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Roland Lubiger


Premium (World), Dresden

im Tropenregen

am Rio Siapa
Map: http://travelingluck.com/South+America/Venezuela/Amazonas/_3626853_R%C3%ADo+Siapa.html#local_map
Amazones Regenwald-
die Waika Yanumami
Februar 2010
Tour:

Yanumami Expedition Amazonas 2010
Yanumami Expedition Amazonas 2010
Roland Lubiger



DIE YANUMAMI:
Die Yanomami (auch Yanomamö; in ihrer Sprache Menschen) leben im venezolanisch-brasilianischen Grenzgebiet an der 1000 Meter hohen Sierra Parima, der Wasserscheide zwischen den Flüssen Orinoco und Amazonas.
Die Yanomami haben, ebenso wie die Himba, Batak und Eipo, eine ausgesprochen kriegerische Kultur. Die Kinder werden schon früh zu einer gewissen Härte im Ertragen von physischem Schmerz sowie zur Bereitschaft erzogen, erfahrene Aggressionen auf gleiche Weise zu vergelten. Kriegerische Fertigkeiten werden im Spiel erprobt. Weinen wird als wehleidig angesehen, und ihm wird gelegentlich auch mit körperlicher Züchtigung begegnet. Es existieren Berichte von Überfällen auf andere Stämme, bei denen auch Frauen und Kinder getötet wurden. Dabei wurden und werden häufig erbitterte tribale Kriege mit hohen Mortalitätsraten geführt.

Die ersten Europäer (Portugiesen, Spanier und Franzosen), die Südamerika besiedelten, fanden verschiedene Indianerstämme vor, die untereinander rivalisierten und gelegentlich Kriege (oder zumindest Raubzüge) führten. Es ergaben sich von vornherein Koalitionen zwischen den Angehörigen verschiedener europäischer Nationalitäten und den unterschiedlichen Indianergruppen.

Die Gewaltbereitschaft der Amazonas-Indianer im Allgemeinen ist manchmal übertrieben dargestellt worden. Bei Berichten über Missionierungen gab es gelegentlich tendenziöse Darstellungen des kriegerischen Zustandes davor und danach.

Es gibt bisher keine allgemeingültige Schlussfolgerung aus der ethnologischen Forschung hinsichtlich der Amazonaskriege. Nach zwei Jahrzehnten relativen Friedens kommt erneut Krieg und Gewalt auf (entsprechend einer Feldstudie im Jahr 1993). Es gibt jedoch mehr Gewalt gegen die „Fremden“, was für ein verstärktes Gruppengefühl der Indianer sprechen mag. Ihre Opposition gegen die Ölgesellschaften, die Regierung und andere Indianergruppen scheint sie zusammenzuschweißen. Insgesamt gesehen ist die Gesellschaft der Indianer in den letzten Jahrzehnten jedoch erheblich friedlicher geworden. Heute verzichten die Menschen oftmals auf Blutrache und Vergeltung, die sich früher über Generationen erstrecken konnte.

Yanomamis, die Indianer im Amazonasgebiet

Die Yanomami bewohnen ein Gebiet, das etwa der Grösse von Österreich entspricht. Die 1.000m hohe Sierra Parima, die Wasserscheide zwischen Orinoco und Amazonas, bildet die Staatsgrenze zwischen Venezuela und Brasilien und gilt als das Kernland der Yanomami. Auf brasilianischem Territorium umfasst ihr Verbreitungsgebiet die Flüsse Uraricuera, Catrimani und Dimini. Die Yanomami, deren Name in ihrer Sprache "Mensch" bedeutet, gliedern sich in verschiedene Untergruppen: Schamatari, Waika, Sanema´, Schirischana und Guajahbo. Man schätzt ihre Zahl in Venezuela auf 15.000 und in Brasilien auf etwa 9.000 Menschen. Die meisten Wissenschaftler nehmen an, dass ihre Sprache mit keiner anderen verwandt ist.

Die Geschichte der Yanomami ist die Geschichte der verhängnisvollen Begegnung des modernen Zivilisationsmenschen mit dem Steinzeitmenschen. Diese Indianer gelten als direkte Überlebende aus archaischer Zeit. Sie benutzen einfachste Werkzeuge, nähren sich ausschliesslich vom Wald, haben durch lange Isolation ihre Ursprünglichkeit bewahrt. Die Brasilianer nennen sie "das primitivste Menschenvolk, das auf der Erde lebt". Die Yanomami wiederum bezeichneten die Brasilianer bei ihrer ersten Begegnung als "Erdfresser", weil sie die Wälder durchwühlten wie die Wildschweine, die in Schlamm und Erdreich nach Nahrung suchen. Die Yanomami verstanden nicht, was die Fremden wollten. Aber sie liessen sie gewähren, denn sie erhielten wertvolle Geschenke: bunte Hemden und Hosen, Nahrung in Dosen, Taschenmesser, Feuerzeuge, Radios.

Gemeinschaftsleben
Die Yanomami leben in über 350 kleinen, weit verstreuten Dörfern im Wald, und nicht an den Flussläufen wie bei den meisten anderen Stämmen. Sie bilden Grossfamilien von 30 - 100 Mitgliedern, die jeweils eine Maloca - ein langes, grosses Rundhaus - teilen; für dieses Rundhaus ist auch der Begriff Shapono oder Shabono gebräuchlich. Die Rückwände dieser Hütten sind oft Teil eine Palisadenringes, den manche Dörfer anlegen; ihre Eingänge werden nachts verschlossen. In der Hütte lodert immer ein Feuer, über dem feuchtigkeitsempfindliche Gegenstände und die Waffen hängen, um im tropischen Klima funktionsfähig zu bleiben. Nachts dient den unbekleideten Indianern das Feuer als Kälteschutz. Die Bauweise spiegelt gleichzeitig die Weltordnung der Yanomami wider. Dieses Gemeinschaftshaus ist das Zentrum ihrer Welt. Von hier aus gehen die Yanomami auf die Jagd, sammeln Wildfrüchte und pflanzen in der Umgebung verschiedene Nutzpflanzen in Gärten an. Die Yanomami haben einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und Gleichheit. Ungleichheit im persönlichen Hab und Gut oder im Ansehen und Status in der Stammesgruppe sind minimal. Ihre Gesellschaft funktioniert ohne zentralisierte Machtstrukturen oder öffentliche Autoritäten, die mit Machtbefugnissen gegen andere versehen sind. Bei den Yanomami gibt es keinen "Häuptling", obgleich Verwandtschaftsgruppen ihre Interessen durch Sprecher kundtun, die dann bei Konflikten als Führer handeln. Kleinere Meinungsverschiedenheiten werden problemlos toleriert - bei schwerwiegenden Differenzen kann sich ein Teil des Dorfes trennen und zeitweise wegziehen. lm Sozialleben der Yanomami fällt die starke Betonung der Unabhängigkeit, der Rechte, aber auch der Pflichten des lndividuums auf.

Geburt und Kinder
Wenn eine Yanomamifrau ein Kind bekommt, geschieht dies im Beisein einer anderen Frau ausserhalb des Dorfes. Die Nabelschnur wird durch einen kurzen kräftigen Biss der Mutter durchtrennt. Sollte die Mutter neben dem neugeborenen Baby noch ein Kind haben, das ihre Hilfe häufig benötigt da es noch jung ist, so wird das Neugeborene getötet. Ebenso werden Babys, denen man bereits nach der Geburt eine Behinderung ansieht, getötet. Sollte eine Yanomamifrau Zwillinge gebären, so tötet sie das schwächste Baby, meist das zuletzt geborene. Hat die Mutter einem Baby bereits Muttermilch gegeben, so wird es am Leben gelassen, auch wenn man später eine Behinderung feststellt. Diese Sitten klingen hart, aber angesichts der harten Lebensbedingungen im Urwald sind sie nötig. Denn zu schwache Indianer kann das Dorf nicht tragen. Die Babys tragen einen Schmuck aus Kokosperlen. Im allgemeinen erscheinen die Kinder für unsere Verhältnisse sehr ruhig und ausgeglichen. Sie spielen mit winzigen Pfeil und Bogen, und Hölzchen oder lutschen Zuckerrohr. Die Kinder werden im Wechsel von beiden Eltern betreut. Yanomami wachsen behütet und im Einklang der Natur auf. Ein Mädchen gilt bei den Yanomami als erwachsen, wenn sie folgendes Ritual abgeschlossen hat: Nach der ersten Menstruation muss das Mädchen vier Wochen in einem abgeschlossenen Raum verweilen, die erste Woche davon ohne Nahrung. Wenn das Mädchen dann nach diesen vier Wochen aus dem abgeschotteten Raum von älteren Frauen befreit wird, wird es bemalt und dem Dorf bei einer Feierlichkeit als neue Frau vorgestellt, sie ist erwachsen. Würde das Mädchen nicht für vier Wochen abgeschottet von der Aussenwelt in der Hütte verbringen, so glauben die Yanomami, dass ihr Dorf von einer Überschwemmung vernichtet wird.

Heiraten und Scheidung
Möchte ein junger Mann eine junge Frau heiraten, so muss er mit der Erwählten und ihren Eltern zusammenleben und für diese jagen. Er erhält als Gegenleistung Erträge aus der Feldwirtschaft. Nach einigen Wochen darf er dann mit dem Mädchen zusammenziehen, sie sind verheiratet. Eine Feier, wie wir sie kennen, gibt es bei den Yanomami nicht. Wenn eine Yanomamifrau sich scheiden lassen möchte, ist dies kein Problem. Sie braucht dazu nur einen Geliebten, der bereit ist, sie aufzunehmen. Hat sie diesen, so hängt sie ihre Hängematte neben die des Geliebten und die Scheidung ist vollzogen. Oft führt eine Scheidung zu Stockduellen zwischen dem verlassenen Ehemann der Frau und deren Geliebten. Mit harten Stöcken oder Keulen schlagen sich die Indianermänner auf die Hinterköpfe bis die Kopfhaut platzt. Die beim Kampf entstandenen Narben tragen sie mit Stolz, denn bei den Frauen haben sie so ein höheres Ansehen. Bei den Yanomami ist es üblich, von Zeit zu Zeit aus benachbarten Dörfern Frauen zu rauben. Dies verhindert Inzesthandlungen, führt aber zu Stammesfehden. Möchte ein Yanomamimann zum Schamanen werden, so kann er diesen Status durch Keuschheit und Fasten erwerben. Seine Aufgaben sind die Heilung von Krankheiten und der Schutz des Dorfes vor bösen Geistern.

Kleidung und Körperschmuck
Die Kleidung der Männer besteht aus einer Schnur, die um die Hüften gebunden und mit der der Penis an der Vorhaut hochgebunden wird. Bei festlichen Anlässen tragen sie an den Schultern und Oberarmen prächtigen Federschmuck. Die Frauen sind nackt und tragen eine Schnur um die Taille, die zum Befestigen von verschiedenen kleinen Gegenständen dient. Sie tragen schwere Lasten mit Hilfe eines Tragegurtes, den sie an der Stirn befestigen. Durch die perforierten Ohren und das Nasenseptum stecken sie Blumen bzw. feine Stäbchen.

Nahrung
Fast drei Viertel ihrer Nahrung beziehen die Urwaldbewohner aus dem Anbau von mehr als 40 Pflanzenarten. Während der Trockenzeit von Dezember bis März roden sie ein Stück Wald und pflanzen mit dem Grabstock die Schösslinge. Maniok und Essbananen sind für Yanomami die wichtigsten Kulturpflanzen, danach folgen Taro, Papaya und verschiedene Palmenarten. Früchte, Knollen und wilder Honig aus dem Wald, essbare lnsekten (Larven), Krabben, Frösche und andere kleine Tiere stellen eine wichtige Bereicherung der Ernährung der Yanomami dar.

Fischfang und Jagd
Die Yanomami töten nie auf Vorrat oder im Übermass und jagen Wollaffen, Tapir, Puma, Gürteltier, Faultier, Hühnervögel und Fische. Ausserdem sammeln sie Wildgemüse und treiben ein wenig Landwirtschaft, z.B. Zuckerrohr, Bananen, Mangos, Papayas, Açaí "Cashewnuss". Durch Fischfang mit Flusskrebsen und Insektenlarven, welche die Frauen sammeln, werden 30 % des Nahrungsbedarfes gedeckt. Die Yanomami-Indianer sind überzeugt von der zweiten Existenz in Form eines Tieres. Diese zweite Existenz nennen sie "Noreschi". Die Noreschi der Männer sind häufig Adler oder Affen, die der Frauen sind Fischotter. Das ist auch der Grund, warum die Yanomami keine Fischotter jagen, denn der Tod eines Fischotters hat auch den Tod einer Frau zur Folge und das kann z. B. für das Baby der Mutter auch den Tod bedeuten. Der Tod eines Tieres bringt auch den Tod eines Menschen mit sich. Und vielleicht tötet der Jäger ja auch mal seinen eigenen Noreschi.

Feldbau
Zu Beginn der Trockenzeit roden die Yanomami den Wald. Das Unterholz wird gerodet; anschliessend werden die grösseren Bäume gefällt. Die geschlagenen Bäume werden liegengelassen, und das Holz trocknet aus. Einige Monate nach der Rodung wird dann das Holz verbrannt. Durch das Abbrennen wird die gesamte Pflanzendecke in Nährstoffe in Asche umgewandelt, die dann durch den Regen in den Boden gelangen. Ausserdem werden durch das Abbrennen Samen und Sämlinge im Boden abgetötet; dadurch dauert es einige Zeit, bis sich das Unkraut wieder ausdehnen kann. Der Regen wäscht die Nährstoffe aus der ausgebrannten Biomasse sehr schnell in den Boden aus. Um den Nährstoffreichtum zu nutzen, beginnen die Yanomami mit ihren Pflanzungen sofort nach Einsetzen der Regenzeit. Die Saat reift schnell. Bereits nach vier Monaten kann der Mais geerntet werden. Die Pflanzungen müssen in der Wachstumsphase von Unkraut freigehalten werden, denn die Rückeroberung des Waldes droht von allen Seiten. Trotzdem wuchert Unkraut immer wieder durch und nach ungefähr drei Jahren wird das Jäten zu aufwendig; die Pflanzungen werden aufgegeben und neue werden angelegt. Nach ca. 50 Jahren sehen die ehemaligen Gärten schon wieder wie Regenwald aus, obwohl es bis zu 100 Jahren dauern kann, bis das ganze Spektrum von Fauna und Flora sich regeneriert hat. Einmal genutzte Pflanzungen werden in der Regel nicht wieder urbar gemacht, zumindest nicht innerhalb der ersten 50 Jahre.

Totenritual
Von grösster Bedeutung für die Yanomami sind die magischen Zusammenkünfte anlässlich der Abhaltung von Totenfeiern. Wenn ein Yanomami stirbt, wird sein Leichnam verbrannt. Die Knochenreste werden zu einem Pulver zerstampft und in einer Kalebasse aufbewahrt. Einmal jährlich finden die Totenfeierlichkeiten statt, bei denen diese Überreste des Verstorbenen mit einem Bananenbrei vermengt und von den Familienmitgliedern verspeist werden. Dadurch wird nach den Vorstellungen der Yanomami die Totenseele frei und kann ins Jenseits eingehen. Ansonsten drohen Unheil und Krankheiten von den Totengeistern. Das Trauerritual ist sehr ausgefeilt. Ein Stammesmitglied wird dazu ausersehen, einen Monat lang zu weinen. Dieser Monat wird durch die Mondphasen bestimmt, denn die Yanomami kennen keinerlei Kalender, und die einzige ihnen bekannte Zahl über zwei heisst "viele". Einwohner befreundeter Dörfer nehmen manchmal drei oder vier Tage dauernde Reisen auf sich, um dem trauernden Stamm beizustehen.

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