Kandierter Rollmops
Hinzugefügt am 18. März, 23:32
Zum Verständnis dieser völlig „sinnfreien“ weil nicht zweckgebunden, eher künstlerischen Arbeit:
Grundlagen zum Foto:
Ganz normale Kekse wurden für die Aufnahmen auf einem Teller arrangiert, der auch sonst für uns oder für unsere Gäste diesen Zweck erfüllen muss. Er ist nicht makellos perfekt, eher ein handgefertigtes Dritte-Welt-Unikat, was mir sehr gefällt. Mich sprechen die Kontraste von Metall, Keramik, türkiser Glasur und den Brauntönen der Kekse an.
Technik:
Es sind etwa 40 Aufnahmen entstanden, in denen ich versucht habe durch verschiedene Blickwinkel, Beleuchtungseinrichtungen (Softbox, Durchlichtschirm, Wabe), verschiedene Blendenwerte zur Steuerung des Schärfeverlaufs, Detail- und Gesamtaufnahmen in einer schwarzen Hohlkehle versucht habe, unterschiedliche Arrangements der Kekse abzulichten.
Diese Annäherung an ein Ergebnis verstehe ich als einen Gestaltungsprozess, der durchaus meiner üblichen Arbeitsmethode entspricht. Es ist nichts schon vor der Aufnahme vollständig bis zum gewünschten Ziel vorausgeplant. Die Aufnahmen erfolgten im RAW-Format, ein der gewünschten Stimmung angepasster Weißabgleich mit WhiBal-Graukarte, 105 mm Makroobjektiv, Blende 25.
Bildaufbau:
In dem ausgewählten Bild gefällt mir die räumliche Wirkung durch den Schärferverlauf von links unten nach rechts oben. Dieser Diagonale folgt die Gebäckrolle nur ungefähr, sie wird gebrochen durch die dominante rechteckige Form im Vordergrund, die ihrerseits gebrochen ist durch Krokant und unregelmäßige diagonale Glasur. Die Glasur ist ebenfalls nicht makellos, vermutlich fertigungsbedingt.
Im ganzen Bild gibt es keine durchlaufende, geschlossene Figur. Alle Linien werden gekreuzt oder beschnitten, obwohl die Hauptrichtung von links unten nach rechts oben geht. Der Bogen des Tellers, obwohl der Bewegungsrichtung folgend, kontrastiert und umschließt das Gebäck.
Wirkung:
Die starke Vergrößerung des Gebäcks durch die Nahaufnahme in Verbindung mit der großflächigen, fast schattenlosen Beleuchtung, führen die beiden Kekse im Vordergrund einem Betrachter sofort ins Blickfeld. Der Blick wandert zunächst der Diagonale folgend in die rechte obere Ecke. Das Auge beginnt nun wieder am Beginn der Rolle die spiegelnde aber auch wieder durch kleine Kratzer gebrochene Oberfläche des Silberbeschlags aufzunehmen und wird später entlang der runden Kante wieder nach oben geleitet. Diese Kante beschäftigt das Auge wieder mit einigen überraschenden, evtl. auch abstoßenden Details. Zwischendurch kann der Blick in gleichmäßigeren ruhigen Punkten im Unschärfebereich des oberen Drittels ausruhen, würden da nicht die türkisen Flächen lauern und für erneute Irritationen sorgen.
Der Blick wird mehrmals die Runde machen, aber immer wieder zum Schnittpunkt aller Linien im vorderen unteren Drittel zurückkehren.
Der Titel „Kandierter Rollmops“ soll einen weiteren Bruch hinzufügen, der diesmal auf emotionaler Ebene den Betrachter beschäftigen soll. Wenn alle genannten Komponenten den Betrachter länger als zwei Sekunden bei dem Bild verweilen, ihn zwischen riesigem Heißhunger auf riesige Kekse, über allerlei Brüche bis zum Ekel durch fischige Assoziationen rotieren lassen, habe ich mit dem Foto schon etwas bewirkt.
Eine "Übersicht":
Harald Deis 19/03/2006 0:35
Na dann passts ja.Gisbert Keller 18/03/2006 23:34
Zum Verständnis dieser völlig „sinnfreien“ weil nicht zweckgebunden, eher künstlerischen Arbeit:Grundlagen zum Foto:
Ganz normale Kekse wurden für die Aufnahmen auf einem Teller arrangiert, der auch sonst für uns oder für unsere Gäste diesen Zweck erfüllen muss. Er ist nicht makellos perfekt, eher ein handgefertigtes Dritte-Welt-Unikat, was mir sehr gefällt. Mich sprechen die Kontraste von Metall, Keramik, türkiser Glasur und den Brauntönen der Kekse an.
Technik:
Es sind etwa 40 Aufnahmen entstanden, in denen ich versucht habe durch verschiedene Blickwinkel, Beleuchtungseinrichtungen (Softbox, Durchlichtschirm, Wabe), verschiedene Blendenwerte zur Steuerung des Schärfeverlaufs, Detail- und Gesamtaufnahmen in einer schwarzen Hohlkehle versucht habe, unterschiedliche Arrangements der Kekse abzulichten.
Diese Annäherung an ein Ergebnis verstehe ich als einen Gestaltungsprozess, der durchaus meiner üblichen Arbeitsmethode entspricht. Es ist nichts schon vor der Aufnahme vollständig bis zum gewünschten Ziel vorausgeplant. Die Aufnahmen erfolgten im RAW-Format, ein der gewünschten Stimmung angepasster Weißabgleich mit WhiBal-Graukarte, 105 mm Makroobjektiv, Blende 25.
Bildaufbau:
In dem ausgewählten Bild gefällt mir die räumliche Wirkung durch den Schärferverlauf von links unten nach rechts oben. Dieser Diagonale folgt die Gebäckrolle nur ungefähr, sie wird gebrochen durch die dominante rechteckige Form im Vordergrund, die ihrerseits gebrochen ist durch Krokant und unregelmäßige diagonale Glasur. Die Glasur ist ebenfalls nicht makellos, vermutlich fertigungsbedingt.
Im ganzen Bild gibt es keine durchlaufende, geschlossene Figur. Alle Linien werden gekreuzt oder beschnitten, obwohl die Hauptrichtung von links unten nach rechts oben geht. Der Bogen des Tellers, obwohl der Bewegungsrichtung folgend, kontrastiert und umschließt das Gebäck.
Wirkung:
Die starke Vergrößerung des Gebäcks durch die Nahaufnahme in Verbindung mit der großflächigen, fast schattenlosen Beleuchtung, führen die beiden Kekse im Vordergrund einem Betrachter sofort ins Blickfeld. Der Blick wandert zunächst der Diagonale folgend in die rechte obere Ecke. Das Auge beginnt nun wieder am Beginn der Rolle die spiegelnde aber auch wieder durch kleine Kratzer gebrochene Oberfläche des Silberbeschlags aufzunehmen und wird später entlang der runden Kante wieder nach oben geleitet. Diese Kante beschäftigt das Auge wieder mit einigen überraschenden, evtl. auch abstoßenden Details. Zwischendurch kann der Blick in gleichmäßigeren ruhigen Punkten im Unschärfebereich des oberen Drittels ausruhen, würden da nicht die türkisen Flächen lauern und für erneute Irritationen sorgen.
Der Blick wird mehrmals die Runde machen, aber immer wieder zum Schnittpunkt aller Linien im vorderen unteren Drittel zurückkehren.
Der Titel „Kandierter Rollmops“ soll einen weiteren Bruch hinzufügen, der diesmal auf emotionaler Ebene den Betrachter beschäftigen soll. Wenn alle genannten Komponenten den Betrachter länger als zwei Sekunden bei dem Bild verweilen, ihn zwischen riesigem Heißhunger auf riesige Kekse, über allerlei Brüche bis zum Ekel durch fischige Assoziationen rotieren lassen, habe ich mit dem Foto schon etwas bewirkt.
Rena Müller 18/03/2006 13:47
Ich fand diese Diskussion sehr interessant und habe viel daraus gelernt, aus diesem Grund danke ich Gisbert, der dieses (für mich immer noch sehr gute Foto- subjektiv empfunden) in diese Kategorie gestellt hat und allen die sich daran beteiligt haben.LG Rena
Gisbert Keller 17/03/2006 13:33
Michael, ich lese dein Anmerkung, verstehe sie aber nicht. Du sagst, ich hätte mit dem Upload meine Grundidee direkt zum Upload schreiben müssen. Ich sage, ich darf es durchaus später, darf meine Grundidee in der Diskussion weiterentwickeln im Sinne von bewusst machen. So what?Ich nehme zur Kenntniss, dass mein Bild manchen Lust auf Schokolade macht, während es andere abstößt. Das ist ja durchaus erfreulich, war ja eigentlich durchaus erwünscht.
Man mag den Titel "kandierter Rollmops" ja als platten Wortwitz empfinden, sensible Naturen dürften aber bei Betrachtung einer Gebäckrolle mit gleichzeitiger Assoziation zum Rollmops in einen Konflikt von Heißhunger und Würgreiz geraten.
Zu meinen Rechtfertigungsversuchen möchte ich noch einmal klarmachen, dass es mir hier um eine DISKUSSION geht. Wer sich als Kritiker in dieser Sektion als unanfechtbarer Meister empfindet, dem nicht widersprochen werden darf, sollte weiter im Voting sein contra kundtun.
Ich sehe mich hier nicht in der Position des kleinen dummen Fotolehrlings, dem dringend die Grundlagen der Fotografie von den großen Meistern gezeigt werden müssen.
Wenn diese Einstellung mit Unbelehrbarkeit verwechselt wird, kann ich damit auch leben.
Michael Resch 17/03/2006 13:08
@GisbertLies nochmal meine Anmerkung durch, und dann mach dir ncomal über deine Antwort darauf Gedanken. Du beantwortest komplett konträr, zu meiner Anmerkung. Ich habe nicht geschrieben du "darfst" deinen Standpunkt nicht vertreten, sondern du sollst die Sichtweise der anderen akzeptieren. Hättest du ein Bild gemacht, worin jeder sofort deine Grundidee erkennt, wäre es hier sicher erwähnt worden. So wurde angenommen, dass du eine "übliche Werbefotografie" einstellen wolltest, und es wurden dir dahingehend Verbesserungstips erteilt.
Dass es verschiedene Auffassungen von einem Bild und dessen Aussage gibt siehst du sehr schön an Rena und mir.
Rena empfand es als Appetitanregend, und ich fand es, wie schon in meiner Kritik beschrieben, eher abstoßend.
Über die technischen Verbesserungsmöglichkeiten (Farbkombination, Sauberkeit, Frische, Tiefenschärfe, Schnitt) sind sich fast alle hier einig - denk nach warum.
LGMR
Rena Müller 17/03/2006 12:55
Ich sehe es wie Harald; ich kann nur meine subjektive Empfindungen weitergeben...;Nahrungsmittel sprechen vor allem Primärbedürfnisse an, wenn es sich um nicht essbare geometrische Gegenstände auf der Platte gehandelt hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht hungrig geworden. Die erste Botschaft, die mich erreichte war: Iß Keckse...
Gisbert Keller 17/03/2006 12:36
Damit zum Missverständnis in der visuellen Kommunikation nicht noch ein sprachliches Missverständnis kommt: Ich bin nicht unglücklich über Diskussionsverlauf. Ich bedanke mich ausdrücklich für die Zeit und Mühe, die ihr in mein Bild investiert habt.@Michael: Diese Sektion ist neu für alle Beteiligten, warum darf ich nicht in der Diskussion meinen Standpunkt zum Bild darstellen, ja evtl. sogar erst jetzt weiterentwickeln? Wo ist das Problem?
Ich habe es oben schon gesagt, auch Kritik darf nicht unbelehrbar auf einem einmal formulierten Standpunkt stehen bleiben und nur dankbares unterwürfiges entgegennehmen erwarten. Wenn mein Bild in die Rubrik Werbung eingeordnet wird, ist das ja nicht völlig daneben, es trifft aber nicht 100% meine Absicht.
@Harald: Sicher hast du Recht, ein Foto sollte ohne Text wirken, es steht aber immer in einem Zusammenhang und wenn es nur die Erwartungen des Betrachters sind. Stelle dir ein Aktfoto vor: Ist es ein Werbebild einer Bar, Setcard, Zeitschrift, künstlerischer Akt usw.? Dem Foto kann man es nicht immer sofort ansehen, warum und zu welchem Zweck es erstellt wurde.
Harald Deis 17/03/2006 12:20
Hmm...Der Witz bei visueller Kommuniation ist der, daß es völlig egal ist was man eigentlich hat sagen wollen.
Entscheidend ist nur was beim Betrachter ankommt.
Wenn die meisten es als Werbefoto wahrnehmen, ist es faktisch eins. Wenn es etwas anderes sein sollte, es aber so nicht wahrgenommen wird, wurde es nicht gut angelegt oder ausgeführt.
Ich würde die engen Bahnen nicht unbedingt beim Betrachter suchen.
Michael Resch 17/03/2006 12:18
@GisbertDu wolltest Meinungen und Kritik, und du hast diese bekommen. Akzeptiere einfach, dass die Anmerker hier einfach deine "Grundidee" hinter dem Bild nicht erkannt haben, denn sie war nicht zu erkennen, nicht einmal durch den Titel.
Für die Leute hier, mich natürlich eingeschlossen, sah es eher nach einem Versuch für Produktfotografie aus und nicht wie eine, so wie ich deine Stellungnahmen interpretiere, "Kritische Auseinandersetzung mit der Unnatürlichkeit der Foodfotografie" .
Sorry, aber hier kannst du nicht auf deinem Standpunkt beharren, dann hättest die Erläuterung deiner Grundidee bereits beim Upload unters Bild schreiben müssen.
LGMR
Gisbert Keller 17/03/2006 11:38
Ich sagte es schon oben einmal: Es ist keine Serviette und ich habe auch keinen ungespülten Teller für das Stilleben genommen. Es ist ein handgefertigter Teller, vermutlich aus Südamerika, der keinesfalls unserem durch WMF und Meister Propper geprägten Weltbild entspricht. Ich finde ihn schön, auch gerade weil er nicht makelos perfekt ist. Die Zusammenstellung aus Gebäck, Keramik, Metall, türkiser Glasur, rund und eckig finde ICH interessant.Bemerkenswert finde ich, dass bisher viele Kritiker in sehr engen Bahnen gedacht haben. Fast alle haben es aus dem Blickwinkel einer guten oder schlechten Werbefotografie betrachtet. In dieser Sektion hat es der Betrachter zugegebenermaßen etwas schwerer mit der Einordnung als in anderen Sektionen.
Viele Grüße Gisbert
Zur Verdeutlichung:
Günter Rolf 17/03/2006 8:21
ich würd mir das auch nicht unbedingt übers sofa hängen.mache ich eh eher selten mit bildern von kandierten rollmöpsen.
bis auf die blaue serviette finde ichs aber ganz okay.
bei foodfotografie werden schon merkwürdige sachen veranstaltet. hab mir mal extra eine dose billiges haarspray gekauft, weil man damit angeblich obst und gemüse sehr natürlich aussehen lassen kann.
die äpfel sahen aber so schon so gut aus, daß ich sie gegessen habe.
jetzt stehe ich hier mit dam haarspray ;-).
günter
Gisbert Keller 17/03/2006 1:05
Harald, das trifft es wohl ziemlich gut, ich gelobe Besserung ;-)Harald Deis 17/03/2006 1:00
Als reines Stilleben ist es ein bisschen nachlässig inszeniert.Es lebt, aber es hat keinen wirklich erkennbaren Stil.
Gisbert Keller 17/03/2006 0:55
Heidi, eine Differenzierung der Tiefe und Lichter ist noch nicht zwangsläufig ein sicheres Zeichen der korrekten Farbdarstellung.Die veränderte Darstellung in PS hat mit der fehlenden Farbmanagementfähigkeit der Browser unter Windows zu tun und ist kein Qualtiätsmangel meines Fotos.
Ich habe das Foto nicht in die falsche Sektion geladen. ich möchte eine intensivere Diskussion als sonst üblich erleben. Allerding siehst du es fälschlich in der Sektion Werbung. Ich will dir aber keine Kekse verkaufen, die habe ich längst aufgegessen ;-)
Ich möchte es dann noch eher als Stilleben verstanden wissen.
Heidi Schneider 17/03/2006 0:42
Meinem Monitor geht es bestens:Nun kommt in meinen Haushalt schon mal ab und zu Werbung. Damit kann dein Bild nicht konkurrieren. Bei weitem nicht. Wenn ich das Bild in ps lade, krieg ich im Nu bessere Resultate. Ich glaube, du hast in der falschen Sektion geladen.