anfangs einen Boxermotor und eine Pendelachse mit eigenem Getriebe. Erst zum Schluss der Bauzeit übernahm Steyr-Puch das 500er Getriebe samt Hinterachsschwingen. Auch zahlreiche andere Details wichen vom italienischen Original ab. Anfangs lagen die Steyr-Puchs in ihrer Motorleistung auf ähnlichem Niveau wie die 500er, hatten aber mehr Potenzial, weil der Motor zu weniger Schwingungen neigte und Querstromzylinderköpfe hatte.

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