Hochmittelalter
Die Kirche Sankt Jakobus in Urschalling (Gemeinde Prien am Chiemsee) ist eine kleine katholische Pfarrkirche aus dem Hochmittelalter, die Fragmente von kunsthistorisch bedeutsamen Fresken enthält. Der Name des Dorfs Urschalling, in dem die Kirche steht, wird auf den Vornamen Udalschalk zurückgeführt. Ein um 1110 verstorbener Udalschalk von Neuburg-Falkenstein, Sohn des seinerzeit im Inntal und Chiemgau einflussreichen Grafen Gerold von Neuburg und Bruder des Siboto I. von Neuburg-Falkenstein, war Abt des Klosters Tegernsee und Mitbegründer des Klosters Dietramszell gewesen.[1] Falls dieser Abt auch die Kirche von Urschalling gestiftet hatte, was anzunehmen ist, dann dürfte deren Grundsteinlegung gegen Ende des 11. Jahrhunderts oder Anfang des 12. Jahrhunderts stattgefunden haben.
Die St.-Jakobus-Kirche dürfte also schon vorhanden gewesen sein, als zwischen 1160 und 1200 die auf ihren beiden Hauptburgen Falkenstein über dem Inn bei dem Dorf Flintsbach residierenden Grafen von Falkenstein in Urschalling eine auswärtige Burganlage errichten ließen, und zwar in unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche. Diese seinerzeit mächtige und einflussreiche Adelsfamilie, deren bayerischer Mannesstamm dann im 13. Jahrhundert erlosch, hatte von Prien am Chiemsee aus im Auftrag des Erzbistums Salzburg eine von Sachrang bis zum Langbürgner See sich erstreckende Vogtei verwaltet. 1158 hatte der Salzburger Erzbischof Eberhard I. den Grafen Siboto II. von Neuburg-Falkenstein[2] nämlich mit der Verwaltung der Propstei Chiemsee, der erzbischöflichen Ländereien dieser Region sowie des Stifts Weyarn betraut.[3] Vogt der chiemseeschen Vogtei war zuletzt Sibotos II. Onkel Wolfker von Falkenstein[2] gewesen, der ohne Erben verstarb.[4] Die Burganlage in Urschalling sollte offenbar dem Schutz des Verwalters der erzbischöflichen Besitzungen und Ländereien im Chiemgau dienen.
Die Kapelle soll sich am südlichen Rand dieser in Urschalling nicht mehr vorhandenen Burganlage befunden haben. Von der Schutzburg stammt noch der Westteil der Kirche, der ehemals zu einem Wehrturm gehört hatte, der später durch einen Mauerdurchbruch in das Kirchengebäude integriert wurde.
Das sakrale Bauwerk überdauerte die Jahrhunderte nahezu unverändert, erhielt jedoch im Zuge der Barockisierung 1711 eine Zwiebelhaube. Ihren Namen verdankt die Kapelle dem Umstand, dass die Grafensteiner den hl. Jakobus zum Schutzpatron genommen hatten. Den Heiligen soll eine Schnitzfigur darstellen, die in der Nische des ehemaligen Eingangs im Kirchenraum aufgestellt ist.
Die Wände des Innenraums enthalten Fragmente von Fresken aus dem 12. und 14. Jahrhundert mit Interpretationen biblischer Themen aus Sicht der Vorstellungswelt des Hochmittelalters. Einen hohen Bekanntheitsgrad hat das ungewöhnliche Dreifaltigkeitsfresko erlangt. Diese Fresken waren zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert mehrfach übertüncht worden, wurden dann wiederentdeckt und erst in der Neuzeit freigelegt und aufwendig restauriert.
Auf dem Mittelgang des Kirchenschiffs steht ein tischhohe runde Steinsäule mit einer überwölbenden runden Abschlussplatte, die oben sieben kreiszylinderförmige Vertiefungen aufweist. Der frühere Verwendungszweck dieser Vorrichtung ist ungeklärt; es ist sogar vermutet worden, dass sie aus heidnischer Zeit stammen könnte.[5] Der Steinsockel könnte jedoch auch zu dem Wehrturm gehört haben und ursprünglich eine Vorrichtung zur Ablage oder Aufbewahrung von Köchern gewesen sein.
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