Geschwister - Contax und Kiev
Noch einmal zwei Kameras aus meiner kleinen Serie von analogen, historischen
Kameras.
Wie Geschwister, fast wie Zwillinge, sehen die Gehäuse der Contax III und der Kiev 3 aus.
Die Kiev 3 (es gibt verschiedene Modelle) ist eine Kopie der Contax III von Zeiss.
Die hier gezeigte Kiev wurde in den Jahren 1955 bis 1959 von ‚Kiev Arsenal‘ bei Kiew (Ukraine) hergestellt.
Die Contax III wurde in den Jahren von 1936 bis 1945 von der Zeiss Ikon AG, Dresden
hergestellt.
Es ist schon etwas Besonderes die Contax und auch die Kiev in Händen zu haben.
Mir gefällt das Design dieser Kameras mit den beiden weit auseinander liegenden kleinen
viereckigen Fensterchen des Messsuchers.
Das Verschlussgeräusch der Contax, auch der Kiev, ist gegenüber der Leica und den russischen Leica- Nachbauten ‚FED‘, ‚ZORKI‘ und ‚MIR‘, sanft.
Angaben zu den Kameras und zu Zeiss
Es handelt sich um Messsucherkameras. Die Scharfstellung geschieht über das linke
(bei Frontansicht, wie hier –im rechten-) Sucherfenster. Ein zweites Bild wird dort
eingespiegelt. Die Bilder sind durch Drehen an der Entfernung zur Übereinstimmung
zu bringen. Dazu lässt sich, von der Frontseite gesehen, links oberhalb des Objektivs ein kleines Rädchen drehen. Man muss die Scharfstellung nicht am Objektiv vornehmen. (meiner persönlichen Meinung nach ist das besser gelöst, als bei den Leica-Kameras dieser Zeit)
Beide Kameras haben einen eingebauten Selen-Belichtungsmesser, (fehlt bei den Leica-Kameras dieser Zeit) der durch eine Klappe geschützt ist. Bei der Contax im Bild ist die Klappe aufgeklappt, bei der Kiev ist die Klappe zu.
Beide Kameras haben Verschlusszeiten von ‚B‘ (Langzeit) bis zu 1/1250 sec.
Beide Kameras haben Objektive mit einer Brennweite von 50 mm.
Die Kiev hat ein Objektiv ‚Jupiter‘ 2,0/50 mm. Es lässt sich bis auf Blende 22 abblenden.
Die abgebildete Contax ist mit einem Zeiss Sonar Objektiv 1,5/50 mm ausgestattet. Es lässt
sich bis auf Blende 11 abblenden. Es sind Wechselobjektive. Die Objektive sind
kompatibel.
Bei der Contax ist der Blitzanschluss (rechts) wahrscheinlich nachträglich eingebaut
worden, während er bei der neueren Kiev schon gleich eingebaut war.
Die Kameras sind für KB Filme 24 mm x 36 mm vorgesehen.
Über Zeiss und Contax sind sicher schon Bücher geschrieben worden. Interessiert können
im Internet ‚googlen‘. Auch in der fc waren die Kameras schon Thema.
Die Contax und die Kiev sind Sammlerkameras und für Fotografen, die sich nur mit
Autofocus und Motivprogrammen auskennen sicher eine schwere Kost.
Ich las von Besitzern (wahrscheinlich Jüngeren), die schon Schwierigkeiten hatten,
einen Film plan einzulegen und sich dann über unscharfe Bilder wunderten. Ganz
zu schweigen von der Scharfstellung über Messsucher und die richtige
Blenden-/Verschlusskombination.
Zu Zeiss und dem Entstehen der ‚Kiev‘ in aller Kürze:
Als Folge des verlorenen zweiten Weltkrieges hatte Deutschland Reparationszahlungen
zu leisten. Dabei traf es den von Russland verwalteten Ostteil –die spätere DDR- stärker
als den Westteil. Russland hat tausende Güterzugwagen, vollgepackt mit Sachwerten,
nach Russland geschafft, ohne dass diese Werte auf die Reparationszahlungen angerechnet
worden wären.
Als eigentliche Reparationsleistung war u.a. auch vorgesehen, die Konstruktionspläne der Contax Kameras an Russland zu übergeben und die Zeiss-Werke abzubauen und in Russland
wieder auf zu bauen. Zwischen Abbau und Aufbau wurden die Maschinen teilweise auf
Bahnhöfen unsachgemäß gelagert. Sie vergammelten dort und wurden unbrauchbar. Deshalb erfolgte von Russland der Auftrag an Zeiss, die Maschinen neu zu bauen und in Russland zu montieren.
Man nahm dazu auch gleich noch die noch vorhandenen Speziallisten und Arbeiter
mit nach Russland.
Russland hat alle fertigen und teilfertigen Contax-Kameras beschlagnahmt und mit nach
Russland genommen. Die fertigen Kameras wurden noch als ‚Contax‘ verkauft, aus den
teilfertigen Teilen wurden dann, soweit das möglich war, Kameras zusammengebaut.
Mit den aufgebauten Maschinen wurden dann Contax-Kameras 1:1 hergestellt, die aber
unter dem Namen ‚Kiev‘ weltweit verkauft wurden. Insgesamt sind mehr ‚Kiev‘-Kameras
hergestellt und verkauft worden, als ‚Contax‘- Kameras bis zu dieser Zeit.
Die ‚Kiev‘-Kameras sind im Laufe der Jahre weiterentwickelt worden, sie erreichen die
Qualität der ‚Contax‘ nicht, sind aber doch um einiges besser, als die ‚Leica‘-Nachbauten,
die in Russland gefertigt wurden.
Ich habe die hier gezeigte ‚Kiev‘-Kamera vor Jahren mit Diafilmen getestet. Die Aufnahmen
waren alle gut.
Bei dem heute zusammengebrochenen Fotosammlermarkt ist die ‚Kiev‘-Kamera zwischen
etwa Euro 40,00 bis 80,00 zu bekommen. Die ‚Contax‘-Kamera wird etwa das 3-fache
kosten.
Ich hoffe, die Angaben richtig gemacht und nicht allzu große Schnitzer eingebaut zu
haben.
Michael Jo. 01/07/2018 17:51
ein paar edle (beinahe zweieiige) Zwillingehast Du hier in Deiner Sammlung vereint;
besonders um die echte Contax aus Dresdner Fertigung
noch beneide ich Dich ..
Ob die Ukrainerin bezüglich der Fertigungs-Toleranzen
(u. auch sonst ..) mit der Zeiss-Quali mithalten kann,
kann ich nicht beurteilen.
Ich weiss nur, dass seinerzeit die Direktive der
Besatzunsmacht aus Moskau an die Statthalter in
Sachsen ging:
alles was noch übrig war in DD und an Fertigungslinien
zu Demontieren, dazu die Konstruktions-Unterlagen
von Zeiss-Ikon (wie auch anderen Herstellern), soweit
noch zugänglich, dazu die letzten Kameras und Einzelteile ..
und (soweit mein Gedächtnis nicht irrt - ich lass vor 20
Jahren diese Geschichte) anfangs ca. 200 Facharbeiter
zum Aufbau der Montage in Kiev, später dann noch 30 Techniker
von Zeiss, die im Rahmen der ' Reparation ' auch vom
Ulbricht-Regime für ein paar Jahre ' dem grossen Bruder '
zwangs-unterstellt wurden (kann sein, dass die Fertigung zunächst
im Grossraum Moskaus geplant war ?).
LG., Michael
Margot D. 22/08/2017 15:53
Keine eineiige Zwillige...... obwohl schon ähnlich.Sehr schön
LG Margot
Vitória Castelo Santos 21/08/2017 18:50
Interessantes MotivLG Vitoria
alicefairy 21/08/2017 18:21
Klasse!!!!!!!!!!! Hab noch eine alter Pentax irgendwo....geht leider nicht mehr........Lg Alice
Volker - H 21/08/2017 16:46
Interessante Geschichte zu den Kameras.Auf dem Objektiv der Kiev-Kamera steht übrigens als Bezeichnung "Jupiter - 8M" und nicht Industar (nur so nebenbei)
Nature World... 21/08/2017 15:41
Ich bin begeistert was du für schöne alte Kameras gesammelt hast...ich sehne mich manchmal nach der anologen Zeit etwas zurück wenn ich so meine alten Fotos betrachte...Sie hatten so einen besonderen Flair... Schön das du sie uns hier einmal vorstellst und danke auch für die Info dazu...Viele Grüße Brigitte