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"Jellyfish Nebula  IC 443" und "Sharpless 249"  im Sternbild Zwillinge - umhüllt mit Sternenzucker

"Jellyfish Nebula IC 443" und "Sharpless 249" im Sternbild Zwillinge - umhüllt mit Sternenzucker

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Dirk Peters - Astro- u. Naturfotografie


Premium (Basic), Hochsauerland (NRW)

"Jellyfish Nebula IC 443" und "Sharpless 249" im Sternbild Zwillinge - umhüllt mit Sternenzucker

Ende März entstand an drei aufeinander folgenden Abenden dieses Astrofoto. Es zeigt eine berühmte Deep-Sky Region im Fuß des Sternbildes Zwillinge,
welche jedoch zu der Jahreszeit schon relativ weit im Westen aufzufinden war. Die Aufnahme-Bedingungen waren daher schon nicht mehr ganz so optimal, wie sie es ein paar Wochen früher gewesen wären. Auch haben an allen Abenden mal wieder hohe dünne Schleierwolken die Durchsicht vermindert und den Himmelshintergrund noch zusätzlich aufgehellt.
Es wäre also sicherlich noch mehr drin gewesen an Qualität bei entsprechend besseren Verhältnissen (vor allen Dingen dunklerem Himmel), insgesamt bin ich für diese Umstände aber noch soweit zufrieden mit dem Gesamtergebnis der in Summe ca. 7 Stunden Belichtungszeit.
(Zum Vergleich: Für mein letztes Astrofoto des "Möwennebels", der eine ähnliche (sogar noch etwas geringere) Flächenhelligkeit hat als IC 443, hatte ich seinerzeit etwa doppelt so viel Belichtungszeit investiert, was der Qualität dort natürlich zu gute kam.)
Nun zum Objekt selbst:
Bei den beiden hellen Sternen handelt es sich um "eta" und "mue"-Geminorum, die schon mit bloßem Auge am Himmel erkennbar sind. (Eta-Geminorum trägt übrigens ferner den Eigennamen "Propus" und ist etwa 350 Lichtjahre von uns entfernt.)
Die markante Region direkt unterhalb von Propus (in meinem Bild oben rechts) ist der berühmte Quallen-Nebel, in der englischen Literatur als
"Jellyfish Nebula" bezeichnet, da er gewisse Ähnlichkeit mit einer Qualle hat. Die offiziellen Katalogbezeichnung sind "IC 443" oder auch
"Sharpless 248" (Sh2-248)). Seine Ausdehnung liegt bei ca. 70 Lichtjahren. Am Firmament überdeckt er einen Flächenwinkel von ca. 50 x 40 Bogenminuten, das ist ca. 1,5 mal soviel Fläche wie der Vollmond überdeckt.
IC 443 ist ein Supernova-Überrest (wie z.B. auch der berühmte Krebsnebel) und etwa 5000 Lichtjahre von uns entfernt. Die Supernova- Explosion, die wahrscheinlich 3000 bis 30000 Jahre (je nach Literaturquelle) vor Entstehung dieses Nebels stattfand, hinterließ die
Schockfronten seiner Sternen-Explosion in das interstellare Medium, die wir nun noch als diesen markanten Astronebel sehen können. Das Gebilde strahlt visuell vorwiegend im roten Licht der H-Alpha Linie. Innerhalb des Nebels liegt ein sehr kompakter Neutronenstern als Überbleibsel des ursprünglichen explodierenden Sterns, der aber durch die Nebelschwaden visuell unsichtbar bleibt und sich nur durch seine starke Radiostrahlung von der Erde aus nachweisen lässt.

Bei dem Nebelgebiet links unterhalb von IC 443 handelt es sich um den "mue- Geminorum Nebel", da er in der Nähe des Sterns "mue Geminorum" zu finden ist. Eine andere korrekte Bezeichnung ist "Sharpless 249" (Sh2-249)). Obwohl sich die Literatur da nicht ganz einig ist, wird diesem Astronebel häufig auch die Katalog-Nr. IC 444 zugeordnet. (Teilweise ist mit IC 444 jedoch ein hier drin liegender, deutlich weniger stark ausgedehnter, blauer Reflexionsnebel
gemeint.)
Ein anderer bläulich schimmernder Reflexionsnebel mit der Bezeichnung "vdB 75" ist hingegen auch in diesem Foto, etwas links von der Mitte des Bildes, zu erkennen.
Noch ein Wort zu den "unzähligen" Sternen, die dieses Bild ebenfalls beinhaltet und den Quallen-Nebel und seine Umgebung scheinbar wie mit feinem Puderzucker umhüllt: Der Sternenreichtum dieser Himmelsregion ist damit begründet, dass wir hier ziemlich genau in Richtung der galaktischen Ebene unserer Milchstraße schauen (allerdings nicht in Richtung Zentrum der Milchstraße, sondern in etwa entgegengesetzt Richtung Spiral-Arme).
- Ich habe mal die Sterne in diesem Bild gezählt ;-). Ne, gar nicht wahr. - Ich habe nur ein paar gezählt und dann für den gesamten Bildbereich abgeschätzt.:-) ... :
Ich komme damit auf ca. 12000- 15000 Sterne, die allein in diesem Foto eingefangen und sichtbar sind. Wenn wir uns nun vor Augen halten, dass selbst bei dieser Belichtungszeit
nur die Sterne der "nächsten" Nachbarschaft in unserer Galaxie als Einzelsterne sichtbar sind und außerdem der Himmelsausschnitt, den dieses Foto überdeckt nur ein relativ kleiner ist, so kann man sich vielleicht etwas eher vorstellen, dass allein unsere eigenen Galaxie Milliarden von Sternen beheimatet. (z.B. die hier sichtbaren 12000 Sterne mit 80000 multiplizieren, dann hat man schon die erste Milliarde zusammen :-) .)

Infos zur Aufnahme-Ausrüstung und den Einzelaufnahmen:

Teleskop: TS-APO 704, f_eff= 331 mm mittels Reducer TS-RED279, f/4.74
Montierung: Cel. AVX, Auto-Guiding mit Lacerta MGEN 2.2, Kamera: CANON EOS 760d (unmod.),
Filter: H-Alpha (7nm) (Baader), O-III (20 nm) (TeleskopService), UHC-S (Baader)

Einzelaufnahmen (alle mit ISO 800):

mit H-Alpha-Filter (gesamt 3,4 h):
12 X 280 s.........16 X 560 s

mit UHC-S-Filter (gesamt 2,4 h):
17 X 280 s.......16 x 140 s........3 x 560 s

mit O-III-Filter (gesamt 1,7 h):
18 x 280 s......1 x 140 s........15 x 70 s

damit totale Belichtungszeit für dieses Foto: ca. 7,5 h (davon 3,4 h mit H-Alpha Filter)
Bias- und Darks-Abzüge, Flats, gestackt und bearbeitet in Fitswork und DPP4
Aufnahmedaten: 26.03., 27.03. und 28.03.2017
loc: 51.3°n.Br., 310 m NHN

Wie immer viel Spaß beim Anschauen und Lesen. LG, Dirk

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