Burkhard Bartel


Premium (World), Stuttgart

Finsteres Mittelalter

In diesen drei eisernen Körben wurden im Jahr 1536 Bernhard Krechting, Bernd Knipperdolling und Johann Bockelson, genannt Jan van Leiden, am Turm der Lambertikirche in Münster in Westfalen den Bürgern der Stadt zur Schau gestellt. Es ist nicht gesichert überliefert, ob dies vor oder erst nach ihrem gewaltsamen Tod erfolgte. Am 6. Januar 1536 verurteilte ein Inquisitionsgericht in Wolbeck die drei Gefangenen zum Tode. Ihnen sollte "alles Fleisch mit glühenden Zangen von den Knochen abgerissen und dann Gurgel und Herz mit glühenden Eisen durchstoßen werden". Die öffentliche Vollstreckung des Urteils erfolgte am 22. Januar 1536 auf einem Schaugerüst auf dem Prinzipalmarkt. Die Exekutionen dauerten mehrere Stunden. Die toten Körper der Exekutierten wurden nach einer Überlieferung in die bereitgestellten Körbe gesteckte und anschließend an der Südseite des Turms von St. Lamberti hochgezogen und an Haken gehängt. In der Mitte hing, etwas erhöht, der Korb des "Täuferkönigs". Noch 1585 sollen letzte Knochenreste zu sehen gewesen sein. Die Körbe sind bis heute ein Wahrzeichen der Stadt Münster.

Das Täufertum entwickelte sich in den 1520er Jahren als radikaler Zweig der Reformation Martin Luthers. Die Wiedertäufer konnten die Kindertaufe nicht anerkennen. Zuerst kommt der Glaube, dann die Taufe. Damit wurden die schon getauften Kinder als Erwachsene noch einmal getauft. Immer mehr Gesinnungsgenossen, vor allem auch aus Holland, strömten nach Münster. Sie lebten in Gütergemeinschaft, führten die Polygamie ein und erwarteten die baldige Wiederkehr Christi. Jan van Leider hatte zuletzt 16 Ehefrauen. Die Wiedertäufer haben sich in der Stadt verschanzt. Nach eineinhalb Jahren Belagerung wurde Münster am 24. Juni 1535 von den evangelischen Fürsten eingenommen. Ein Blutbad beendete das Täuferreich.

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