Grab der "Menschenblume" Caroline Walter
In jeder größeren Stadt, die mit einer langen Geschichte auftrumpfen kann, gibt es ihn: Einen sagenumwobenen Ort, dem ein unergründliches Geheimnis zugrunde zu liegen scheint. Auch Freiburg hat einen solchen Ort, der die Menschen immer wieder zu Spekulationen und Tagträumen verleitet. Und natürlich befindet sich ebenjener nicht da, wo sich die Menschenmassen tummeln, sondern dort, wo man noch das alte, ganz alte Freiburg spüren kann: Wie auf dem Alten Friedhof in Herdern. Zwischen all den Grabsteinen aus längst vergangenen Tagen sticht besonders einer ins Auge: Ein anscheinend schlafendes, steinernes junges Mädchen liegt da an der Ostmauer des Alten Friedhofes, auf einem Bett aus Stein. Ihren Mund umspielt ein leichtes Lächeln, die Beine sind übereinandergeschlagen und zeichnen sich unter der steinernen Decke ab, in ihrer Rechten, die neben ihr ruht, hält sie noch ein aufgeschlagenes Buch. Es scheint, als wäre sie bei der Abendlektüre eingenickt und würde nur darauf warten, von ihrem Liebsten wieder geweckt zu werden. Doch schon seit nahezu 150 Jahren schlummert sie nun friedlich auf dem Alten Friedhof, und auch der erste Schnee dieses Winters hat sich bereits leise auf ihre steinerne Bettdecke gelegt. Von der weißen Schneedecke heben sich strahlend die roten Beeren eines Stechpalmenzweiges ab, den ein Unbekannter ihr in den Arm gelegt hat. Keine Ausnahme: Tagein tagaus finden sich auf dem Grab des jungen Mädchens frische Blumen, egal zu welcher Jahreszeit. (Quelle: http://fudder.de)
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