Maschinensetzer


Premium (Pro), Niederkassel

Historischer Bildfund

Hier wieder einmal ein Bild aus der Kiste zufällig zusammengetragener alter Bildraritäten, diesmal ein kleiner 7x10 cm Agfa-Brovira-Abzug.

Dass es da kräftig gerummst hat, ist nicht zu leugnen. Auch nicht, dass die linke Lokomotive sichtbar zwei verschieden große Zylinder hat, also eine Zweizylinderverbundmaschine ist.
Trotz der bescheidenen Qualität kann man auf der Pufferbohle der mittleren Lokomotive Buchstaben erkennen:
Die erste Zeile lautet "?r 11", in der zweiten Zeile könnte "93" stehen, wobei die 3 recht gut erkennbar ist.

Die Rückseite gibt jedenfalls auch dem nicht der Sütterlin-Schrift Mächtigen zumindest den Hinweis "Sambor".

Ein "mehrköpfiges Expertenteam" ist zwischenzeitlich anhand dieser spärlichen Daten zu folgenden Ergebnissen gekommen:
Bis zum Ende des 1. Weltkrieges 1918 war Sambor in Ost-Galizien von Österreich-Ungarn okkupiert und daher waren dort auch österreichische Lokomotiven beheimatet! Danach wurden das Gebiet und Lokomotiven Polen zugeschlagen und kamen 1939 durch den Hitler-Stalin-Pakt unter die Verwaltung der Sowjetunion.
Ab 1. 8. 1941 (andere Quellen 1. 12. 1941) wurde durch das Deutsche Reich die Ostbahn-Direktion Lemberg (OBD Lemberg) errichtet, der das Bw Sambor unterstand. In dieser Zeit haben auch die schweren Bombenangriffe auf das Bw Sambor stattgefunden und der Aufnahmezeitpunkt des Fotos sollte somit 1941 oder etwas später zuzuordnen sein.

Die linke Lokomotive mit dem wuchtigen Niederdruckzylinder dürfte wohl eine Tw11 (kkStB 180) sein.
Interessant, das 1941 in der Sowjetunion immer noch Lokomotiven mit nichtkyrillischer Beschriftung herumfuhren, da die mittlere Lokomotive laut Beschriftung auf der Pufferbohle ziemlich sicher die kkStB 170.392 (WLF 2361/1916, 1'Dn2v) ist, die ab 1918 zuerst dort für Polen und dann für die Sowjetunion als Tr 11-93 eingesetzt wurde.
Die rechte Lok ist auch österreichischen Ursprungs und dürfte unter den Baureihen 170, 270 oder 180 zu suchen sein.

Schon beeindruckend, was ein fast 80 Jahre altes Foto so alles erzählen kann!

Beste Gesundheit und Grüße
Thomas

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