Große Zeiten
Erich Kästner, 1931
Die Zeit ist viel zu groß,
so groß ist sie.
Sie wächst zu rasch.
Es wird ihr schlecht bekommen.
Man nimmt ihr täglich Maß
und denkt beklommen:
So groß wie heute
war die Zeit noch nie.
Sie wuchs. Sie wächst.
Schon geht sie aus den Fugen.
Was tut der Mensch dagegen?
Er ist gut.
Rings in den Wasserköpfen
steigt die Flut.
Und Ebbe wird es
im Gehirn der Klugen.
Der Optimistfink schlägt
im Blätterwald.
Die guten Leute,
die ihm Futter gaben,
sind glücklich,
daß sie einen Vogel haben.
Der Zukunft werden sacht
die Füße kalt.
Wer warnen will,
den straft man mit Verachtung.
Die Dummheit wurde
zur Epidemie.
So groß wie heute
war die Zeit noch nie.
Ein Volk versinkt
in geistiger Umnachtung.
ErnestoR. 05/10/2021 12:45
Wider die Schwerkraft.