Hp Dechenhöhle
12:20 Uhr, erneuter Personalwechsel. 83310 steht schon bereit, Ablösen vor Ort. Zwei alte Haudegen steigen auf die Lok. Keine Vorkommnisse, also Indusirolle beschriften, Zugnummer umgestellt, Bremsprobe gemacht, und ran an die Buletten. Die Ausfahrt zeigt zwei Flügel (nicht wirklich – es ist ein Lichtsignal, aber es bleibt meist bei dieser alten Bezeichnung.). Der Zugführer gibt Zp9. Wirklich beeindruckend, wie die Maschine den Berg nimmt. Kaum ist die Steuerung gerade bei 45/100 eingeklinkt, da wird der Haltepunkt Dechenhöhle erreicht. Paff, geht das Ramsbottom los. Der Heizer war diesmal ich , und ich griene nur: der Injektor arbeitet. Planhalt 2 Minuten. Mit etwas Sand geht’s weiter. Unter 45/100 wird die Steuerung nicht mehr gelegt, da wird der Zug dann doch zu langsam. Bei Bahnkilometer 4,1 die 30er Ankündetafel, also Wachsam drücken und Regler beiziehen. Letztes Jahr hatte ein Kollege oben auf dem Berg die Mine ausgelöst (wegen Geschwindigkeitsüberschreitung durch die Indusi eine Zwangsbremsung erhalten), und man muss ja auch nicht mit 70 Sachen über den Brechpunkt jagen. 12:35 Uhr, der Zug endet hier. Der Zf meldet mit dem Handy, dass 83310 mit Schluss in Iserlohn angekommen ist, und bekommt die Zustimmung zur Abfahrt des 83311 um 12:45 Uhr. Die P8 ist jetzt Schlussläufer und bekommt rote Scheiben in die Laternen. Der Lokführer legt das Knorr 8 auf Mitte und bestätigt nach der Bremsprobe seinem Kollegen von der Diesellok, dass die Bremse in Dortmund ist (In unserer Region klingt „Bremse in Ordnung“ eben wie „Bremse in Dortmund“.). So nun noch den Indusi-Störschalter rein, Steuerung auf 75/100 rückwärts. Ich nässe noch mit der Tenderbrause die Kohlen. Und schon geht es wieder zurück. Nach insgesamt fünf Fahrten endet dieser Tag.
Scan von einem sehr schlechten und unscharfen Papierbild
makna 30/07/2014 14:01
"Bremse in Dortmund" - alles klar ... ;-)Nette Geschichte, schöne Stimmung !
BG Manfred
Krimhilde. W. 30/07/2014 8:26
Deine Beschreibungen zu den Fotos lese ich immer wieder gerne. Es sind herrliche Geschichten, die du hier erzählst. Auch wenn ich, als Nichteisenbahner bei einigen Sachen nur Bahnhof verstehe, tut dies der Freude keinen Abbruch.Liebe Grüße Krimhilde
BR 45 29/07/2014 20:00
Ungewöhnlicher Nachschuss und ein klasse Text zu dem Foto und die nachfolgende Erklärung Top!Grüsse Andy
summertime1 29/07/2014 0:05
@ BP Die Angaben zum Foto habe ich unter den Text geschrieben.Die Bremsprobe ist nicht des Personalwechsels wegen gemacht worden. Für eine Bremsprobe gibt es viele Gründe. Immer wenn ein Lokführer der Meinung ist, daß die Bremswirkung nicht ausreichend ist, kann er die von amtswegen durchführen. Hier aber gab es einen anderen Grund. Ein Richtungswechsel liegt vor, es bremst nun eine andere Maschine als bei der Talfahrt.
Es gibt noch einen Grund, daß man eine Bremsprobe machen muß. Auf verschiedenen Strecken mit einer oder zwei Sägezahnlinien kann im Buchfahrplan sogar eine volle Bremsprobe angeordnet sein. Ob das an den Endbahnhöfen Lethmate und Iserlohn vorgeschrieben war, weiß ich heute nicht mehr.
Bei der Talfahrt von Remscheid nach Oberbarmen ist vor der Einfahrt in den Bf Ronsdorf eine Betriebsbremsung vorgeschrieben.Im Bedarfsfall kann der Lokführer dann noch entsprechende Maßnahmen ergreifen. Das steht nicht nur im Buchfahrplan, sondern auch auf einer Tafel an der Strecke.
Dieter Jüngling 28/07/2014 20:46
Das ist absolutes "Lokführerdeutsch". Nur gut, dass man als ehemaliger Eisenbahner, diese Sprache versteht. Schöne Geschichte und feine Art der Erzählung.Gruß D. J.