Retour à la liste
Hat die Erdkröte zu viel gekokst???

Hat die Erdkröte zu viel gekokst???

5 272 3

Stephan Geschke


Free Account, Norderney

Hat die Erdkröte zu viel gekokst???

Der Bildautor und Textverfasser ist M. Wuttig:
Das hier abgebildete Foto zeigt eine dem Tode geweihte Erdkröte im Naturschutzgebiet “Nordholz“ (Kreis Minden-Lübbecke, FFH-Gebiet “Heisterholz“). Sie ist von parasitierenden Fliegen befallen, sehr wahrscheinlich handelt es sich hierbei um die Krötengoldfliege (Lucilia bufonivora).
Die Fliege legt die Eier in Paketen auf dem Rücken bzw. den seitlichen Rückenpartien oder dem Hinterkopf der lebenden Wirtstiere ab. Nach zwei bis drei Tagen kommt es zum Schlüpfen der Larven. Über die Nasenöffnungen gelangen sie nun in den Nasen-Rachen-Raum, wobei durch Fraß auch die Nasenöffnungen erweitert werden (siehe Bild). Dort fressen sie sich innerhalb weniger Tage bis zum Gehirn durch, dieses führt zum Tod der Wirtstiere.
Mit Beendigung ihres Reifefraßes verlassen die Larven den mittlerweile stark ausgefressenen Wirtskörper und graben sich unterhalb dessen zur Verpuppung in den Boden ein. Nach 10–15 Tagen kommt es zum Schlüpfen einer neuen geschlechtsreifen Fliegengeneration.
Als Hauptwirt dient die Erdkröte. Von dem Befall sind alle Altersgruppen betroffen.
Mit einem Befall ist in der Zeit von Mai bis September zu rechnen. Die Mortalitätsrate befallener Tiere liegt bei nahezu 100 %.
Parasitierte Kröten zeigen folgende Auffälligkeiten: Sie sind nicht wie üblich in der Dämmerung und in der Nacht aktiv, des Weiteren suchen sie wahrscheinlich zur Schmerzlinderung die Gewässer auf und es ist eine leichte Erweiterung der Nasenöffnung bis hin zur auffälligen Deformation der Kopfpartie zu erkennen.
Inzwischen habe ich mehr als hundert befallene Tiere gezählt, darunter auch einige Wasserfrösche.
Da es nicht allzu viele Studien zu dieser Problematik gibt, ist z.B. die Frage nicht eindeutig geklärt, warum die Tiere das Gewässer aufsuchen und welche Auswirkungen der Befall auf die Gesamtpopulation hat. Da ich zurzeit an einer Diplomarbeit schreibe (Amphibienschutzkonzept Minden-Lübbecke), welche unteranderem diese Thematik betrifft, würde ich mich über Hinweise, Anregungen, Literaturtipps, Fundmeldungen etc. sehr freuen.

mwuttig@yahoo.de

Commentaire 3