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Thomas Reitzel


Premium (World), Fountain, RP

Heckeneilzug

Weil das Bild so gut zur Novemberstimmung paßt, aber auch, weil Wolfgang Graßl
gerade gestern ein herrlich dazu passendes Foto gezeigt hat:

Es zeigt einen der in meiner Anmerkung zu Wolfgangs Bild erwähnten "Heckeneilzüge", die deshalb so genannt wurden, weil sie auf minder bedeutenden Verbindungen verkehrten, dennoch aber oft weite Strecken zurücklegten und dabei Landstriche berührten, die vom Verkehrslärm der großen Magistralen unberührt geblieben waren.

Unser Zug wird von einer Würzburger V 200 gezogen und befindet sich im Streckenabschnitt zwischen Lauda und Osterburken im sogenannten "Bauland" wie dieser östliche Teil des Odenwaldes genannt wird.

Dieser einsame und eher dünn besiedelte Landstrich wurde damals lediglich von dieser zweigleisigen Hauptstrecke berührt, die, wie man sieht, ein recht stiefmütterliches Dasein fristet, obwohl hier auch D-Züge verkehrten!: Stahlschwellen, nicht verschweißte Schienen, hölzerne, etwas windschiefe Telegrafenmasten, und die Gleislage läßt auch zu wünschen übrig!

Die Fahrzeiten der Züge waren entsprechend reichlich bemessen, und so kann sich auch die V 200 mit ihrem Zug Zeit lassen, obwohl sie sich hier im Anstieg zum Eubigheimer Tunnel bei Boxberg-Wölchingen(wer hat je davon gehört?!)doch etwas mehr ins Zeug legen muß.

Dieser Zug nun bediente eine traditionelle süddeutsche Querverbindung:

Hof - Bamberg - Würzburg - Heidelberg - Kaiserslautern - Saarbrücken!

Unterwegs gab es Lokwechsel mit allen drei Traktionsarten:

Bamberg, mit gleichzeitigem Kopfmachen von Hofer 01 auf Würzburger V 200,

Kopfmachen mit derselben Lok in Würzburg, die einfach ans andere Ende fuhr,

und zum Schluß in Heidelberg auf Ellok der Baureihen 141, 110 oder einen Saarbrücker Exoten, das Einzelstück 182 001!

Immerhin hatte die Dieseltraktion in Form der V 200 den Löwenanteil an der Zugförderung zwischen Bamberg und Heidelberg!

Bevor aber die V 200 durch die fortschreitende Elektrifizierung von den Magistralen verdrängt wurde, wurden diese Züge zwischen Würzburg und Heidelberg u.a. mit Treuchtlinger 01 gefahren, die weit herum kamen!

Die Zugbildung ist eines Heckeneilzugs würdig: Hinter der Lok ein älterer Packwagen der Gattung Düe, dahinter ein ebenso alter Postwagen und ein 1./2.Klasse-Wagen der Vorkriegs-Stahlbauart ABye.

Dann folgen drei der im Gegensatz dazu geradezu modern anmutenden Silberlinge der Gattung Bn aus den frühen 60er Jahren.

Selbstverständlich wurde der ganze Zug mit Dampf aus dem Dampfkessel der V 200 beheizt, wobei es meist im letzten Wagen nicht mehr ganz so mollig warm war wie im vorderen Zugteil...

Eisenbahn-Alltag von 1971, den man damals noch genauso antreffen konnte wie die ersten Loks der Baureihe 103!

Und hier noch ein Heckeneilzug:

Heckeneilzug
Heckeneilzug
Thomas Reitzel


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