Flechtengesellschaft auf Klostermauer

Flechtengesellschaft auf Klostermauer

Links oben im Bild findet sich der Zierliche Schönfleck (Caloplaca pusilla; lat. pusillus: sehr klein, winzig - wegen des kleinen Lagers), am rechten Bildrand ist ein halbes Lager der Schwarzweißen Buellie Diplotomma alboatrum; lat. albus: weiß - ater: schwarz) mit weißlichem, areolierten Lager und weißlich bereiften Apothecienscheiben zu sehen. Waren diese beiden noch einigermaßen sicher zu bestimmen, so hatte es das graue Lager mit den dunklen Apothecienscheiben und lagerfarbenen Rändern in sich. Nach Mikroskopie, Untersuchung der Sporen (siehe kleines Zusatzbild, mit Flechtenalge) und Befragung der Flechtenspezialisten, habe ich mich für Rinodina gennarii (Braunsporflechte) entschieden. Das weiß berandete Apothecium gehört zur sehr häufigen Zerstreuten Kuchenflechte (Lecanora dispersa); die grünlichgelbe Kruste habe ich nicht bestimmt.


Einige der gefundenen Arten bevorzugen kalkhaltige Substrate, andere Silikatgestein ... das passt also nicht zusammen. Dieses Paradoxon (scheinbarer Widerspruch) lässt sich indes in diesem Fall leicht erklären: Das Mauer-Gestein ist zwar silikatisch (Basalt), die Mörtelfugen enthalten aber Calcium-Ionen. Diese werden vom Regen ausgewaschen und gelangen teilweise auf den Basalt. Daher finden hier beide Substratspezialisten ihr gemeinsames Fortkommen. Leider lassen sich viele Paradoxa in der Lichenologie nicht so leicht aufklären.