Highcliffe Castle
Highcliffe Castle ist ein Herrenhaus in Dorset in Großbritannien. Das als Kulturdenkmal der Kategorie Grade I klassifizierte Herrenhaus gilt als das bedeutendste erhaltene Bauwerk der vom Picturesque und von der Romantik beeinflussten Neugotik in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Großbritannien.
Das Herrenhaus liegt an der Grenze zwischen Dorset und Hampshire westlich von Highcliffe und etwa 6 km östlich von Christchurch. Es liegt auf einer Klippe oberhalb der Christchurch Bay und bietet einen weiten Ausblick über die Bucht und auf die Isle of Wight. Das Herrenhaus ist von einem über 5 ha großen Garten und Landschaftspark umgeben, vom Herrenhaus führt ein Fußweg zu einer Bucht mit Sandstrand. Westlich des Herrenhauses befindet sich die Anlage des Highcliffe Castle Golf Club, die weitere Umgebung ist dicht bebaut.
Um 1775 ließ der ehemalige britische Premierminister Lord Bute von Capability Brown oder Robert Adam ein erstes Herrenhaus auf der Klippe errichten. Sein vierter Sohn, der General Charles Stuart erbte nach seinem Tod 1792 das Anwesen und verkaufte es 1795. Das Herrenhaus wurde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Der Sohn von Charles Stuart, Charles Stuart, 1. Baron Stuart de Rothesay, konnte das Anwesen schließlich um 1824 zurückkaufen. Er ließ das vorhandene Herrenhaus abreißen und ab 1831 das jetzige Herrenhaus nach seinen Ideen durch den Architekten William Donthorne errichten. Donthorne hatte bei dem Architekten Jeffry Wyatville gelernt, bei der Ausführung des Baus wurde er durch die von Wyattsville Onkel James Wyatt entworfene Fonthill Abbey beeinflusst.
Nach Stuarts Tod erbte seine Tochter Charlotte, Countess Canning, die Ehefrau von Charles John Canning, 1. Earl Canning, des ehemaligen Vizekönigs von Indien, das Anwesen. Sie erhielt häufig hochrangigen Besuch, unter anderem von Eduard, dem damaligen Prince of Wales, mit seiner Familie, Premierminister Gladstone und zahlreichen weiteren Gästen. Da sie kinderlos starb, erbte erst ihre Schwester Louisa und schließlich nach deren Tod 1893 ihr entfernter Cousin Edward Montagu-Stuart-Wortley das Herrenhaus. Stuart-Wortley diente als britischer Offizier und nahm an zahlreichen Feldzügen in den britischen Kolonien in Asien und Afrika teil. Nachdem er nach 1904 nur Halbsold bezog, vermietete er Highcliffe zeitweise.[2] 1907 verbrachte der deutsche Kaiser Wilhelm II. nach einem Staatsbesuch im Vereinigten Königreich einen dreiwöchigen Urlaub in Highcliffe. Um die angespannten deutsch-britischen Beziehungen zu verbessern, veröffentlichte Stuart-Wortley fast ein Jahr nach diesem Besuch den Inhalt seiner Unterhaltungen mit dem Kaiser in der Zeitung The Daily Telegraph, was zur Daily-Telegraph-Affäre führte. Von 1916 bis in die Mitte der 1920er Jahre war Highcliffe an den Kaufhausbesitzer Harry Gordon Selfridge vermietet.
Kaiser Wilhelm II. (untere Reihe Mitte) mit Gefolge vor Highcliffe Castle, links neben ihm Oberst Stuart-Wortley
Das Herrenhaus blieb bis 1950 im Besitz der Nachfahren Stuart-Wortleys, ehe es an den Geschäftsmann J.H. Leonard Lloyd verkauft wurde, der es als Kindergenesungsheim nutzte. Bereits nach einem Jahr wurden jedoch Missbrauchsvorwürfe erhoben. Die Vorwürfe konnten nicht bestätigt werden, doch Lloyd schloss kurz darauf das Heim und verkaufte das Anwesen. Der nächste Besitzer verkaufte das nördlich des Herrenhauses gelegene Parkgelände als Baugrund, ehe 1953 der katholische Claretinerorden das Gebäude erwarb und es bis 1966 als Priesterseminar nutzte. Die hohen Unterhaltskosten und sinkende Schülerzahlen zwangen den Orden zum Verkauf des Gebäudes, doch kurz vor Abschluss des Kaufvertrags mit drei lokalen Geschäftsmännern brannte die zur Kapelle umgebaute große Halle 1967 aus. Ein weiterer Brand beschädigte 1968 das Herrenhaus so schwer, dass über seinen Abriss diskutiert wurde. In den nächsten Jahren verfiel die dachlose Ruine weiter, bis sie 1977 von der Stadt Christchurch erworben wurde. Ab den 1990er Jahren wurde das Herrenhaus von außen mit Zuschüssen von English Heritage und mit Hilfe des Heritage Lottery Fund und von ehrenamtlichen Helfern restauriert. Die Innenräume wurden verändert und vereinfacht wiederhergestellt. Das Herrenhaus kann heute besichtigt werden und wird für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt.
(Wikipedia)
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