"In den Suburbs von Jerusalem"

Für die einen ist Ramot ein ganz normaler Jerusalemer Vorort, für die Anderen eine illegale Siedlung. International gilt Ramot als Teil der sogenannten illegalen "Ringsiedlungen" die sich an den Bergen wie eine Kette um die Stadt herum ziehen. Die umstrittenen stetigen Erweiterungen der Siedlungen trennen Ostjerusalem von der Westbank ab, was eine Zwei Staaten Lösung immer unwahrscheinlicher werden lässt.
In Ramot leben hauptsächlich national orthodoxe und ultra orthodoxe jüdische Familien. Das Straßenbild ist vom ultra orthodoxen Kleidungsstil geprägt, die Farben schwarz und weiß dominieren. Generell sind die Wohnungen in den Siedlungen im Vergleich zu anderen Vierteln billig. Vornehmlich große und ärmere Familien leben hier, oder solche die von der Siedlungspolitik politisch überzeugt sind. Die Einwohnerschaft setzt sich aus unterschiedlichen jüdischen Einwanderungsgruppen aus Russland, USA, Äthiopien und arabischen Staaten zusammen.
Die Jugendlichen mit denen ich hier arbeite spielen Doppelrollen zwischen Rebellion und religiöser Anpassung und leben in einem interkulturellen Spannungsfeld. Fernab von dem Dauerthema "Nahost Konflikt" ist auch die israelische Gesellschaft in sich schwer gespalten. Das Thema "Alltagsrassimus" und gegenseitge Diskriminierungen sind allgegenwärtig.
"Der Kleber der das alles zusammen halten soll ist das Militär", erläutert mir meine Supervisorin, eine kritische, links liberale Israelin.
Während meines drei monatigen Aufenthaltes in Jerusalem treffe ich montags immer auf Arie meinen hießigen Streetworkkollegen und seine Fußballgruppe. Heute ist die Stimmung unter den Jungs aufgeheizt, es gibt Stress wegen Schlomo. Schlomo ist ein autistischer Junge mit russischen Wurzeln der von einigen anderen Jungs via Facebook als "Christ" beschimpft wurde. "Christ" ist das gängige Schimpfwort mit dem israelische Jugendliche vornehmlich Juden aus Russland bezeichnen.
Es dauert nicht lange und eine handfeste Auseinandersetzung bricht sich, auf dem Bolzplatz, Bahn. Ich springe auf, lege meine Kamera zur Seite und helfe Arie die Jugendlichen von einander zu trennen und zu beruhigen. Für heute ist das Fußballtraining beendet. Arie geht mit einer kleinen Gruppe zum Auto, ich begleite die anderen zum Bus. Wir entfernen uns in die verschiedenen Himmelsrichtungen voneinander, für heute bleibt der Konflikt ungeklärt.

Commentaire 1

Information

Section
Dossier Jerusalem
Vu de 523
Publiée
Langue
Licence

Exif

APN NIKON D5100
Objectif AF-S DX VR Zoom-Nikkor 18-105mm f/3.5-5.6G ED
Ouverture 4.8
Temps de pose 1/1500
Focale 40.0 mm
ISO 400