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Garbage Kids - The sun always shines on TV

Garbage Kids - The sun always shines on TV

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Dirk Hofmann


Premium (World), Eitorf

Garbage Kids - The sun always shines on TV

Fortsetzung zu:

Garbage Kids - The saint takes a backseat
Garbage Kids - The saint takes a backseat
Dirk Hofmann


Draussen sind laute Stimmen zu hören. Die kleine Maria schaut neugierig aus der Tür. Ihre böse Grossmutter schimpft mit ihrer Mutter Julia. Sie sei eine Schande für die Familie und sie solle endlich aus dem Leben ihres Sohnes verschwinden. Julia sitzt weinend auf dem Sofa. Leise zischend droht die Grossmutter, sie werde alles daran setzen Julia dorthin zurück zu bringen, wo sie hergekommen sei. Sie werde sie zurück in ihr ärmliches Dasein befördern und niemand werde sie aufhalten können ... In diesem Moment betritt der Vater des Mädchens die Szene und stellt sich schützend vor Julia. Er bietet seiner Mutter die Stirn und droht nun seinerseits das Haus und die Ländereien der Grossmutter mit seiner Famile zu verlassen und nie wieder zurück zu kommen ... Die Grossmutter erschrickt und gibt sich geschlagen ... Erst einmal ist Julia gerettet. Das Mädchen weint, als die Eltern sich in die Arme fallen ...



So oder ähnlich könnte eine Szene in einer typischen Seifenoper aussehen, die gerade in Mexico ohne Ende und ohne jeglichen Aufwand als Massenware rund um die Uhr über die Mattscheiben flimmern. Billige Produktionen, immer nach dem gleichen Strickmuster gedreht: Reiche Familien, ein Leben in Luxus und Glamour, die üblichen Familienstreitigkeiten mit allen Facetten, die den Zuschauer vor dem Fernseher halten. Eine weitere Alternative: Cinderella – ein Mädchen aus ärmsten Verhältnissen schafft irgendwie den Aufstieg in eine reiche Umgebung und wird von unzähligen Neidern drangsaliert.
Opium für’s Volk – alles nur nicht die Realität. Dazwischen: Werbung, die den Menschen sagt, was sie denn alles unbedingt brauchen, um ihr Leben lebenswert zu machen …
Wie bereits oben erwähnt: Diese Serien laufen in Mexico rund um die Uhr!

Ich behandle dieses Thema, weil mir (wieder im Armenviertel) die oben dargestellte Situation aufgefallen ist. Tatsächlich wurde dieses Mädchen von den Stimmen vor der Hütte der Familie neugierig gemacht und während die Frauen von HELPING HANDS die Lebensmittel an die Mutter übergaben, fiel mir das Mädchen aber noch viel mehr der laufende Fernseher im Hintergrund auf. Leider ist das oben gezeigte Bild nahezu der Originalschnitt und eine Sache wird nicht auf Anhieb deutlich:
Hier lebt eine Familie in einer Holzhütte, die auf der Außenseite mit Kartonagen zur Isolierung benagelt ist! Kein Anbau, keine Steinwände, kein vernünftiges Dach … nur alte Paletten, die mit Pappe benagelt sind …

Vielleicht tröstet die Glitzerwelt der Serien über die Entbehrungen des Lebens hinweg. Vielleicht vergisst man für einige Stunden das eigene Leid, wenn man mitverfolgt, wie ein armes Mädchen aus den Slums einen Reichen Mann findet und sich gemeinsam mit ihm gegen die Intrigen der Familie durchsetzt … vielleicht …

Und so wird diese Familie vermutlich an diesem Abend die Lebensmittel der HELPING HANDS zubereiten und dann vor dem Fernseher mit ihrem Idol zittern, weil wieder ein Problem auf dem Weg ins absolute Glück zu lösen ist …

Im Winter des Jahres 2001 sind in der Colonia 6 Kinder in ihren Hütten erfroren. Die Stadt Juarez hat bisher keine Zahlen für den Winter 2002 veröffentlicht.

--------------- Fortsetzung folgt ---------------

Anmerkung: Bedauerlicherweise ist der Fernseher recht schlecht zu erkennen. Habe ihn nocheinmal deutlicher ohne das Mädchen erwischt, allerdings dieses Bild dem leeren vorgezogen.

Weitere Informationen über HELPING HANDS

http://www.bliss.army.mil/LocalUnitLinks/GAFADS/homepage/09freizeit/helph/helph_ger.htm




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