In Stellung gegangen: Raubfliegen-Sex
Raubfliegen-Sex
(Tolmerus spec., wahrscheinlich T. atricapillus)
Frage: Wie vermehren sich Raubfliegen?
Antwort: Ganz vorsichtig.
Aus dieser Perspektive kommt einem die Kopulationsstellung vielleicht nicht komplett unbekannt vor, selbst die Vordertarsen des Männchens auf dem fast ausschließlich aus Auge bestehenden Kopf des Weibchens erscheinen nicht ganz fremd. Was aber passiert mit dem vergleichsweise filigran gebauten Facettenauge, wenn sich eine bekrallte und bedornte Pranke dort festhält?
Es gibt seltene Fälle, in denen mechanische Beschädigungen zwar nicht ganz ausbleiben, im Regelfall und bei ansonsten intakten Augen bleibt der männliche Griff nach dem weiblichen Auge ohne optische Folgen. Die einzelnen Ommatiden, die im Verbund das Komplex- oder Facettenauge bilden, sind jeweils eigenständige optische Systeme. Der dioptrische Apparat besteht aus einem Kristallkegel und einer darauf liegenden klaren, hochtransparenten Chitinlinse mit der Funktion der Cornea, die damit – wie beim Wirbeltierauge auch – überwiegend der Lichtbrechung dient. Zugleich aber bietet das Chitin-Material einen gewissen mechanischen Schutz, der auch nötig ist angesichts der geringen Sichtdistanz und der enormen Geschwindigkeit, mit der Raubfliegen unterwegs sind. Dieser Chitinüberzug erklärt auch die Spiegelung des linken Endgliedes des Tarsus‘ mit den gelblichen Haftlappen (Pulvillus).
Selbst wenn die Krallen oder die Beindornen die eine oder andere Chitinschicht einzelner Ommatidien verletzen sollten, spielt das bei einer Gesamtzahl von ca. 25.000 Einzelaugen einer Tolmerus-Raubfliege keine Rolle. Mit zunehmendem Alter der Fliegen erhöht sich ohnehin die Zahl der Schäden am Körper, die der Augen eingeschlossen. Trotzdem bleiben die Fliegen immer noch und nur geringfügig eingeschränkt sehfähig, aber das ist eine andere Geschichte …
outback - Dormagen 16/01/2022 12:16
Super-Makro! Und prima Eräuterung!VG, Ralf