Matthias von Schramm


Premium (World), Hamburg

Hamburg hat G20 - 17

Sie werfen Gedärme und Innereien und Gewürze unkontrolliert und nach dem Zufallsprinzip auf den Grill. Es stinkt nicht mal besonders stark. Es riecht aber so, als ob sich Menschen extrem unwohl fühlen. Und der Rauch verzieht sich nicht. Biester fahren ungebremst durch leergefegte Straßen und verfahren sich. Die Gelegenheit für Suizidbegabte sich davor zu werfen ist da. Dies scheint aber keinen zu interessieren. Komischer Weise regnet es nicht. Gut daran ist, dass es von Rauchschwaden, Feuern, Blendraketen, Damenprogrammen und hässlichen Fratzen hinter Visierverschlüssen schärfere und klarere Bilder gibt.

Auf der Straße spielen Kinder, als wäre nichts geschehen. Die Eltern und die Älteren laufen umsorgt um sie herum, singen zum Ringelreihen vor Verzweiflung und schützen ihre Kinder nicht.

Es ist Sommer. Die Biergärten haben geöffnet. Die FCK Landschaften blühen bunt auf T-Shirts, Flaggen und Plakaten. Währenddessen beschließen Staatschefs in den Messehallen vor dem liebevoll angelegten Planten un Blomen Park Kriegsentscheidungen zu variieren. Ihre Sherpas tragen Akten und Dateien zu Worthülsen zusammen.

Menschen treffen sich in Cafe’s. Damen mit Lebenserfahrungen kritisieren Blechruinen im Porschedesign. Zwischen Budni und REWE erfahren Menschen eine Schicksalsfreundschaft. In den Sperrzonen drücken die Ohrknöpfe auf Trommelfell und Gemüt.

Aus den Urlaubsparadiesen, wo die Flüchtlinge aus dieser Stadt untergebracht wurden, kommen schwer besorgte Anfragen. Die Gefangenentransporte sind nicht größer als diese Riesenhummeln am Himmel. Blendbar und verletzlich sind diese Helikopter.

Seit dem die Touristen in Massen mit allem Nachdruck die Landungsbrücken toll finden, legt jeder Hansel Wert darauf hier Willkommen zu sein – zwischen Hamburg und Haiti. Wenn man aber so gar nicht willkommen ist mit seinem Gipfel von einem Gipfel, dann sollte man das zumindest mal so etwas ähnliches wie andeutungsweise registrieren. Soll heißen – Hamburg und G20, dies passt so gut zusammen wie ein Friedenscamp und ein Inkassounternehmen von Putins Gnaden. Oder wie Kassel und Documenta, die wie viele alte Kulturfreunde wissen, eigentlich Gabriele heißt.

Soll heißen: geht mit eurem Gipfel gefälligst aus der Sonne und lasst den Bürgern einen freien Blick auf ihr Leben, welches sie im Griff haben.


Yes we camp und ja wir leben noch und wieder. Inszeniert eure Schlachten und Performances woanders. Hört Beethoven in euren Dienstwagen und seid nett zu Euren Lieben.

Wir sind die 1000 Gestalten mit Gemüt.

9. Juli 2017

Foto: 8. Juli 2017 Hamburg - Bahrenfeld

Hamburg hat G20 - 16
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Matthias von Schramm

Hamburg hat G20 - 15
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Hamburg hat G20 - 14
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Matthias von Schramm

Hamburg hat G20 - 13
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Hamburg hat G20 - 12
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