~ Kamppi-Kapelle der Stille ~
An Kirchen besteht in Helsinki kein Mangel, trotzdem ließen die Stadt und der Kirchengemeindebund unweit von Eero Saarinens bekanntem Hauptbahnhof die Kamppi-Kapelle errichten. Der Name des Bauwerks bezieht sich auf den Standort, ein ehemaliges Feld am Rande der Stadt, auf dem 1833 eine Kaserne und etwa 100 Jahre später der Busbahnhof entstanden. Heute erstreckt sich in diesem Gebiet der Narinkka-Platz, der von großen Hotels und Geschäftshäusern sowie dem 1937 fertiggestellten Kulturzentrum Lasipalatsi (Glaspalast) gefasst ist. Mittig geteilt wird der Platz durch eine schlichte Gebäudezeile, die als einziger Rest der klassizistischen Kaserne erhalten blieb.
In diesem Kontext eine Kapelle zu bauen, war für K2S Architekten keine leichte Aufgabe, zumal der gegebene Standort am Südrand des Platzes durch einen Niveausprung zur angrenzenden Simonstraße und die Rampe einer Tiefgarage geprägt ist. Die Architekten reagierten mit einer kraftvollen Geste und platzierten einen Solitär, der im denkbar größten Kontrast zu den umgebenden Bauten des Kamppi-Viertels steht. Wie ein Gefäß, eine Schale aus edlem Holz steht der organisch geformte Baukörper beinahe frei im Stadtraum. Mit einem unscheinbaren Gebäude für Foyer und Nebenräume dockt er an das vorhandene Plateau über der Garagenabfahrt an, löst sich sonst aber eindeutig von der Orthogonalität des Platzes ab.
Besucher betreten die Kapelle über das eingeschossige Nebengebäude, das die Architekten unter das höher liegende Plateau schoben. Seine mit dunkelgrauem Stein bekleidete Außenwand öffnet sich über raumhohe Glasfronten zum Platz. Das dahinter liegende längsrechteckige Foyer ist von nüchterner Strenge mit Sichtbeton vom Boden bis zur Decke – ein Raum zwischen innen und außen, der auch für kleine Ausstellungen genutzt werden kann. Der fast 10m hohe Kirchenraum umfängt den Besucher dagegen mit warmem Licht, das von oben an der gebauchten Holzwand herabgleitet. Der Grundriss ist eiförmig, womit der Raum eine leichte Ausrichtung zum Altar erhält. Eine umlaufende Fuge im Dach betont das Gefäßhafte und lässt die helle Decke schweben.
Fassade/Konstruktion
45 mm dicke Erlenbohlen wurden innen zu einer Wand von 120 mm Stärke geschichtet, die dank der unterschiedlichen Holztöne einzelner Stäbe eine lebhafte Oberfläche besitzt. Die Bohlen haben den Querschnitt eines der jeweiligen Wandneigung angepassten Parallelogramms, sodass eine durchgehend gekrümmte, geleichmäßige Oberfläche entstanden ist. Dahinter verbirgt sich die an Schiffsspanten erinnernde Tragkonstruktion aus CNC-gefrästen Leimholzrahmen.
Quelle: www.baunetzwissen.de
Lutz Sander 26/07/2015 23:29
eine interessante Location, Danke auch für die Erläuterung und fürs zeigendreamer 07 25/07/2015 14:01
großartig gemacht,der Schnitt ist beeindruckend ****LG willy