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Isolas Ansichten: natürlich unendlich

Isolas Ansichten: natürlich unendlich

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Michael Weyl


Free Account, Niederdreisbach

Isolas Ansichten: natürlich unendlich

Hallo Ihr Lieben, ich bin es wieder, Eure Isola!

Seit Heute ist mein Mensch ein wenig übergeschnappt. Bereits seit einer Woche trägt er eine Trauerbinde, wegen dem wirtschaftlichen Ableben von Agfa.
Auch mich macht dies traurig, habe ich doch 1957 die Werkshallen von Agfa verlassen um meine fotografischen Qualitäten der Menschheit zu schenke, muss ich jetzt miterleben, wie meine Enkel keine Urenkel mehr bekommen werden. Da wächst nichts mehr nach. Trauer!

Wo war ich? Ach ja, bei meinem durchgedrehten Menschen. Der will jetzt Agfa würdigen, indem er an einem Fotowettbewerb teilnimmt. Mit einem Bild aus meinem Bauch! Nun schnappt er über! Und, wegen dem Nachwachsen … weil ich keine Urenkel aus den Agfa-Werken mehr haben werde, soll es ein Wettbewerbsbeitrag über nachwachsende Rohstoffe sein. Da hab ich mich aber geweigert. Ich lasse kein Bild von einem einfachen Holzfeuer in mich, nein, da hört die Freundschaft auf. Einfache Dinge wie Feuerholzfotos machen die Digitalis, ich bin für höheres geboren. Nun ja, wir haben dann ein wenig gestritten, er wollte auslösen und ich habe den Auslöser gesperrt. Ne, was hatte er einen roten Kopf! Pah, ärgere Du noch mal eine Isola!
Wir haben uns dann geeinigt. Es wird ein Beitrag in der Kategorie „natürlich unendlich“. Der passt zu mir. NATÜRLICH ist das Kunstpotential meiner Bilder UNENDLICH!

So, ein passendes Bild hatte ich ja schon in meinem Bauch. Ein Bild aus dem letzten Sommer. Da ist unendlich viel von den unendlich natürlichen Ressourcen unserer schönen Welt drauf. Bäume … die ganz gut in einen Kamin passen … Wasser … das für die Stromerzeugung dienen und nach der Voltabzapfung auch noch getrunken werden kann … Mutterboden … der Pflanzen Nahrung gibt und Erdwärme speichert … Sonne … für die Justierung von Belichtungsmessern … Landschaft … dabei fällt mir Kurtchen ein.

Kurtchen, mein so ungeliebter Freund, hatte eine neue Idee. Er wollte sich, nachdem er mit der Fotografie von Menschen nicht so richtig glücklich wurde, auf Landschaften verlegen. Das Gute ist ihm nicht gut genug, das Neueste nicht neu genug, das Ausgefallene nicht ausgefallen genug. Also war er auf der Suche nach einer Panorama-Kamera. Am besten so ein Ding, mit dem man bei Bedarf, und Kurtchen hat bestimmt immer Bedarf, einmal rundherum fotografieren kann.
Voller Freude ist er letzte Woche dann mit einem Prospekt bei uns aufgetaucht. Da gibt es einen Kamera-Hersteller in Dresden, der baut solche Wunderwerke. Ich habe nicht richtig hingehört, aber Kurtchen hat über Bildwinkel und Verfahrwinkel und Filmebene und wasweißdergeier gefaselt. Beim Thema Stativ bin ich dann aufmerksam geworden. Da muss eine Wasserwaage dran sein, damit Kurtchen merkt, dass gerade auch gerade ist. Witzig, wenn er mitten in der Landschaft steht, der Weg ist aber schief, dann packt Kurtchen sein Schippchen aus und buddelt so lange, bis die Wasserwaage sagt, dass die Landschaft gerade ist. Super, diese Produktionszeit wird die Kurtchenbilderschwemme erheblich reduzieren.
Auf jeden Fall hat er uns seinen Plan vorgetragen, dass er nach Dresden zu einer Vorführung fährt. „Güden Dach, isch bin ds Kürtsche und däd so gerne im Pänorämöä fodogräfiiirn“, wird er wohl in Vorbereitung der weiten Reise vor dem Spiegel geübt haben.

Lange Rede, kurzer Sinn, Gestern kam er dann wieder bei uns vorbei. Ein Arm und sein Kopf waren mit dicken Verbänden bandagiert. Er war ja in Dresden, bei der Vorführung. Da ist etwas schief gegangen. Er durfte die Panorama-Kamera eigenhändig bedienen. Allerdings hat er nicht damit gerechnet, dass nach dem Auslösen die Kamera selbständig eine Rundherumdrehung macht und er hat sich todesmutig auf das Pflaster geworfen. Nun ja, er ist ein sportlicher Systemverweigerer und hat das Abrollen katzenhaft vollführt. Dabei haben sich seine Füße im Stativ verhakt. Die Kamera ist auf seinen Kopf gefallen und er hat mit einer Hand versucht die wertvolle Optik vor dem Aufprall auf das Pflaster zu bewahren. Dabei ist das Stativ zusammen geklappt und drei Finger gebrochen.
Nun ja, wir werden in Zukunft dann doch keine Rundherumlandschaftsbilder von Kurtchen zu sehen bekommen. Auch kein Verlust, wenn ich mir mein Wettbewerbsbild so ansehe. Da ist alles drin, was man rundherum als nachwachsende und unendliche Rohstoffe so vorstellen kann. Wasser, Holz, Mutterboden, Sonne und intakte Landschaft. Ach, da kann so viel unendlich nachwachsen. Nur in den Agfa-Werken wird nichts mehr wachsen. Ich bin sehr traurig.

Liebe Grüße an Euch
Eure Isola

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Da Anmerkungen hier nicht funktionieren, nehme ich auch gerne Fotomails ;-))

Commentaire 1

  • Michael Weyl 16/12/2005 13:50

    heeehooo, die gute, alte Isola hat mit ihrem Bild den 218ten Platz belegt.
    Ein scharfes Ergebnis, bei 298 eingereichten Bildern, zumal sie garantiert die älteste Teilnehmerin war ;-))