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Hausmeisterwohnung

Diese Hausmeisterwohnung war ein Schloss, eine Residenz - ich bechrieb ihre Ausmaße und Qualitäten die zwei/drei Fotos vorher ausführlich.
Hier sieht man in Fersenhöhe der Fußgänger ein inzwischen mit Milchglas verschlossenes Kellerfenster.
Ich hol mal aus: In der Nähe befinden sich Pik-Ass und Herz-Ass, zwei Unterkünfte für Wohnungslose. Die Nachbarschaft mit ihnen bereitete nie Probleme. Teilweise war sie im positiven Sinne anregend. Nie trat einer der Obdachlosen das Fenster ein - es würde ja auch keinen Sinn machen. Immer taten dies besoffene Yuppies nachts (damals war das Fenster noch mit provozierenden Brettern zugeschraubt), wenn sie besoffen von edlen Jahrgängen ihren Chicks zeigen wollten, wo der Hammer hängt. Er hing ganz woanders. Die Homeless aus Herz- und Pik-Ass wussten dies, nie traten sie ins Fenster. Gegen die Yuppie-Tritte half irgendwann normales Fensterglas in einem normal zu öffnenden Fenster, durch das man den gelben Teppich meines Wohnzimmers sah und die bunten Disco-Scheinwerfer. Das war die Lösung.
Die Wohnungslosen taten, wenn, dann (aus ihrer Sicht) sinnvolle Zerstörungen. Einer, es war über 10 Grad minus kalt, holte sich einmal eine große Schaufel aon der Straßenbaustelle, trat vor einen Mercedes der S-Klasse und drosch auf diese Limousine ein - es war zwar nicht mein Auto, trotzdem: ich fand das sinnlos, hätte ihm fast meine Fenster zum Einschlagen angeboten - alle waren hellwach nachts um 3 - es war immer nachts um 3, wenn hier was passierte... - alle schauten raus, manche machten spontan CB-Funk, den ich nun wieder über die Boxen meiner Stereo-Anlage laut mithören konnte und die ich dem wütenden Obdachlosen zur Beschwichtigung auf die Straße schallen ließ. Da das ihn noch wilder schlagen ließ, legte ich Pink-Floyds "be carefull with that axe, Eugene" auf, was ihn beruhigte - er fing an zu weinen und ich brachte ihm eine Bombe Wein raus (2,5 Liter Lammbrussko"), den er ablehnte mit den heiser gehauchten Worten: "Den wirst Du jetzt selber brauchen." Ich packte den Shark-Wine wieder zurück in die Fensteröffnung, zog meine zebragestreifte Pyjama-Hose hoch und sah schon die Bullen. "Ruhig, Mannie, ganz ruhig..." sagten sie und Mannie wurde lammfromm undl ieß die Schaufel fallen. Sie stiegen in den Peterwagen und ich hörte zwischen dem dauernden CB-Piepen nur so Stichworte wie "Voll-Kasko" und "warme Bude" und "war-nich-so-gemeint" - traurig ging ich wieder zu Bett, mein Schlafzimmer lag zum Innenhof - diese Nacht fiel nichts auf das Terrassendach und ich schlief noch bis 5:15 Uhr - dann brachte Matthias ("Naaatüüührlich!") wie immer die Brötchen. die er grad frisch gebacken hatte, rüber.
Einmal kam nicht Matthias sondern eine schwangere Ratte aus der Bäckerei Reinbek rüber, das war so um 4:30 Uhr, keine gute Zeit - ich hatte das Duschfenster offen gelassen. Ich holte meinen Vermieter und Freund Franzie, der kam mit der BMW, behielt Leder an und Visier-Helm auf und wir nahmen beide eine Plattschaufel... Die Jagd begann. Sie dauerte 14 Tage, denn alternative Methoden wie Locken, Zureden, Heißlüfter und Räucherstäbchen und Böller in ihr Versteck unter die Duschwanne ... all dies half nichts. Denn sie war ja von ihrer Alpha-Ratte aus dem Bäckerei-Rudel gescheucht worden, denn nur die darf schwanger sein... Ich gab meinen Personalausweis in einer Apotheke ab und kaufte rosanes Müsli - daran labte sie sich 14 Tage lang, in denen ich woanders wohnte, dann lag sie da - ein schönes Tier. Ich beerdigte sie würdig. Dann nahm ich meinen Industriestaubsauger und legte los.

Commentaire 10

  • -ansichtssache- 14/11/2010 20:42

    Das ist eine wahnsinnig berührende Geschichte, die einen in ungläubige Wechselbäder der Gefühle eintauchen lässt. Hättest du sie nicht geschrieben, würde ich vermutlich an der Authentizität zweifeln.
    lg Danny
  • Wolfgang Weninger 28/04/2008 9:18

    Guten Morgen, Werner, die Band ist natürlich Pink Floyd, die 1968 mit dem Song gar nicht glücklich war :-)
    lg Wolfgang
  • † werner weis 27/04/2008 22:00

    Von welcher Band?
  • Wolfgang Weninger 26/04/2008 21:30

    auch so ein Song, der Geschichte schrieb und ursprünglich unter dem Titel "Murderistic Woman" als Musik für den Film "The Committee" gedacht war ... das es dann nur für die B-Seite von "Point Me At The Sky" gereicht hat, war totales Understatement ... aber ich liebe diese Single und sie ist ein Herzstück meiner Sammlung .-)
    Servus, Wolfgang
  • † werner weis 25/04/2008 22:42

    @ alle: Danke für die Anmerkungen - sie tun mir gut.
    Und: Es ist alles Wahrheit.
    @ andrena: als ich 2007 mit der NOB von Itzehoe nach Hamburg fuhr, sprach mich eine Frau an: "Bist Du Detlev Buck?" - Meine ehrliche Antwort war: "Nein, aber ich kenne alle seine Filme."
  • Willi Thiel 25/04/2008 21:57

    ich machs kurz
    werner schreib endlich mal ein buch.......aber bitte mit musikzugabe auf cd von dir !
    vg willi
  • Gisela Aul 25/04/2008 19:05

    Werner,wie gut kann ich diesem Text folgen und lese ihn mit Spannung,eine traurige aber sicher aus dem Leben geschriebene Geschichte zu dem Haus
    Lieben Gruss Gisela
  • Carl-Jürgen Bautsch 25/04/2008 18:20

    Ein Haus und seine Geschichte. Ein autentischer Einblick in die Geschichte dieser "schrägen" Gegend ist dir gelungen ;-)
    LG, Carl
  • Adrena Lin 25/04/2008 16:18

    Ein Stück Geschichte, Erinnerung....Milieustudie....Beim Lesen Deines Textes, werde ich wütend, traurig, nachdenklich, kann schmunzeln.....
    Deine Texte erinnern mich an Filme, die ich sehr liebe...Milieufilme...Filme, die erzählen...scheinbar alltägliches....Du solltest Dich zum Beispiel mit Detlef Buck zusammentun....Für ein größeres Publikum schreiben....erzählen....
    Liebe Grüße
    Andrea
  • Thomas Reitzel 25/04/2008 12:27

    Hi Werner,

    sehr zeitgemäßer, nachdenklich machender Text zu Deinem Bild und eine tolle Milieustudie.
    Ich hab schon länger den Verdacht, daß der blinde Vandalismus von Leuten ausgeht, denen man das am hellichten Tage nicht zutrauen würde.

    Keep on rockin, and *careful with that axe, Eugene!* !

    Tom

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