Infanterieausstattung
Vor 100 Jahren im Juni begann mit dem Attentat von Sarajevo der 1. Weltkrieg.
Grund genug, um im Kriegsfotoalbum und -tagebuch meines Großvaters väterlicherseits zu blättern.
Sowohl mein Großvater Walther als auch mein Großonkel Rudolf sind 1918 ohne Verletzungen aus dem Krieg heimgekehrt.
Obwohl Opa Walther (linkes Foto) bei der Feldpost diente, erhielt auch er selbstverständlich den ganzen Infanteriekrempel.
Im rechten Foto steht ganz rechts Großonkel Rudi in seiner Infanterieausrüstung, neben zwei mir unbekannten Kameraden.
Infanteriekleidung:
* feldgraue Uniform: Jacke ("Waffenrock"), Hose und – nur im Winterhalbjahr – langer Mantel (im Soldatenjargon "Pferdedecke" genannt)
* Stiefel ohne Schnürsenkel – das gab schnell Blasen beim Marschieren; durch Reinpinkeln vor dem Eintragen nahm das Leder Form an
* Helm M1895 ("Pickelhaube") aus Leder, gegen Kriegsende aus Pappe (!), mit Metallspitze, zur Tarnung diente der Stoffüberzug M1892 (links)
[Die Helmspitze sollte früher Säbelhiebe abwehren, im Schützengraben schaute sie jedoch verräterisch raus und ließ sich dann abschrauben.]
* Koppel (Ledergürtel mit "Messingkastenschloss")
Infanterieausrüstung:
* Gewehr G1898 (Mauser System 98, bis 1945 gebaut!), Kaliber 7,92 × 57 mm, mit Magazinschacht für einen Ladestreifen à 5 Patronen
* am Koppel 2 Dreifach-Patronentaschen M1909, befüllt mit je 2 Ladestreifen à 5 Patronen (= 10 Patronen pro Tasche = "60 Schuss am Mann")
* Seitengewehr ("Bajonett"), hier bei allen neben dem Gewehrlauf "aufgepflanzt", beim Sturm aus dem Graben heraus für den "Nahkampf"
* Stielhandgranaten (am Koppel eingehängt, hier nicht dabei)
* Zeltplane (wurde als Schlauch zusammengerollt schräg über den Oberkörper getragen), diente zur Tarnung und gegen Regen
* Tragegestell (Gurte, Foto links) gegen Rutschen des Koppels und zum Einhängen eines Tornisters mit Verpflegung, Verbandszeug usw.
Volkmar Kleinfeldt 24/06/2014 14:12
Der Stahlhelm '16 wurde in den ersten Monaten 1916 flächendeckend eingeführt.Den alten Helm mit den verschiedenen Aufsätzen, je nach Waffengattung, gab es danach nicht mehr. Er wurde nur noch von den höheren Rängen, als Zierde und zur Tradition getragen.
Ich war zwar nicht dabei, man kann das aber leicht aus den seinerzeitigen Bildern ablesen, die ja reichlich vorhanden sind.
Und: "Reichswehr" nannte sich erst das Militär der Weimarer Republik.
Heurisch Dieter 23/06/2014 13:08
Das Leben der Menschen war doch keinen Pfifferling wert! Eine sehr gut recherchierte Serie! Danke dafür! VG DieterG. H. H. 22/06/2014 18:42
Sehr interessante und detailgenaue Beschreibunglieferte du uns zu den auch damals schon schönen
Fotografien. Ganz so, wie man es von dir kennt!
Lehrreich dazu!
Liebe Grüße aus Berlin sendet
gabY
smokeonthewater 22/06/2014 17:47
@Jürgen: In der Wikipedia steht zwar "flächendeckend eingeführt" (und das auch nur für Infanterie und Artillerie gültig), aber das gibt wohl nur den Wunsch der Heeresleitung wieder. Der Stahl wurde lieber in Waffen gesteckt. Es hat sich gar nicht "gelohnt", den Menschennachschub aus der Heimat mit Stahlhelmen auszurüsten, denn die "durchschnittliche Überlebensdauer" eines deutschen Frontsoldaten lag unter 2 Wochen.heide09 22/06/2014 13:47
>>* Helm M1895 ("Pickelhaube") aus Leder, gegen Kriegsende aus Pappe (!),