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Honeckers Haus bei Berlin

Honeckers Haus bei Berlin

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smokeonthewater


Premium (World), Berlin

Honeckers Haus bei Berlin

Waldsiedlung Wandlitz, Habichtweg 5 (ex Haus 11), von 1960 bis Januar 1990 Wohnung von Erich & Margot Honecker.

Seit 19. Juni 2017 gilt die Waldsiedlung als "historisch wertvoller Ort". Sie gehört nicht zu Wandlitz, sondern zu Bernau.
Das Haus von Honeckers Vorgänger, Walter Ulbricht, wurde unter Denkmalschutz gestellt – Honeckers aber nicht.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/09/Plan_Waldsiedlung.jpg

Am 30. November 1989 wurde den Honeckers das Wohnrecht gekündigt, eine Woche danach ihr Haus durchsucht.
Da man sie "obdachlos gemacht" habe, durften sie unter Hausarrest weiter dort wohnen bleiben.
Im Januar 1990 unterzog sich Erich einer Krebs-OP und sah danach sein Haus nie wieder.

Krankenhaus, Gericht, Knast, Asyl bei Pastor Holmer, dann Asyl in den sowjetischen Heilstätten Beelitz.
Von dort aus verhalf ihm Gorbatschow im März 1991 zur Flucht nach Moskau. Jelzin lieferte ihn im Juli 1992 aber aus.

Nach 169 Tagen Untersuchungshaft in Berlin-Moabit wurde Honecker im Januar 1993 entlassen.
Er reiste nach Chile aus, wo seine Tochter Sonja verheiratet war und Margot bereits von Moskau aus wohnte.
Am 29. Mai 1994 starb Erich (81) in Santiago de Chile; Margot folgte ihm am 6. Mai 2016 (89).

Commentaire 16

  • Fotobock 20/06/2020 23:02

    Ein ansich eher unscheinbares Haus ... innen sicher nicht. lg Barbara
  • Kurt CLAUS 20/06/2020 16:44

    In diesem unscheinbaren Haus also
    wurde Anfang 80 gewaltig der Zahn der Zeit bewußt verschlafen. Ebbe in allen Kassen des kleinen Landes, verschlissene Industriebasis und der polnische Nachbar versuchte schon den Umbruch...
    Mindestens ein Jahrzehnt Lebenszeit ist dem Osten genommen worden.
    • smokeonthewater 20/06/2020 20:22

      Es hätte schlimmer kommen können. (Und jetzt ist auch nicht alles besser.) Der Leidensdruck war in unseren Nachbarländern sicher größer, so dass diese sich eher über genommene Lebenszeit beschweren dürfen, da sie bis heute unter den Folgen leiden. Und die Revolution 1989 hätte auch blutig enden können.

      Die DDR hat mir eine glückliche Kindheit und ein klasse Studium ermöglicht, wovon ich heute profitiere. Ich konnte inzwischen all das, was ich vor allem an Reisefreiheit verpasst habe, nachholen. Dafür habe ich von der DDR aus den Osten bereist, was ich heute in der Rückschau als Bereicherung bewerte – denn welcher Wessi hat solche menschlichen und kulturellen Erfahrungen machen dürfen?

      Das gewisse Maß an Glück und Dankbarkeit ist natürlich nicht dank Honecker, sondern trotz Honecker zu sehen.
  • Vitória Castelo Santos 20/06/2020 15:35

    Sehr gut gemacht von dir!
    Dir eines schönes Wochenende.
    LG Vitoria
  • Dorothee 9 20/06/2020 13:37

    Der Spielfilm "Willkommen bei den Honeckers" war amüsant, vor allem die Darstellung von Johanna Gastdorf als seine resolute Frau.
    • smokeonthewater 20/06/2020 16:32

      Margot war die eigentliche Herrscherin über die DDR. Nicht selten ist die ehrgeizige Frau hinter dem führenden Staatsmann die treibende Kraft. Hillary Clinton ist auch so eine.
      Margot war gelernte Telefonistin ("Fräulein vom Amt"). Sie brachte es bis zur Bildungsministerin ("Miss Bildung") und war verantwortlich für die Indoktrination der Kinder und den Wehrkundeunterricht. Sie diktierte ihrem abgebrochener Dachdeckerlehrling Erich, wo's lang geht. Und weil sie immer zu viel Tönung in ihr weißes Haar kippte, damit das alte Blond nicht pissgelb durchschimmert, glänzte es in der Komplementärfarbe lila ("Lila Kuh").
  • anne47 20/06/2020 11:14

    Na ja, von außen eher bescheiden, aber auch in der DDR haben die Bonzen sich die besten Datschen etc. reserviert.
    Nach dem Krieg sind die Nazis nach Südamerika ausgewandert, nach dem Mauerfall dann die DDR-Elite.
    LG Anne
    • anne47 20/06/2020 20:55

      "Stoph lebte wie ein Feudalherr

      Während der friedlichen Revolution in der DDR wird vieles bekannt. Der unscheinbare Willi Stoph lebte wie ein Feudalherr: Er besaß ein über acht Millionen Mark teures Jagdhaus, gelegen inmitten eines Naturschutzgebiets an der Müritz. Auch eine TV-Satellitenanlage und eine Sammlung französischer Spitzenweine fehlten nicht. Am 13. April 1999 stirbt Willi Stoph in Berlin."

      Dagegen ist Honeckers Häuschen ja richtig mickrig

      https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag-todestag-von-willi-stoph-100.html
    • smokeonthewater 20/06/2020 22:19

      Auch Stoph kam vor Gericht und saß insgesamt 18 Monate in Untersuchungshaft. Sein Barvermögen von 200 000 DM wurde eingezogen.
      Das Naturschutzgebiet am Ostufer der Müritz war damals durch Schilder "Betreten verboten. Seuchengefahr" abgegrenzt. Richtig, das Staatsoberhaupt war eine Seuche.
    • anne47 20/06/2020 22:25

      irgendwie fand ich den Stoph noch mit am sympathischsten, wahrscheinlich seit Willy Brandts Besuch in Erfurt, aber ich kannte ja nur sein Fernsehgesicht
    • smokeonthewater 20/06/2020 23:26

      Willi Stoph hätte sich allzugern gewünscht, dass die Rufe "Willy ans Fenster" in Erfurt ihm und nicht Brandt gegolten hätten. Immerhin hat er Brandt viel Zeit zum Zujubeln gelassen. Aber solche blamablen Szenen wurden hinterher tunlichst vermieden. Ich erinnere an das sterile Güstrow, als Helmut Schmidt dort Erich Honecker traf.

      Stoph hatte als Staatsoberhaupt nichts zu melden (wie unser Bundespräsident auch) und trat deshalb auch nicht groß in Erscheinung. Somit verknüpft man mit seiner Person auch nichts Unangemehmes. Er war es, der Honecker am 18. Oktober 1989 den Rücktritt nahelegte. Diese "Courage" hätte man sich viel früher von ihm gewünscht.
  • homwico 20/06/2020 0:20

    Ist noch recht gut erhalten. Schön hast Du den "Niedergang" beschrieben.
    LG homwico
    • smokeonthewater 20/06/2020 0:27

      Im Gegensatz zu den Häusern der Arbeiterklasse war sein Haus natürlich saniert. Erich hatte 1928 nach kurzer Zeit seine Dachdeckerlehre abgebrochen, weshalb es später beim DDR-Volk immer reinregnete.