Fridtjof Nansen
Fridtjof Wedel-Jarlsberg Nansen (* 10. Oktober 1861 in Store Frøen bei Christiania (Oslo); † 13. Mai 1930 in Lysaker bei Oslo) war ein norwegischer Zoologe, Polarforscher, Diplomat und Friedensnobelpreisträger.
Nansen studierte Zoologie an der Universität von Christiania und war später als Kurator des Bergen Museum tätig, wo er eine Doktorarbeit über das Zentralnervensystem niederer Meerestiere verfasste, die bedeutende Beiträge zu den Grundlagen der modernen Neurologie lieferte. Ab 1897 widmete er sich der damals noch jungen Forschungsdisziplin Ozeanographie, unternahm hierzu mehrere Forschungsreisen hauptsächlich in den Nordatlantik und war an der Entwicklung von Gerätschaften für die Meeresforschung beteiligt.
In seiner Tätigkeit als Polarforscher durchquerte er 1888 als Erster Grönland über das Inlandeis und stellte während seiner Nordpolarexpedition (1893–1896) gemeinsam mit Fredrik Hjalmar Johansen am 8. April 1895 mit einer geographischen Breite 86° 13,6′ N einen neuen Rekord in der bis dahin größten erreichten Annäherung an den geographischen Nordpol auf. Er revolutionierte die Techniken des polaren Reisens und beeinflusste damit alle nachfolgenden Expeditionen in Arktis und Antarktis.
Bei den Bestrebungen zur politischen Unabhängigkeit Norwegens nahm Nansen als einer der angesehensten Bürger seines Landes eine Schlüsselfunktion ein. Im Jahr 1905 war er ein vehementer Verfechter für die Beendigung der seit 1814 bestehenden schwedisch-norwegischen Personalunion und half bei der Inthronisation des damaligen Prinzen von Dänemark zum norwegischen König Haakon VII. Zwischen 1906 und 1908 arbeitete Nansen im diplomatischen Dienst in London, wo er an den Verhandlungen zur völkerrechtlichen Anerkennung der Souveränität Norwegens beteiligt war.
Im letzten Jahrzehnt seines Lebens diente Nansen als Hochkommissar für Flüchtlingsfragen dem nach dem Ersten Weltkrieg gegründeten Völkerbund. Für seine Verdienste um die internationale Flüchtlingshilfe erhielt er 1922 den Friedensnobelpreis.
Wenige Monate nach Kriegsende wurde während der Pariser Friedenskonferenz 1919 auf Grundlage des 14-Punkte-Programms des US-amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson ein vorläufiges Abkommen zur Gründung des Völkerbundes getroffen, um zukünftige internationale Streitigkeiten mit friedlichen Mitteln schlichten zu können.[172] Durch Nansens Initiative wurde Norwegen 1920 Vollmitglied und eines von dreizehn ständigen Mitgliedern des Exekutivkomitees. Er selbst leitete die norwegische Delegation.[173][174] Im selben Jahr kümmerte er sich im Auftrag des Völkerbundes weltweit um die Heimkehr von Kriegsflüchtlingen und -gefangenen. Als Nansen dem Völkerbund im November 1920 die erfolgreiche Rückverbringung von 200.000 Kriegsheimkehrern vermelden konnte, schrieb er: „Niemals in meinem Leben zuvor bin ich auf ein so gewaltiges Leid gestoßen.“[175] Bis zum Jahr 1922 sorgte Nansen insbesondere durch die Einführung des Nansen-Passes für die Heimkehr von insgesamt 427.886 Menschen aus rund 30 Ländern. Zu den bekanntesten Trägern dieses Passes gehörten Marc Chagall, Igor Strawinski und Anna Pawlowa.[176] In Anerkennung seiner Arbeit schrieb das verantwortliche Komitee des Völkerbundes, Nansens Leistungen „enthalten Geschichten heldenhaften Strebens, die denen seiner Durchquerung Grönlands oder der großen Arktisreise würdig sind.“[177]
Noch vor Ende seines Engagements wurde er durch Vermittlung Philip Noel-Bakers zum ersten Hochkommissar für Flüchtlingsfragen des Völkerbundes ernannt.[178] In dieser Funktion bemühte sich Nansen um die Wiederansiedlung von etwa zwei Millionen Flüchtlingen der Russischen Revolution (1917) und des nachfolgenden Bürgerkriegs (1917–1920). Erschwert wurde seine Arbeit durch die Hungersnot, die das Land 1921 nach einer Reihe von Fehlernten erfasste. Da der Völkerbund trotz Nansens Plädoyer für eine Hungerhilfe der Regierung der Sowjetunion misstraute, war er in erster Linie auf Spenden privater Organisationen angewiesen.[179] Auf Ersuchen des Internationalen Roten Kreuzes eröffnete er in Moskau ein Büro für Hilfsaktionen, welche die Hungersnot jedoch nur beschränkt eindämmen konnten. In Verbitterung darüber notierte er: „In vielen Ländern diesseits und jenseits des Atlantiks gab es einen solchen Überfluss an Mais, dass die Bauern gezwungen waren, ihn in den Kesseln der Eisenbahnen zu verbrennen. Zur selben Zeit lagen Schiffe in Europa untätig vor Anker, weil es keine Fracht gab, [und] Tausende, nein Millionen waren arbeitslos. All dies, während man 30 Millionen Menschen in der Wolga-Region, nicht weit entfernt und durch unsere Schiffe leicht erreichbar, hungern und sterben ließ.“[180]
Nach dem Ende des Griechisch-Türkischen Krieges (1919–1922) reiste Nansen nach Konstantinopel, um über die Rückkehr der in der Mehrzahl griechischen Flüchtlinge zu verhandeln. Diese Verhandlungen führten zu einer bis heute kontrovers diskutierten und mehrere Jahre dauernden Zwangsumsiedlung Hunderttausender Türken und Griechen in ihre jeweiligen Stammländer.[181] Im November 1922 erfuhr Nansen während einer Konferenz in Lausanne, dass ihm der Friedensnobelpreis verliehen wurde, den er am 10. Dezember 1922 „[für] seine Arbeit zur Rückführung von Kriegsgefangenen, seine Arbeit für die russischen Flüchtlinge, seine Bemühungen zur Hilfe Millionen vom Hunger bedrohter Russen und schließlich seine gegenwärtige Arbeit für die Flüchtlinge in Kleinasien und Thrakien“ entgegennahm.[182] Das gesamte Preisgeld spendete er der Flüchtlingshilfe.[20]
Ab 1925 engagierte sich Nansen für das vom Genozid durch das Osmanische Reich während des Ersten Weltkriegs betroffene armenische Volk, das durch Inkorporation seines Territoriums in die Sowjetunion de facto staatenlos war. Nansen, unterstützt vom späteren Nazi-Kollaborateur Vidkun Quisling, bemühte sich um die Eigenstaatlichkeit der Armenier auf dem Gebiet der Armenischen Sozialistischen Sowjetrepublik.[183] Hier sollten 15.000 Armenier auf 360 km² angesiedelt werden.[184] Der Plan, der konzeptionell als Wegbereiter des Marshallplans nach dem Zweiten Weltkrieg gilt, scheiterte, da nicht genügend finanzielle Mittel aufgebracht wurden. Ungeachtet dessen genießt Nansen bei den Armeniern noch heute großes Ansehen.[20]
http://de.wikipedia.org/wiki/Fridtjof_Nansen
olgud 03/12/2012 12:33
Konzentrierter, markanter Gesichtsausdruck, betont durch den Farbkontrast und den Schnittpunkt der Diagonalen. Oder einfacher: +++VG Olaf
Waltraud Zorn 02/12/2012 23:29
Klasse Detailaufnahme.LG Waltraud
DoNika 02/12/2012 11:00
Vielen Dank für deine neue Serie, Horst!Deine Fotos sind überaus gekonnt und vermitteln mit den Informationen ein einprägsames Bild zu etwas (für mich jedenfalls) relativ Fremden.
LG Doris
Kerstin Stolzenburg 01/12/2012 20:33
Von und über Nansen habe ich in meiner Jugend alles gelesen, was ich bekommen konnte. Irgendwann in der Abiturstufe schrieb ich im Deutschunterricht sogar einmal einen Aufsatz über ihn, da mich dieser Mensch und sein vielseitiges, interessantes und verantwortungsbewusstes Leben als Wissenschaftler, Polarforscher, Sportler und Politiker faszinierte. Die Fram habe ich leider noch nie selbst sehen können, da ich bislang nur bis Südschweden kam. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. :-)Das Foto ist sehr eindrucksvoll!
LG. Kerstin
Wolfgang Zeiselmair 01/12/2012 17:01
Sehr schön in Szene gesetzt.Servus
Wolfgang
Bernhard Kuhlmann 01/12/2012 13:22
Ein starker Typ !Den kann ich mit gut als Forscher vorstellen .
Gruß Bernd
magic-colors 01/12/2012 10:59
Schön, dass du mir diesen Herrn noch mal vorgestellt hast, so hieß die Schule, die ich mal besucht habe :-)) lg aNetteLichtSchattenSucher 01/12/2012 9:24
Nansen war schon eine erstaunliche und vielseitige Persönlichkeit !Nicht so wie heute wo es nur noch Fachidioten gibt, deren Horizont gerade noch bis zur nächsten Wahl oder bis zu ihrem Bankkonto geht ...
Gruss
Roland
Gerd Ka. 01/12/2012 8:52
Klasse in Szene gesetzt!Viele Grüße,
Gerd
Linnemedia Fotos 01/12/2012 8:38
GUT ! Gemachtes FotoG v Dieter
Lothar Post 30/11/2012 23:14
Wunderschön, ein Foto bei dem alles stimmt. Belichtung, Farben, Schärfe, alles top! Gratulation ... sehr sehenswert! LG Lothar