Freitagsfoto ! Eine Lieblingstour die nicht Rund lief
Immer schon meine liebste Tour im Plan 301 der Tag 8. So auch am 10. November 1980 D 504 Halle – durchgehender P 7337 Leipzig + E 807 zurück Saalfeld. Bei unsern 01er Loks ging alles etwas durcheinander zu dem Zeitpunkt eigentlich nichts ungewöhnliches da eben Lokmangel herrschte. Unsere zugeteilte Lok war die 01 2114 dazu ein junger Heizer Vogler R. Anfangs lief alles ganz normal wie an Schnürchen auch bei der nicht gerade idealen Kohle auf dem Tender nach Halle. Ebenfalls beim durchgehenden Personenzug rüber nach Leipzig Hbf. Dampf war immer genug auf unseren Hochleistungskessel. Mehr Sorgen im Voraus kam hoch wenn ich ans ausschlacken und Rauchkammer reinigen dachte im Bw Leipzig Gl. 262 dem Kanal vor der Drehscheibe.
Mein Foto hier sagt eigentlich alles nun wars aus mit Gemütlichkeit. Die Rauchkammertür auf sahen wir die Bescherung sowas von voll man glaubt es kaum. Vorrücken zum ausschlacken oh je auch in der Feuerbüchse fanden wir eine Mondlandschaft vor alles verschlackt nur mit großer Mühe bekamen wir den Rost wieder frei ohne dabei Roststäbe mit rauszureißen. Doch hier konnten sie keinen Schaden anrichten siehe dazu letztes Freitagsfoto.
Mein Foto benötigt keine Worte was da abging.
Irgendwann war alles überstanden bis zum bespannen des E 807 war noch etwas Zeit. So erholten wir uns ein wenig befreiten uns vor all dem Schmutz um dann wieder ordentlich aussehend raus an unseren Feierabends Zug zu fahren nach Gl.3. Denn dort bei Gleis 1 war auf der Rollbahn (Eilgüterschuppen) eine Kantine fürs Personal um sich vor der Abfahrt noch zu stärken.
Pünktlich ging es dann Richtung Heimat los Zeitz planmäßig Halt und weiter nach Gera. Unterwegs kurz darauf rief mir mein Heizer zu unser Feuerschirm ist eingefallen. Oh je es sah nicht gut aus in der Feuerbüchse dazu die minderwertige Kohle machte sich auch bemerkbar beim Dampf machen. Im Nacken hatten wir schließlich den überwachten D 107 "Elstertal" von Berlin Schöneweite – Gera an 19.11 Uhr.
Glück nur in Gera laut Fahrplan hatten wir ja 22 Minuten Standzeit von 19.02 – 24 Uhr kaum eingefahren habe ich sofort Schiebelok bis Triptis angefordert wegen schlechter Kohle und eingefallenen Feuerschirm die auch in Form einer Diesellok schnell hinten daran war. So kämpften wir uns durch bis Saalfeld ohne Verspätung. Die 01 2114 wurde der Werkstatt zugeführt zur Reparatur ging somit aus dem Rennen.
Am folgenden Tag fuhr ich abermals als Fettschicht in Sonderleistung nach Leipzig allerdings den Tag 7 mit 01 1511 mit E 802 + E 805 meine zweitliebste Tour.
Wochenendgrüße, Ralf
Peter Semmelroch 17/06/2024 14:13
Tolles Bild und eine schöne Geschichte dazu, die man gerne liest!LG aus Singapur,
Peter
pldm 15/06/2024 9:25
Wieder ein Freitagsbild vom feinsten !Die Beschreibung dazu machen die Aufnahme perfekt.
Grüße Manfred
Bernd Freimann 14/06/2024 23:29
Nicht nur die Aufnahme ist genial, auch die dazugehörige Geschichte.Die Eisenbahner hatten Ehrgeiz und Improvisationstalent.
Man stelle sich vor, heute würde würde kurzfristig eine Schiebelok benötigt werden...
das würde vielleicht Tage, zumindest Stunden dauern...
Es grüßt der Bernd
Sigbert der Eisenharte 14/06/2024 22:21
Sehr schön geschildert und bebildert..VG DIrk
Vir Tuell 14/06/2024 19:37
Es gibt Tage, da klappt nichts. Mal kein Erlebnis aus dem Fahrdienst aber im Werkstattbereich geschen auch seltsame Dinge:Erst zwei Jahre im Betriebsdienst und schon war ein Heizrohr defekt. Nicht einfach nur so, sondern drei richtige schöne durch Lochfraß entstandene Löcher waren vorhanden. Das alte Rohr war recht schnell ausgebaut, und genauso schnell sollte das neue Rohr eingebaut werden. Doch es kommt ganz anders.
Mit Sack und Pack erscheint eine auf Kesselarbeiten spezialisierte Schlosserkolonne
Und da es gerade Frühstückszeit ist, bekommen die Jungs einen frisch gebrühten Kaffee. Das mitgebrachte Ersatzrohr wird mit dem alten verglichen. Der Durchmesser und die Dicke stimmen überein, einzig die Länge ist um 10 cm überdimensioniert worden, aber das ist ja nicht schlimm, man kann ein Rohr kürzen. Das Rohr wird in einen Bock gespannt und die abzulängende Stelle markiert.
Man glaube jetzt nur nicht, dass mit purer Muskelkraft und einer Eisensäge das Rohr gekürzt werden sollte. Nein, der Mensch ist intelligent, besonders wenn er Kraft sparen will. Ein Winkelschleifer mit Trennscheibe soll das Geschäft übernehmen. Der Schlosser setzt an und nichts tut sich. Man kontrolliert Kabel, Stecker, Steckdose und die Sicherung. Sogar dem Fi-Schutz misstraut man. Aber alles scheint in Ordnung. Den Beweis soll eine Bohrmaschine bringen, sie läuft kurz an und bleibt dann unvermittelt stehen. Die Fragezeichen in den Gesichtern werden immer größer.
Ein Winkelschleifer aus unserem Fundus wird gebracht, und siehe da er läuft. Die Aktion "Wir längen ein Rohr" kann beginnen. Sauber wird die gekürzte Stelle noch entgratet. Fertig ist das Rohr zum Einbau. Von der Rauchkammer wird das Rohr in den Kessel geschoben. Es gleitet auf den anderen Rohren in Richtung Feuerbüchse. Hier sitzt ein kleiner Schlosser und versucht das andere Ende des Rohres zu erwischen.
Das ist aber leichter gesagt als getan. Er hat nur eine 4 cm große Öffnung, durch die muss er gleichzeitig leuchten, schauen und mit einer Eisenstange das Rohrende erwischen. Nach einer geraumen Weile gelingt es ihm. Langsam, ganz langsam hebt er das Rohr hoch. Da geschieht das Unglück. In der Rauchkammer wurde von seinem Kollegen ein Besenstiel genommen, weil er das kurze Rohrstück nicht mehr mit den Händen führen konnte. Dieser Besenstiel ist gerade abgebrochen und das Rohr deshalb von der Eisenstange gerutscht. In der Rauchkammer schauen nur noch drei Zentimeter heraus. Das Rohr lässt sich nicht mehr bewegen. Es lässt sich nicht vorschieben noch zurückziehen. Und von der Feuerbüchse kommt man nicht an das Rohr ran. Guter Rat ist teuer.
Aber die Jungs wären keine Schlosser, wenn man sich nicht zuhelfen wüsste. Doch gerade jetzt ruft der Chef an. Er fragt nach dem Stand der Dinge. Nicht gerade begeistert registriert er das Ableben der beiden Elektrogeräte. Jetzt kann es weiter gehen. Eine Eisenstange wird geholt und in das Rohr geführt. Es könnte funktionieren, wenn die Stange fest mit dem Rohr verbunden wäre. Ein Geistesblitz erleuchtet die Szene. Das Rohrende und die Eisenstangestange müssen verschweißt werden, dann hat man eine starre Verbindung. Mit der kann das Rohr sicher geführt werden. Gedacht, getan. Der Schweißtrafo wird aus dem Wagen geholt, die Kabel entwirrt und bereit gelegt, die Elektrode wird eingespannt und der Trafo eingeschaltet. Es knallt nur dreimal kurz und heftig. Aus dem Trafo dringt weißer Rauch. Zwar wurde keine neuer Papst gewählt, aber auch diese Botschaft ist eindeutig, das dritte Elektrogerät hat an diesem Tag sich auf den Weg in die ewigen Jagdgründe begeben. Der Chef hatte noch etwas vergessen und ruft erneut an. Aus Gründen des Jugendschutzes geben wir seine Worte an dieser Stelle nicht wieder, als ihm das jüngste Ereignis berichtet wird. Wieder einmal wird mit eigenem Gerät geholfen und das Einbauen klappt schließlich und endlich.
Dieter Jüngling 14/06/2024 19:22
So ließt sich "Eisenbahnromantik"!Was dem Leser so gut gefällt, war für euch Personale, harte Arbeit.
Das Foto ist super.
Gruß D. J.
makna 14/06/2024 18:33
Dieser Blick aus/in der Grube ist absolut der Hammer !!!Und die Schilderung ... das ist auch der Hammer !
BG Manfred
Klaus Kieslich 14/06/2024 17:36
Wow,eine voll beeindruckende Aufnahme....solch eine Situation wird ja kaum in fotos festgehaltenGruß Klaus