4 881 10

Hubert Becker


Free Account, Schortens

Geniales Fadenspiel

Hängemodell der Crypta des Palacio Güell im Museum des Templo Expiatori de la Sagrada Familia, Barcelona
"Die Krypta der Kirche für die Colonia Güell ist durch ihre Tragstruktur beinahe schon ein komplettes Gebäude.
Hier sind die Pfeiler schräg angeordnet und folgen der Richtung der Druckkräfte, die das Hängemodell
vorgab. Die Bögen der Vorhalle und der Krypta sind genau dort geknickt, wo Punktlasten auftreten.
Das Konstruktionsmodell, dass Gaudi schuf, damit die Handwerker seine Ideen verstehen konnten ist faszinierend.
Es war ein maßstabsgetreues Modell in Form eines Diagramms der Kräftelinien aus feinen
Drahtseilen. Es wurden nicht-elastische, an beiden Enden befestigte Drahtseile in der gleichen Anzahl, wie
Wölbungen und Verstärkungsrippen an dem Bau vorgesehen waren, aufgehängt und verknüpft. An entsprechenden
Punkten wurden Leinensäckchen mit Bleikugeln an die Seile gehängt, die mit der Last übereinstimmten,
durch die die Wölbung oder Rippe an dem betreffenden Punkt beansprucht werden sollte.
Die Gewichte simulieren daher Angriffsort und Größe der geschätzten Belastung, vor allem des Eigengewichtes.
Die Seilkurve wurde dadurch in eine vieleckige Form verzogen, deren Seiten die Neigung zeigten,
die die Wölbungen, Rippen und Pfeiler bekommen mussten, um den Druck der betreffenden Last standhalten
zu können. Dieses Modell um 180° gedreht zeigt die Konstruktion die dem Bauwerk entspricht. Im Modell
wird die Tragstruktur durch zugbeanspruchte Fäden dargestellt, in der steinernen umgedrehten Krypta
treten daher nur Druckkräfte auf. Die Windbelastung, die bei hohen Gebäuden großen horizontalen Druck
auf die Struktur ausübt, wird in diesem Modell außer Acht gelassen."

Der Text stammt von Juliane Vymetal, TU Wien http://nr00170.vhost.sil.at/files/das_katalanische_gewlbe.pdf

Commentaire 10

  • Tobias Nackerlbatzl 09/11/2005 22:08

    Wow, was für ein Modell... Ich bin mir nicht sicher, ob ich das als Handwerker wirklich verstanden hätte, aber interessant isses allemal! :-)

    LG,
    der Nackerlbatzl.
  • Hubert Becker 06/11/2005 22:07

    Danke für eure Anmerkungen.
    @ Paul
    Das musst du aber unbedingt nachholen!
    @ Albrecht
    Barcelona ist voll von solch lehrreicher Architektur. Das ganze funktioniert ganz gut in freier Blicktechnik; allerdings ist diese doch am besten im Hochkantformat. Die Anaglyphe war hier schon das optimale Mittel. Mit Shutterbrille sieht das alles natürlich noch besser aus. Und wahrscheinlich kann Matthias Dhum bald berichten wie es denn mit der Beamerprojektion wirkt.
    @ Silke
    Die Lichtverhältnisse waren in der Tat sehr grenzwertig. Belichtet habe ich das Bild synchron aus der Hand mit 1/13 Sek. bei Blende 2,8. Es hat mich gewundert, dass es überhaupt was geworden ist. Das Fenster ist übrigens ein Lichtkasten (den ich leider nicht abhängen durfte ;-))
    @ Alexander
    Bei einem Prozent weniger Kompression wären die 260 kB überschritten worden.
    @Roland
    Leider war der Palau Güell zum Zeitpunkt meines Besuches geschlossen (und wird es wohl auch noch bis ins nächste Jahr bleiben) daher werde ich dir das Original nicht präsentieren können. Allerdings sind die Gewölbe der Sagrada Familia noch eindrucksvoller. Die will ich dir natürlich nicht vorenthalten (du sollst ja keinen kalten Sakralbauentzug durchmachen müssen ;-))

    Gruß
    Hubert
  • Ro Land 06/11/2005 11:44

    Hier kann man noch was lernen! Hochinteressantes Stereo! Natürlich freue ich mich schon sehr auf die 180° gedrehten Innenaufnahmen des Originals! :-D
    Gruß, Roli
  • Alexander Kriegisch 06/11/2005 2:32

    Sehr interessant, besonders aufgrund der Raumwirkung. Trotz des großen Bildformats und der nicht mal ganz ausgeschöpften doppelten Upload-Größe erstaunlich gute Qualität bei den vielen Details.
  • Silke Haaf 05/11/2005 18:06

    Das ist ein wirklich interessantes Modell! Und natürlich sehr gut für 3D geeignet!

    Die Anaglyphe sieht bei mir zu wenig kontrastreich aus und hätte vielleicht auch noch etwas mehr Schärfe vertragen.

    Die Lichtverhältnisse waren aber auch schwierig, das Fenster links stört doch ziemlich.
    Gruß vonSilke
  • Albrecht Klöckner 05/11/2005 15:57

    @ Paul und Hubert: Ich sehe das praktisch genauso wie Frank, was aber dieser Anaglyphe hier keinen Abbruch tut: Hier ist ein vorzügliches Beispiel von räumlicher Wiedergabe eines faszinierenden technischen Verfahrens. Das ist zwar in Fachkreisen (Architekten, Baustatiker u.A.) bekannt und bewährt, so konkret wie hier habe ich es aber bisher noch nicht dargestellt gesehen und schon gar nicht als tatsächliches Geometrie- und Kräfte-Ermittlungsmodell eines späteren berühmten Bauwerks!
    Ob das Ganze auch im V- oder X-Blick gut herauskäme, wäre m.E. einen Versuch wert. Den kann ich z.Zt. wegen noch nicht erarbeiteter BV-Routine allerdings nicht liefern.
    Gruß
    Albrecht
  • Frank Stefani 05/11/2005 12:20

    @Hubert: Ich habe schon Grün/Rot und Cyan/Rot Brillen, aber an die Farbigkeit, Brillianz und Schärfe eines puren Kreuzblickes kommt absolut nix ran :-)
    Das Format ist natürlich ein Problem ...

    Viele Grüße aus den Alpen, Frank
  • PAUL H. WEISSBACH 04/11/2005 23:36

    Deine Dokumentation mit Anaglyphe finde ich ganz hervorragend und lehrreich. Ich war oft in Barcelona aber bis heute leider noch nicht in diesem Tempel.
    Die Anaglyphe erfuellt als Lehrmittel einen wunderbaren Dienst und steht allen, die im Besitz einer entsprechende Brille sind, zur Verfuegung.
    Wirklich ein sehr interessanter Beitrag Hubert!
    LGPaul
  • Hubert Becker 04/11/2005 23:20

    Hallo Frank. Das geht leider bei diesem Format schlecht. Außerdem würde das nicht genügend Räumlichkeit hergeben. Mein letztes Kreuzblick-Opus ist dies hier
    Solltest du tatsächlich noch keine Anaglyphenbrille besitzen, so schick ich dir gerne eine. (Adresse per Fotomail)
    Gruß
    Hubert
  • Frank Stefani 04/11/2005 23:06

    Hallo Hubert, machst du noch was für die Kreuzritter? Würde mich freuen!

    Servus derweil, Frank