Hedda Gabler 1
Hedda Gabler, Volkstheater München 09.2019, von Henrik Ibsen, Regie: Lucia Bihler, Bühne: Jana Wassong, Kostüme: Laura Kirst, Musik: Jörg Gollasch, Dramaturgie: Mats Süthoff
"Einmal in meinem Leben will ich Macht besitzen über das Schicksal eines anderen Menschen." Hedda Gabler. Die Geschichte einer Frau, welche keinen anderen Ausweg aus ihrem selbst geschaffenen goldenen Käfig findet als den Freitod.
Als Generalstochter in ihrer von Männern und bürgerlichen Prinzipien geprägten Welt wird sie so sehr von der Angst vor dem sozialen Abstieg beherrscht, dass sie sich entgegen ihrer Gefühle für die vermeintliche Sicherheit der Ehe mit Jörgen Tesman entscheidet. Jörgen Tesman, ein aufstrebender Historiker, rechnet fest mit seiner anstehenden Professur. In einem Anflug aus Euphorie und um seiner anspruchsvollen Frau etwas bieten zu können, hat er sich Geld geliehen und ihnen ein prunkvolles Zuhause errichtet. Kaum kommen die beiden ernüchtert aus den Flitterwochen wieder, erreichen sie unerwartete Neuigkeiten. In ihrer Abwesenheit ist Eilat Lövborg, ein ehemaliger Verehrer Heddas und Kollege von Tesman, zurück in die Stadt gekommen. Mit Hilfe Thea Elvstedts hat er nicht nur seinen Alkoholismus überwunden und so seinen guten Namen wieder hergestellt, sondern auch soeben ein Aufsehen erregendes kulturgeschichtliches Buch geschrieben, dessen visionärer zweiter Teil kurz vor der Veröffentlichung steht.
Heddas Lebensplan fällt wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Ihre Sicherheiten schwanken, Tesman ist verschuldet, seine Professur steht durch den Auftritt Lövborgs auf der Kippe, und Hedda erkennt durch das Auftauchen Lövborgs ihre Feigheit nicht nach ihren Gefühlen gehandelt zu haben. Ihre Möglichkeit auf ein "wahres Leben" scheint somit vertan. Geführt von Eifersucht und Verzweiflung hintergeht Hedda ihren Ehemann, vernichtet die Verbindung zwischen Fräulein Elvstedt und Lövborg, treibt Lövborg zurück in den Alkoholismus, verbrennt sein noch nicht veröffentlichtes visionäres Manuskript und bringt ihn zuletzt zum Selbstmord "in Schönheit". Voller Hass reißt sie ihren Mitmenschen die Masken von den Gesichtern, um ihre existenzielle Leere zu füllen. Doch ihr Amoklauf bringt ihr nur kurzweilige Genugtuung. Sie fällt zurück in ihre Lethargie und die Macht, die sie über andere besitzen wollte, resultiert in ihrer eigenen Ohnmacht.
Text: Volkstheater München
Rainhard Wiesinger 08/10/2019 19:36
Eine super idee, die ebenso umgesetzt ist