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Wolfgang Bazer


Premium (World), Wien und Augsburg

Im Chiemgau

Irgendwo zwischen Rosenheim und Prien. Am liebsten wäre ich aus dem Zug ausgestiegen, natürlich nicht aus dem fahrenden, aus dem ich diese Aufnahme gemacht habe, sondern am nächsten Bahnhof... Aber ich musste ja am nächsten Tag in Wien in die Arbeit...

In die Gegenrichtung waren am nächsten Tag, also gestern, massenweise Flüchtlinge aus Syrien unterwegs und heute auch wieder etliche. Ihnen stand der Sinn sicher nicht nach schöner Berg- und Waldlandschaft, sie haben andere Probleme. Aber selbst denjenigen, die schon untergekommen und als Asylanten anerkannt worden sind, steht der Sinn nicht danach. Wieso nicht? Das haben mir die Asylanten, die ich im Flüchtlingsheim in Mödling in Deutsch unterrichtet habe, folgendermaßen erklärt: Sie seien bei ihrer Flucht über den Balkan monatelang in Wäldern und Bergen unterwegs gewesen, sie könnten keine Wälder und Berge mehr sehen...
http://derstandard.at/2000021545911/Fluechtlinge-am-Westbahnhof-Alle-wollen-nur-nach-Alemania

Übrigens wurde der Deutschunterricht im Flüchtlingsheim in Mödling inzwischen eingestellt, seit das Innenministerium, dem das Heim gehört, die Leitung der ors service gmbh übertragen hat. Es handelt sich hier um einen gewinnorientierten Billiganbieter aus der Schweiz, der bei einer Ausschreibung vor einigen Jahren den Zuschlag für die Flüchtlingsbetreuung in Österreich erhalten hat und auch für das Flüchtlingslager Traiskirchen zuständig ist. Vor kurzem bescheinigte Amnesty International dem Flüchtlingslager, dass dort fast alle Menschenrechtskonventionen verletzt werden...
http://derstandard.at/2000020722311/Amnesty-praesentiert-Bericht-ueber-Traiskirchen http://www.profil.at/oesterreich/traiskirchen-fluechtlingslager-betreiber-ors-5827938

Ich habe diese syrischen Asylanten bzw. Asylwerber als gebildete, feine, liebenswerte Menschen kennengelernt, die für jedes Land, in dem sie unterkommen, eine große Bereicherung sein können. Ihnen Deutschunterricht vorzuenthalten, empfinde ich als einen Skandal sondergleichen. Ich beklage mich keineswegs meinetwegen, denn ich habe schnell eine andere Arbeitsstelle gefunden (ich unterrichte jetzt Deutsch in Arbeitsamtskursen). Aber wenn ich an diese lernbegierigen Neuankömmlinge denke, die ich zuletzt in Mödling unterrichtet habe, z. B. den einen, der sich jedes neugelernte deutsche Wort genussvoll auf der Zunge zergehen ließ, und wenn es ein Wort wie "Betriebskosten" war, das österreichische Wort für "Nebenkosten", dann kann ich nur sagen: Ich verabscheue das österreichische Innenministerium zutiefst; es wird immer noch durchweht von dem Ungeist, den ein inzwischen rechtskräftig verurteilter Verbrecher namens Ernst Strasser, der ehemalige Innenminister, hineingebracht hat. https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Strasser

Aber in Teilen Deutschlands ist ja alles wesentlich schlimmer, wie ich lesen muss. Menschen, die Flüchtlingen gegenüber feindselig auftreten und teilweise ihre Unterkünfte anzünden, sind für meine Begriffe der absolute Abschaum! Deutschland könnte gut und gern auf diese ekelerregenden Gestalten verzichten - während diese Flüchtlinge in meinen Augen auf jeden Fall, wie gesagt, eine Bereicherung sind.

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