Lutz Klapp


Premium (Basic), Schwalmstadt

Hirschkäfer

Ein männlicher Hirschkäfer auf Blätter.

Der Hirschkäfer (Lucanus cervus, von lateinisch lucanus ‚Waldbewohner‘ und cervus ‚Hirsch‘) ist ein Käfer aus der Familie der Schröter (Lucanidae). Er gehört zu den größten und auffälligsten Käfern in Europa. Seinen Namen erhielt der Hirschkäfer aufgrund der bei den Männchen geweihartig vergrößerten Mandibeln (Oberkiefer).

Der Hirschkäfer wird auch als Schröter, Hornschröter, Feuerschröter, Donnergugi oder Donnergueg bezeichnet. Der Name Donnergugi geht auf den Beinamen Donar des Gottes Thor zurück. Die Art war bereits im Römischen Reich bekannt: Die Larven wurden als Delikatesse gegessen, die männlichen „Geweihe“ als Amulett getragen.

Der Hirschkäfer war das Insekt des Jahres 2012.
Hirschkäfer sind die größten europäischen Käfer. Die männlichen Käfer werden meist deutlich größer als die weiblichen, jedoch gibt es vor allem bei den Männchen große Schwankungen. Männchen werden etwa 3,5 bis 8 Zentimeter lang, die Weibchen etwa 3 bis 5 Zentimeter.[1] Sie haben beide eine schwarzbraune Grundfärbung, die Deckflügel sind braunrot gefärbt. Weibchen und Männchen tragen, wie auch andere Arten der Gattung Lucanus, auf der Vorderseite ihrer Vorderschenkel leuchtend gelbe Flecken, die durch zahlreiche, dicht benachbarte Härchen gebildet werden.

Besonders auffällig an den Männchen ist das „Geweih“. Dabei handelt es sich um die massiv vergrößerten Mandibeln (Oberkiefer), die bei den Männchen braunrot schimmern. Sie können bei besonders großen Exemplaren fast die halbe Körperlänge ausmachen. Die Weibchen haben einen schmaleren Kopf und normal entwickelte Oberkiefer.

Gelegentlich kann die forma capreolus, auch Hungermännchen genannt, beobachtet werden, bei der die Männchen sehr klein sind und, ebenso wie die Weibchen, kein Geweih tragen. Dies geschieht in Zeiten schlechter Ernährung.
Die Weibchen locken ihre Partner mit Hilfe von Sexuallockstoffen (Pheromonen) an. Treffen zwei Männchen aufeinander, versuchen sie den Gegner mit Hilfe ihrer langen Mandibeln auf den Rücken zu werfen oder vom Ast zu hebeln. Nur der Gewinner eines solchen Kommentkampfes hat die Möglichkeit, sich mit dem Weibchen zu paaren.

Der Hirschkäfer ist in der Roten Liste Deutschlands als „stark gefährdet“ (Kategorie 2) geführt.[4] In der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ist sie im Anhang II gelistet. Dies bedeutet, dass die nationalen Behörden aufgefordert sind, zum Schutz der Art besondere Schutzgebiete im Rahmen des Netzes Natura 2000 einzurichten. Ein individueller Schutz aller Vorkommen (wie bei den Arten des Anhangs IV) ist damit nicht verbunden.

Sein Bestand hatte in Mittel- und Südeuropa stark abgenommen. Dies lag aber nicht etwa, wie häufig behauptet, an ihrer Beliebtheit für Sammler, sondern an dem Verlust geeigneter Lebensräume, insbesondere von geeigneten Bruthabitaten. Der rasche Landschaftswandel im letzten Jahrhundert durch die Aufgabe intensiver, lichtbringender Waldnutzungsformen wie Mittelwälder, Hutewälder oder Niederwälder sowie flächige Nadelholzanpflanzungen ließen viele Wälder dunkler werden. Gleichzeitig dehnte sich der urban-landwirtschaftliche Bereich rasant aus. Durch Baulanderschließung für Häuser, Industrieansiedlungen, Straßen- und Autobahnbauten sowie Intensivierung und Ausweitung der Landwirtschaft gingen Streuobstwiesen, Grünflächen mit Baumbestand und Wälder meist im Einklang mit vollständiger Stockrodung verloren.[5] Erst in den letzten Jahren wird er wieder etwas häufiger gesehen.[6] Er nutzt weiterhin die ihm von Menschen angebotenen Baumstümpfe, nun scheinbar aber häufiger in unmittelbarer Nähe des Menschen, also auch in Gärten, Alleen und Parks unserer Dörfer und Städte. Der Schutz des abgestorbenen Baumstumpfes ist gerade dort für die Hirschkäfer oft von existentieller Bedeutung und gerade dieser Schutz wird ihm oft verwehrt. Notwendige Saftstellen dagegen können die Käfer fliegend aufsuchen.

Da für den Bau der Werft für den Airbus A380 am Flughafen Frankfurt Waldflächen benötigt wurden, in denen auch größere Hirschkäferpopulationen lebten, wurden für den Hirschkäfer Ausgleichsflächen ausgewählt, in denen sich die Larven weiter entwickeln sollen. Dazu wurden im Jahre 2005 etwa 50 Baumstümpfe, in denen Larven vermutet wurden, ausgegraben und an anderen Stellen in der Nähe des Flughafens wieder eingesetzt.[7] Wegen der langen Entwicklungszeit der Larven zog sich die Erfolgskontrolle über fünf Jahre hin. Als Stichprobe wurden zehn Baumstümpfe ausgewählt, die mit Zäunen vor Wildschweinen und in der Schlüpfzeit zusätzlich mit Netzen vor Vögeln geschützt wurden. Die Auszählungen in den Jahren 2006 bis 2010 ergaben, dass in jedem Jahr Käfer aus mehreren Baumstümpfen schlüpften. Nur aus einem der zehn Baumstümpfe schlüpften keine Käfer. Die Umsetzungsaktion wurde deshalb als erfolgreich bewertet


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