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gestutzte Eiche

" GESTUTZTE EICHE
Wie haben sie dich, Baum, verschnitten,
Wie stehst du fremd und sonderbar !
Wie hast du hundertmal gelitten,
Bis nichts in dir als Trotz und Wille war !
Ich bin wie du, mit dem verschnittnen,
Gequälten Leben brach ich nicht
Und tauche täglich aus durchlittnen
Roheiten neu die Stirn ins Licht.
Was in mir weich und zart gewesen,
Hat mir die Welt zu Tod gehöhnt,
Doch unzerstörbar ist mein Wesen,
Ich bin zufrieden, bin versöhnt,
Geduldig neue Blätter treib ich
Aus Ästen hundertmal zerspellt,
Und allem Weh zu Trotze bleib ich
Verliebt in die verrückte Welt. "
( Hermann Hesse )

Commentaire 2

  • Frau Luna. 13/04/2010 23:35

    Als ich diese Geschichte zu einem fc-Bild las, fiel mir dein gestutzter Baum wieder ein....

    "...du kannst von einem Baum einen Zweig abschneiden...
    Es wird ihn nicht umbringen, denn sein Kopf steckt im Boden.
    Wenn du ihn jedoch von seinen Wurzeln trennst,
    so ist das eine Enthauptung.
    Alle Pflanzen stehen auf dem Kopf.
    Das ist der Grund,warum unsere Welt die Umkehrung der eurigen ist."

    Die Kastanie zu Tusnelda in:
    E.W.Heine "Nur wer träumt, ist frei"

    http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Wilhelm_Heine
  • Frau Luna. 04/04/2010 1:57

    So dient dieser Baum, all seiner Äste beraubt, als Sinnbild für den Durchhaltewillen von Mensch und Natur und die Kraft zum "jetzt erst recht"...eine gute Kombination von Bild und Text!
    Lieben Gruß
    Martina