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Furchtbare Katastrophe :Wenn Wracks erzählen könnten.......

Furchtbare Katastrophe :Wenn Wracks erzählen könnten.......

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Furchtbare Katastrophe :Wenn Wracks erzählen könnten.......

Das Schicksal der " Excelsior ".
In diesen Tagen jährt sich zum 140. Mal eine Schiffskatastrophe, die mehrere Wochen lang die ganze Insel in Atem hielt.

Nach einer schweren Orkannacht des Jahres 1866 finden die Juister am nächsten Morgen ihren Strand übersät mit Schiffstrümmern und Stückgut. Welle auf Welle spült Baumwollballen, Ölfässer und Kakaobohnen an den Strand, und bald darauf sind Jung und Alt damit beschäftigt, Strand- und Treibgut zu bergen und in den Ort zu schleppen. Zwei Männer entdecken wenige Stunden später die Ursache für den unerwarteten Segen: anderthalb Kilometer vor der Bill ist ein großes Dampfschiff auf Grund gelaufen und bereits weitgehend im Wasser verschwunden. Nur einige Aufbauten sowie Masten und Takelage ragen noch aus der aufgewühlten See.

Die Männer kehren in den Ort zurück und alarmieren den Inselvogt Heinemann, der sich jedoch selbst ein Bild von der Lage machen will und zur Bill eilt. Mit seinem Fernglas sieht er, dass es auf dem Wrack noch Überlebende gibt, die sich am Mast und in der Takelage festgebunden haben. Der Vogt kehrt in den Ort zurück, doch für den Einsatz des Ruderrettungsbootes ist es nun zu spät. Das Wrack liegt zu weit entfernt und der hohe Seegang ist für die Rettungsmänner zu gefährlich.

Eine Juister Schaluppe läuft noch am Abend aus, kommt aber in der Nacht wegen der schweren Brandung nicht an das Wrack heran.

In den nächsten Tagen versuchen die Insulaner immer wieder, mit ihrem Rettungsboot zum Wrack zu gelangen, doch immer wieder scheitern sie. Sturm, Brandung, hoher Seegang, Untiefen, Ebbe und Flut, aber auch menschliche Unzulänglichkeiten führen dazu, dass alle ihre Bemühungen vergeblich bleiben. Rettungskräfte vom Festland können sie nicht anfordern, denn noch hat Juist keine Telegraphenstation.

Tag auf Tag vergeht, die Leiche eines Schiffbrüchigen treibt an, und vom Wrack ragt bei Hochwasser nur noch der Mast mit den Überlebenden aus der See.

Nach sechs Tagen endlich läuft das Juister Rettungsboot um 3 Uhr morgens mit doppelter Besatzung aus. Nachdem sie fast fünf Stunden gerudert sind, erreichen die Rettungsmänner schließlich bei Tagesanbruch das Wrack, wo sich ihnen ein Bild des Grauens bietet. Mehrere Schiffbrüchige sind bereits verdurstet, ertrunken oder an Erschöpfung gestorben. Die Überlebenden haben sich vom Fleisch und Blut ihrer toten Kameraden ernährt und sind kaum noch in der Lage, sich zu bewegen oder auf Ansprache zu reagieren.

Es sind englische Seeleute, die mit dem Dampfschiff EXCELSIOR mit Fracht und sieben deutschen Passagieren auf dem Weg von Hull nach Hamburg waren.

15 Überlebende werden nun vom Rettungsboot übernommen, zur Bill gebracht und mit Pferdefuhrwerken ins Dorf transportiert, wo sie auf die einzelnen Häuser aufgeteilt und versorgt werden. Zwei Ärzte kommen aus Norden, behandeln die Schiffbrüchigen und werden den Engländern später eine Rechnung vorlegen, die nach erfolgter Beschwerde von der zuständigen deutschen Behörde als "das Unverschämteste, was uns jemals vorgekommen ist" bezeichnet wird.

Bereits einen Tag nach der Rettung der Schiffbrüchigen liegen rund 40 Fischerboote rund um das Wrack und bergen, was zu bergen ist. Der englische Konsul in Emden, der rechtmäßiger Besitzer des Wracks ist, muss Polizeischutz anfordern, um die Fischer vom Plündern abzuhalten. Da sich die ostfriesischen Fischer weigern, in seinem Auftrag und für ihn die Bergungsarbeiten fortzuführen, nimmt der Konsul mehrere Fischer von der Unterelbe unter Vertrag. Dabei kommt es zu einem folgenschweren Unglück, als ein überladenes Ruderboot mit 14 Fischern beim Wrack kentert und sinkt. Nur zwei Fischer können sich retten, zwölf ertrinken.

Einer der ertrunkenen Fischer, der erst 16-jährige Hans Jacob Six, treibt einige Wochen später auf Norderney an, wo sein Grabstein noch heute an das dramatische Geschehen vor 140 Jahren erinnert. Auf Juist erinnert nichts mehr an den Untergang der EXCELSIOR. Ihr Wrack ist restlos im Sand verschwunden. Sie war nur eins von den vielen Schiffen, die auf den "Wrackgründen" vor der Bill strandeten. Bereits im September des Jahres folgte die RIVAL OF GOOLE. Ihr Kapitän, seine Frau, seine kleine Tochter und mehrere Seeleute konnten nur noch tot geborgen werden…

"Der Untergang der Excelsior" ist in allen seinen Einzelheiten von dem ehemaligen Juister Lehrer Georg Kampfer aus vielen Quellen akribisch rekonstruiert worden und als kleines Buch erschienen, das zum Preis von Euro 4,90 im örtlichen Buchhandel erhältlich ist.
Aus Juist Net News : www.jnn.de

Commentaire 11

  • N. Claudia 22/01/2007 10:08

    du hast die geschichte mit gut gewählten worten sehr beeindruckend erzählt, spannend von anfang bis ende... und man kann sich vorstellen wie schrecklich es damals gewesen sein muss, wie schrecklich die rauhe see sein kann...
    als urlauber denkt man natürlich nicht daran was so ein wrack erzählen könnte... sondern man genießt einfach die schönheit der insel.. deine bilder jedoch sind ein guter denkanstoß...
    einen lieben gruß mit einem guten start in die neue woche schickt die claudia
  • Susanne Güttler 19/01/2007 20:21

    Komisch finde ich hier nur, daß Du Horst Dich persönlich angesprochen fühlst. Wenn Du für offene Meinungen bist, dann sei es doch auch. Und zur Diskussion gehören eben unterschiedliche Meinungen, das ist eigentlich sogar die Voraussetzung dazu.
  • Susanne Güttler 19/01/2007 19:57

    Danke Sven. Du hast sehr schön ausgedrückt, was ich auch denke. Nicht immer ist es die Perfektion des Bildes, sondern vielmehr der Gedanke, die Geschichte und auch die Besonderheit des Fotos, die dann zusammen die Wirkung erzielen.
  • Susanne Güttler 19/01/2007 11:17

    Wie schade Folkert, daß hier so wenige Deine Geschichten und Fotos zu würdigen wissen. Ich liebe Deine alten Fotos und ich freu mich jedes Mal über Deine tollen Erzählungen. Formatiert oder nicht, ich kann es lesen. Und ich freu mich auf Morgen.
    Grüße, Susanne.
  • Holger Behrens 18/01/2007 17:43

    Das ist wieder einmal mehr als gut, spannend erzählt und fesselnd. Ich danke Dir, dass Du immer so etwas zum Besten gibtst und uns teilhaben lässt.
    Viele Grüße, Holger.
  • Thore Scheu 18/01/2007 16:13

    Das erinnert mich ganz stark an eine Bilder-Doku aus dem zweiten Weltkrieg. Da waren auch einige Bilder die ziemlich genau so aussahen.
    Toll, mal was ganz anderes hier!!!

    Viele Grüße, Thore.
  • Manfred Menken 18/01/2007 15:24

    Auch wenn der Text für die fc aussergewöhnlich lang ist, ich habe Deine geschichtliche Ausführung bis zum Schluß verschlungen! Sehr interessant! Mehr davon!

    LG...Manfred
  • Marion Arkebauer 18/01/2007 13:55

    Nun, es ist zwar nicht das Wrack der Exelsior ( wer ganz bis zum Ende gelesen hätte, hätte auch gelesen, das das Wrack komplett im Sand verschwunden ist! ) aber trotzdem ein sehr passendes Foto zu der Geschichte. Ich fand es sehr gut und sehr anschaulich.
    Sehr gut, Folkert!
    LG, Marion
  • Folkert Saueressig 18/01/2007 13:25

    Das Foto aus den 70 er Jahren sollte als " Beiwerk "
    dienen, es zeigt das Schffswrack am Ostende der Nordseeinsel Norderney. Ich möchte ein wenig das
    Interesse wecken weshalb die schöne Nordsee auch
    als " Mordsee " bezeichnet wird, sie ist nicht immer so friedlich wie sie unsere Urlauber kennen.Ein kleiner
    Denkanstoß für die " Klimakatastrophe " in der wir uns
    befinden und Erinnerungen wecken wenn man ein Spendenschiffchen sieht der DGzRS. ( Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger ) Folkert
  • Matti Geist 18/01/2007 12:47

    Sehr interessant und für mich als absolute Landratte aus der Mitte Deutschland völlig neu. Ich denke, das Bild ist als Aufhänger für diese packende Story absolut o.k. Und wem der Text zu lang ist, na der will halt nichts erfahren...
    Gruß
    Matthias
  • Mario (Lusti) Kaspers 18/01/2007 11:41

    Sehr interessante Story zum Bild. Und sehr lehrreich! Danke!