Indien 2011 - Old Delhi #6
Old Delhi, Anfang April 2011
Wir reden immer und wir fürchten uns vor der wachsenden Gefahr des um sich greifenden Islamismus. Gezeigt werden Bilder aus Pakistan, Afghanistan, Jemen, Nordafrika, Sudan etc etc. Dass der Islam in Indien zu den konservativsten und gelegentlich auch radikalsten gehört, fällt hierzulande niemandem auf. Es wird ja auch kaum darüber berichtet. Und dabei waren es doch Proteste gegen Salman Rushdie in Indien , die vor mehr als 20 Jahren eine Lawine weltweiter Proteste lostraten und zur Fatwa gegen´den (indischen) Schriftsteller führten. In der Altstadt von Neu Delhi läuft die Mehrheit der Frauen, auch die der jüngeren, verschleiert herum. Mag sein, dass es eine Reaktion der Minderheit auf die so spürbare Dominanz der Hindu-Gesellschaft ist. Ein Grund zur Besorgnis sollte dies dennoch sein.
In eigener Sache:
"Fotografin des Monats" auf unserer Seite ist zurzeit Claudy B.
http://newsandmore-mediaservice.de/pages/bilder/fotografin-des-monats/innerliches---claudia-otto.php
zeigt einen Querschnitt durch das bemerkenswerte SW-Werk der FC-Fotografin.
Daneben gibts natürlich zahlreiche neue Bild- und Textbeiträge, darunter seit heute eine kleine Reportage in der Rubrik "Christian Fürsts Erinnerungen" über meine erste Afghanistanreise vor 25 Jahren:
http://newsandmore-mediaservice.de/pages/christian-fuerst/cfs-erinnerungen/kriegsjahre-am-hindukusch.php
Heinrich v. Schimmer 24/12/2011 23:46
Lieber Alfons,offensichtlich ein weiteres Missverständnis. Ich hatte nichts weiter vor als klarzustellen, was ich mit „unbesonders“ gemeint habe und wie ich – ganz persönlich – mir eine Bewertung von Bildern vorstelle. Garniert mit einigen Anmerkungen dazu, wie flexibel Objektivität in der FC vom einen oder anderen gehandhabt wird.
Ich habe dich weder einer Gruppe zuordnen noch dir die Vernachlässigung von Qualität unterstellen wollen. Wer wäre ich denn :-)
Auf deinen Punkt 5 möchte ich aber gern eingehen. Selbstverständlich kann man ein Bild nicht wertfrei betrachten. Die Frage ist meiner Meinung nach, wie stark das reinspielt. Es soll ja in der FC Benutzer geben – ziemlich viele sogar –, für die eine brennende Zigarette oder ein Pelz einen soliden, legitimen Grund für ein Contra darstellt. Ähnliches gilt bei nackter Haut: Wenn ich ihm Rahmen dieser Diskussion, in der es ja um Fotos geht, nicht um Sozialethik, meinen letzten fc-Upload hier verlinken würde (einen wild ballernden Soldaten oder andere Reizthemen habe ich nicht), fänden sich sicher etliche Forderungen der Sorte „mach das weg, das hat unter diesem Bild nichts zu suchen!“ (Und das, obwohl es hier sogar thematisch perfekt reinpasst: Stichwort weibliche Selbstbestimmung).
Guck dir mal die Jahresrückblicke von Boston Big Picture an, oder auch nur von deutschen Zeitschriften. Wie viele der dort gezeigten Bilder wären in einem fc-Galerievoting allein ihres Inhalts wegen abgelehnt worden?
Christian Fürst 24/12/2011 23:26
ich danke zunächst mal allen, die diesem Bild mehr als nur einen Blick gegönnt habe. Da ich mich so gut wie nie in diesem Voting-Gremium aufhalte, habe ich auch keine Ahnung, was vorgschlagene Bilder hier eigentlich sollen. Ich habe - zugegeben - das Bild auch nur freigegeben, weil ich eine gewisse Aufmerksamkeit auf die auf unserer HP laufende Ausstellung lenken wollte.Nehmt es mir nicht übel: ich halte die FC-Galerie für eine absolute Missgeburt. In der jetztigen Form ist sie längst keinerlei Qualitätskriteium mehr und nicht einmal des Gespötts würdig, das nicht wenige für sie übrig haben. Welchen Wert hat denn noch eine Galerie, wenn deutlich weniger als 10 Prozent der Kandidatenbilder am Ende eine Mehrheit der Ja-Stimmen erhalten?????
In diesem Sinne wünsche ich allen Voting-Teilnehmer einen schönen und besinnlichen Heiligen Abend und ein frohes Weihnachtsfest
CF
Niccolo Dossarca ( oder auch u.a. JürgenStrötgen oder js ode 24/12/2011 22:40
Als erstes nochmals herzliches danke an Christian, daß er dem fc-de-Voting zugestimmt hat. Das Ergebnis dieser Meinungsumfrage unter fc-Voter/innen ist nach meiner Meinung für fc-de-Verhältnisse recht respektabel.Danken möchte ich allen, die das Bild angeschaut haben und die sich von ihm angeregt und motiviert gefühlt haben, über Menschen- und Völkerrechte zu reflektieren. Ganz herzliches Danke sage ich allen, die am Voting unter Wahrung von Höflichkeit und Respekt teilgenommen haben.
Sehr bedauerlich finde ich auch in diesem Fall einige Anmerkungen im Voting, die sich durch vorschnelle unbedachte Formulierungen, aggressive Mißtöne oder gar hanebüchende Unterstellungen "auszeichnen". Die Verfasser disqualifizieren sich damit selbst.
Zur Klarstellung:
1. Das Reportagewerk tritt natürlich eindeutig auch für Religionsfreiheit ein.
Wie jede andere Freiheit hat auch Religionsfreiheit ihre Grenzen; grobe Mißachtungen grundlegender Menschenrechte sind niemals mit "Religionsfreiheit" zu rechtfertigen und müssen weltweit in Wort, Bild und Tat gebrandmarkt werden dürfen und auf möglichst überall immer stärkeren Widerstand stoßen.
2. Die Reportagearbeit mißachtet - meines Erachtens zweifelsfrei - keine Persönlichkeitsrechte. Auch dem Autor der Arbeit sind aus Jahrzehnte langer beruflicher Praxis die Berücksichtigung solcher Rechte im Rahmen einer Rechtsgüterabwägung bestens vertraut.
Und das ist ihm auch im vorliegenden Werk aus meiner Sicht rundum gut gelungen.
Jürgen Strötgen
Frank Schneidereit 24/12/2011 22:23
Das Besondere an besonders unbesonderen Bildern ist, dass man ganz besonders viel hineininterpretieren kann.Zum Beispiel dies: Der fromme Wunsch des Fotografen und die frohe Botschaft des Bildes samt Untertitel sind, dass am westlichen Wesen die gesamte Welt genesen soll und zwar möglichst flott, damit alle gemeinsam, unverschleiert das Weihnachtsfest feiern und mit allerhöchster Toleranz dem Gott des Kapitals und des
Konsums huldigen.
Wenn dem sogenannten Reportagefotografen die
Fremde zu fremd erscheint und die Fremden zu
bedrohlich, sollte er den nächsten Urlaub eventuell im
Hochsauerland, MeckPomm oder Brandenburg
verbringen. Das könnte allerdings auch gefährlich werden, wenn er z.B. Neonazis, im Rahmen seiner Reportagetätigkeit, die Kamera ungefragt vor die Fresse hält.
http://www.youtube.com/watch?v=uellmynA34U&feature=youtube_gdata_player
Islamismus und andere Formen von Radikalismus, so bedrohlich sie auch daherkommen, sind "nur" die Antwort auf weltweite tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen und großer sozialer Ungerechtigkeiten.
Diese gilt es anzuprangern, aber nicht die Menschen, die zu Opfern des westlichen Raubtierkapitalismus' werden.......denn dieser ist wahrlich menschenverachtend, mehr als alle Burkas dieser Welt zusammen.
Frohes Fest
Alfons Gellweiler 24/12/2011 22:21
@ Heinrich v. Schimmer:
1. Ich hab´ weniger dich gemeint; nur ein bisschen :-)
2. Ich orientiere mich bei dem, was ich schreibe, am
Bild. Ich lege nichts hinein, sondern betrachte und deute und lege Wert auf Kommunizierbarkeit.
Man kann sehen, was ich schreibe.
Du nennst es ja selbst eine Interpretation.
3. Ein Bild, das mich nicht auch emotional anspricht,
interessiert mich überhaupt nicht. Die Vernunft allein
halte ich für einen schlechten Ratgeber.
4. Qualität ist mir wirklich nicht gleichgültig.
5. Der Gedanke, man könne sein Weltbild zu Haus lassen
beim Betrachten eines Fotos, ist eine nicht einmal schöne Illusion.
6. Ich gehöre zu keiner Gruppe hier.
7. Ich lebe, betrachte, denke selbst.
8: »besinnlich« und »Fest« halte ich für einen
Widerspruch in sich. ;-)
Alfons
Heinrich v. Schimmer 24/12/2011 21:48
Lieber Alfons,da habe ich aber wen geärgert, und das wollte ich doch gar nicht.
„Unbesonders“ heißt für mich: das Foto ist in seiner jeweiligen Machart sicher nicht schlecht, es ist kein Pixelmüll (sowas würde ich eh nicht öffentlich sagen), ich sehe es aber auch nicht als herausragende fotografische Leistung. Bitte beachten: ich versuche im Voting, mich auf das Fotografische zu konzentrieren, was heißt: meinen persönlichen Geschmack, Weltbild, politische Überzeugungen usw. rauszulassen. Nur so, denke ich, kann man die fotografische Leistung eines Bildes beurteilen, auf dem Soldaten marschieren, verhungerte Kinder im Müll wühlen usw. Das ist natürlich nur meine Ansicht – und in der FC sieht mans ja auch an den Kommentaren, wenn der Inhalt eines Bildes oder sein Thema die Voter stark emotionalisiert.
Es gibt hier eine recht große Gruppe, die genau diese Emotionalisierung beklagen, wenn es um Tierkinder und ähnliches geht - die aber förmlich aus der Haut fahren, wenn ein Bild ihnen persönlich am Herzen liegende politische oder ethische Themen beinhaltet. Dann liest man hier, die Qualität sei doch piepegal, aber das Anliegen wichtig. Nur ein menschenverachtender Photopöbel könne hier Contra klicken!
Von einer anderen Gruppe (die sich mit der ersten manchmal recht stark überschneidet), lese ich unter Bildern recht oft beeindruckende Interpretationen wie deine. Ich finde solche Erklärungen interessant – aber diese ganzen Dinge, die dort in den Köpfen vorgehen, die hätte ich viel lieber nicht als Text, sondern auf dem Bild gesehen! Gerade bei einem Bild, das Missstände anprangern, aufrütteln will, sollte das so sein, dass man nicht erst eine Bild-Lese-Schule besucht haben muss dafür, sonst verfehlt es seinen Zweck, weil es nur diejenigen belehrt, die es gar nicht brauchen.
Dir auch ein besinnliches Fest
Heinrich v. Schimmer (der einige Jahre in Indien gelebt hat – Delhi und Poona)
Alfons Gellweiler 24/12/2011 19:07
Dieses Foto finde ich ganz und gar nicht »unbesonders« (Was für entsetzliches dummdeutsches Wort !), einige Anmerkungen hingegen kommen mir besonders »unbesonders« vor, von außerordentlicher Schlichtheit geradezu.
Ich kann nicht beurteilen, ob dies eine x-beliebige indische Straßenszene ist; ich war noch nicht dort. Ich weiß allerdings, dass ein guter Fotograf nicht das vermeintlich besondere Motiv suchen muss, um besondere Bilder zu machen. Nur talentfreie Knipser brauchen »unbesondere« touristische Highlights, um das mit nach Hause zu bringen, was sie und ihresgleichen für besonders erachten, was aber meist nur wohlfeile Massenware ist.
Ein flüchtiger Augenblick im doppelten Sinne: Der Blick der Frau, der des Fotografen!
Eine den Menschen verachtende Kostümierung, an der diese Frau kein Schuld trägt. Ich sehe hinter der Maskerade vielmehr einen stummen Schrei, die Forderung solch religiös motivierten Irrwahn zu beenden. Er wird sowieso notwendig enden eines Tages. Warum nicht gleich? Die Hexenverbrennung hat sich im christlichen Abendland auch nicht dauerhaft etablieren können. Dahinter sehe ich Männer auf dem Boden vor einer Garküche sitzend, die vielleicht darauf warten, dass etwas zum Essen für sie abfällt. Auch wenn diese Position in Indien wahrscheinlich normal ist, hat sie für mich zumindest im situativen Kontext etwas Entwürdigendes, etwas, das mich im Grunde empört. Im Schmutz der Straße sollte niemand sitzen, finde ich. Im Innern der Küche sehe ich den Koch (vermutlich) mit seinem Mobiltelefon beschäftigt. Den Herrn über das Essen kümmern die Wartenden nicht. Ein Sack Reis ist übrigens in weiten Teilen der Welt keineswegs etwas »Unbesonderes«, wie hier ein »Unbesonderer« zynisch glaubt anmerken zu müssen.
21. Jahrhundert und tiefstes Mittelalter (nach unseren Maßstäben) treffen hier aufeinander. Das ist doch ein Foto, das zu erzählen weiß bzw. uns anregen könnte zum Erzählen. Wer das Besondere sehen kann, ist natürlich etwas im Vorteil. Nichts für »unbesondere« Vertreter einer repressiven Toleranz also.
Nein, in der Galerie hat dieses Foto nichts zu suchen. Denn ein »gutes Bild unter lauter schlechten Bildern wird ein schlechtes Bild.« Das meint zumindest P. Picasso.
Und ich vermute mal, dass der Fotograf das genauso sieht.
Frohe Weihnachten !
Alfons
Franz Schaffernak 24/12/2011 18:45 Commentaire de vote
c..findus. 24/12/2011 18:45 Commentaire de vote
proJutta Schär 24/12/2011 18:45 Commentaire de vote
+Der Fremde 24/12/2011 18:45 Commentaire de vote
+Manuela Deigert 24/12/2011 18:45 Commentaire de vote
+Anna-logisch 24/12/2011 18:45 Commentaire de vote
+christine frick 24/12/2011 18:45 Commentaire de vote
+++† Trude S. 24/12/2011 18:45 Commentaire de vote
PRO