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Im Kern des Kernreaktors

Im Kern des Kernreaktors

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Mathias AusDresden


Free Account, zZZweifel am Fortschritt

Im Kern des Kernreaktors

Als sich im Jahre 2317 die im Zuge der rapiden Klimaänderung ab den 2060er Jahren entstandene und weite Teile Mitteleuropas bedeckende Wanderdüne schlagartig nach Süden bewegte, wurden zum großen Erstaunen der verbliebenen Menschheit eine Vielzahl von interessanten Hinterlassenschaften einer früheren Hochkultur erstmalig wieder freigelegt. Mit dem Schrumpfen der Menschenpopulation auf etwa 10 Mio. Europäer als direkte Folge des Klimawandels war auch ein Großteil des technischen und kulturellen Wissens der Menschheit verloren gegangen. Bis um das 28. Jh. lebten die heutigen Europäer etwa auf dem Niveau der indoeuropäischen Urbevölkerung des 5. Jh. vor der allgemeinen Christianisierung. Insbesonders das bis zum 21. Jh. erlangte technisch-zivilisatorische Wissen ging vollständig verloren. Erstaunlicherweise hatte sich aber eine breite Kenntnis der frühen Menscheitsgeschichte bewahrt. Daher wundert es nicht, dass man das am Oberlauf des ehemaligen Flusses "Elbe" zu Tage getretene Monumentalbauwerk in Analogie zu den ägyptischen Pyramiden für die Grabstätte eines kommunistischen Diktators hielt. Als Indiz dafür sah man vor allem die in die Anlage gefundenen Fragmente der für das 21. Jh. typischen Behausungen, die man für eine Art Sarkophag hielt, der das gewohnte irdische Leben für den kommunistischen Diktator auch im Jenseits gewährleisten sollte.
Nach der vollständigen Freilegung und Dokumentation der Anlage, die im Jahre 2338 abgeschlossen wurde, entwickelte sie sich zu einem beliebten Touristenziel. Für frischvermählte Brautpaare aus dem Umkreis von etwa 200 km gehörte eine Reise nach Ladnets, so wurde die Anlage zu dieser Zeit genannt, zum Hochzeitsritual. Außerdem verlange es der Brauch, dass beim Besuch der Anlage Opfergaben in Form von Getreide, Wein und lebenden Ziegen in einen der zahlreichen Aufzugs- und Montageschächte geworfen werden mußten.

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