Gerhard M. Eder


Premium (World), Valencia

Havanna 1976, Breschnew zu Besuch

Ein Großplakat vor dem Capitolio zeigt Breschnew beim Besuch bei Castro 1976.

Nach der kubanischen Revolution 1959 und dem von den USA verhängte Embargo kam der Tourismus im Lande völlig zum Erliegen. Das blieb so bis in die späten 1980er Jahre. Einreisen aus der westlichen Welt waren nur noch mit Visum möglich und die gab es ausschließlich für offizielle Staats- und Geschäftsreisen, Konferenzen und Sportereignisse. 1976 war ich das erste Mal geschäftlich in Havanna. Ich war dann noch mehrere Male in Kuba. Für das Visum benötigte ich eine offizielle Einladung des kubanischen Handelsministerium. Die genaue Flug Nr. und Ankunftszeit mußte im Visumantrag stehen, weil man bei der Ankunft abgeholt wurde und dabei der Paß bis zur Ausreise abgenommen wurde. Privattourismus gab es nicht mehr. Das hat sich erst nach dem Zusammenbruch des Ostblocks in den 1990ern geändert, weil Kuba auf Devisen angewiesen war.
Das Kuba von heute hat nichts mehr den Erfahrungen von damals zu tun. Die berühmten Oldtimer waren nur alte Autos aber noch keine Oldtimer und waren noch nicht restauriert und die Gebäude waren dem Verfall preisgegeben. Außerhalb der Hotels war es schwierig Restaurants zu finden, die dann nur ein Einheitsmenü zu bieten hatten (Reis mit Bohnen oder Bohnen mit Reis). In der Hotelbar ging plötzlich das Bier aus und es gab nur noch Rum. Taxis hielten nicht bei Handzeichen, sondern hatten zugeordnete Standplätze, wo dann eine lange Schlange stand. Außer in einigen großen Hotels gab es keinerlei kubanische Musik und Tanzshows. Man konnte sich zwar frei bewegen aber Bespitzelungen allerorts waren gang und gäbe. Es war eben der real existierende Kommunismus. Die Leute nahmen ihr Schicksal mit der typischen Leichtigkeit der Latinos. Ich habe überall sehr nette Menschen kennen gelernt.

Commentaire 1

  • Werner Stuiber 13/11/2024 14:41

    Eine interessante historische Gegenüberstellung, zu deinen wesentlich älteren Erfahrungen. An touristischen Angeboten hat sich zwar einiges getan (bis 2016), verfallende Gebäude gab es aber in einigen Gebieten immer noch. Und unser Aufenthalt in Havanna war ohnehin von gewissen Einschränkungen geprägt: die halbe Stadt war offenbar von der Entourage Obamas belegt; dann wurde unser Mietauto ohne unser Wissen von einem offiziellen Parkplatz weggeschleppt...:-) Aber die Freundlichkeit und Leichtigkeit kann ich auch bestätigen.
    LG Werner