Retour à la liste
Kindheit 1 + 2 (KODAKeasyShareC613)

Kindheit 1 + 2 (KODAKeasyShareC613)

1 254 6

Kindheit 1 + 2 (KODAKeasyShareC613)

1
Ein Vormittag, ich war 4. Mein Vater war zur schon früh Arbeit (Bäcker), meine Mutter zwischendurch für 2 Stunden auch (Putzfrauen-Job). Wir wohnten im Keller auf der Baustelle des Hauses. Handwerker gingen ein und aus. Die Kellerdecke war schon vor Winterbeginn geschüttet, die Mauern im Frühling bis zum First schon hoch, Fenster, Türen und Dach fehlten noch. Ich war schlafen gelegt worden. Ich wachte auf und weinte und schrie. Handwerker, Mauer, kamen herunter, fanden mich und nahmen mich auf den Arm und spielten solange mit mir mit einer kleinen bunten Spielzeugwaage, bis ich langsam ruhiger wurde und meine Mutter zurück kam. (So eine Waage habe ich mir inzwischen wieder besorgt, sie aber hier nicht fotografiert, da sie nicht das Orignial von damals ist).
2
Ein Nachmittag nach einem Grundschulvormittag. Ich stand im Keller und die Kohlenmänner gingen immer wieder an mir vorbei und schütteten 40 Zentner, Sack für Sack, die Briketts in den Raum, der jetzt Kohlenkeller und Holzhackplatz geworden war (vorher das Kellerschlafzimmer). Es staubte erheblich und schwarz. Ich sah, dass die Hände, Gesichter und die Kleidung der Kohlenmänner von Sack zu Sack schwärzer wurden. Dass mir dies auch geschah, merkte ich nicht, denn ich wartete darauf, dass ich später die ausgeschütteten Briketts zu Mauern würde hochstapeln dürfen, das war mein Job. Ein Kohlenmann erlaubte sich plötzlich eine Pause, wandte sich mir zu und zog eine gelbe Continental-Fahrrad-Flickzeug-Blechdose aus seiner blauen Jackentasche, streifte seine Kapuze zurück und befragte mich: "Unsere Nasenlöcher und der Hals bekommen auch diesen schwarzen Staub ab. Man darf während der Arbeit also nichts essen oder trinken - außer... na was habe ich hier wohl drin in dieser Dose?" Ich durfte endlos raten und spekulieren und er gab mir keine Tips. - Es zog sich hin. Ich kam nicht drauf. - Schließlich öffntete er die Dose und schüttete sich und mir schwarze Salmis in seine schwarze und in meine rosane Handfläche. "Nur die darf man essen, nur sie helfen." Zog seine Kaputze wieder und ging wieder schleppen.
(So eine Dose, ("diese" Dose?), habe ich hier fotografiert, denn ich fand sie 29 Jahre später im Haus meiner Eltern - es könnte die echte des Kohlenmannes von damals sein.)
3
"... the Night I was born...... I swear the moon turned blood-shot-red... Mountain-Lions found me there waiting.... and set me on an eagles wing... I´m a million miles away but at the same time I´m right here in your picture frame... " (Jimi Hendrix: Voodoo Chile)
4
Aktuelle Buchempfehlung: Die Autobiografie von "Sting", die es bei Jokers und Weltbild inzwischen als Restposten sehr billig gibt.
Eine außerordentlich lyrisch geschriebene Prosa, die Sting hier abliefert - er schreibt manchmal in dem obigen Stil - sein Vater war zunächst Berg- und dann Milchmann: Black went White.
5
"Salmis", das sind kleine rhombenförmige Lakritz-Teile aus "Samiak-Natrium" und Süßholz-Sirup - die Apotheken haben derzeit die besten: Black löst Black.

Commentaire 6

  • SLOW-WHITE 09/06/2009 15:20

    Das ist Klasse wie Du Deine Erinnerungen preisgibst mit diesem Foto.Wenn ich solche Dinge sehe steht mir meine Kindheit auch vor Augen.
    Repekt !!!
    LG Wolfgang
  • Günter D. 25/03/2008 0:37

    hi werner...
    ganz tolle geschichte...was bei mir die erinnerungszellen so etwas gelöst
    hat...ich habe diese dreckigen zähen kerle echt bewundert wie sie so
    schwere säcke wie nichts herumtrugen...
    wir wohnten über einem postamt in einer dienstwohnung...meine mutter
    hatte für das grosse haus den heizdienst angenommen...
    aber da wir meist kleine kinder hatten und sie nicht sehr viel zeit hatte...> mussten wir größeren dann das kohlescheppen übernehmen...
    kam mir dann immer vor wie der heizer einer dampflokomitve...
    die mich auch so sehr imponierten damals...hundert meter von uns war ein
    kl. bahnhof...und im winter waren oft zwei dampfloks vor 100 waggons und
    drehten auf den glatten gleisen lange durch bis alles in gang kam...für uns
    bubis hyperinteressant...oder wenn ein zug kam...auf die gleise legen...
    und dann das spiel...wer bleibt am längsten liegen...
    hatten aber gott sei dank alle viel angst und respekt vor den teilen...
    in diesem kohlekeller unter der post war ein raum nur für briketts...
    und wenn man den öffnete dann kamen einem gase entgegen...
    also...wir brauchten kein rauschgift früher...nach ein paar minuten war> man richtig benebelt davon...aber der geruch war echt super...
    bin aber kein schnüffler geworden...grins...
    neben diesem raum war der waschraum...mit so ner quietschenden apparatur
    mit zwei gummiwalzen durch die man wäsche rollen konnte um nach dem waschen
    das gröbste wasser abzuspülen...
    wir jungs mussten drehen und mutter schob die wäsche durch...
    da war dann ein echt muffiger geruch im raum... habe die geschichte letztens dem 10jährigen meiner lebensgefährtin
    erzählt...da kam nur die antwort...wieso...hattet ihr keine waschmaschine...
    ja ja...die können sich das gar nicht mehr vorstellen wie das in unserer
    kindheit alles so war...
    gegenüber des hauses war das krankenhaus und davor links eine kleine
    leichenhalle...aber was ich damit so alles erlebt habe...da muss ich erstmal
    ein bild finden...und dann schreibe ich den text dazu...

  • Willi Thiel 23/03/2008 21:10

    brikett durfte ich damals auch stapeln,schwarz war ich hinterher auch.
    muss sagen super story, die dose ist wunderbar alt
    vg willi
  • † werner weis 23/03/2008 11:12

    @Peter:
    - Wir klebten die Salmis zu Sternen auf die Handrücken...
    - Ich habe auch immer laut gepfiffen oder laut gesungen, nur dann!!! hatte ich keine Angst mehr, im Keller zu gehen und zu arbeiten... Ich spaltete auch das Holz... das Beil ließ ich immer sehr laut niedersausen und machte zusätzlich Schläge mit der flachen Seite, damit es knallte und gäungte...
    - "Der Schwarze Mann" war es auch aber meist auch ein "Etwas", das seine wahre Gestalt noch zeigen würde - "vorher" wusste ich gar nicht, wie das aussah und wer das war... aber das "Etwas" zeigte sich nie...
    - ich musste mein Rad ab 7 Jahren immer selber flicken und reparieren, so ging ich gut mit ihm um...
    @ Bernd: Ja, ein Winter im Keller, der noch keine geschüttete Decke hatte/oder doch? - jedenfalls war ein Flachdach aus Dachpappe drauf und es bollerten zwei Öfen 24 Stunden durch - einmal zündete mein Vater das Feuer mit seiner zerknüllten Lohntüte an - aber meine Mutter hatte den 50-Mark-Schein noch nicht heraus genommen... da war es dann zunächst aus mit "Ernte-23" (Zigarretten-Marke meines Vaters).
  • Bernd Osthoff 22/03/2008 10:04

    1. Briketts habe ich auch gestapelt.
    2. den Winter 1964 habe ich auch noch im Rohbau erlebt.
    3. Fahrradflickenzeugdose ist bekannt
    4. Sting habe ich noch nicht gelesen, soll aber wirklich sehr gut sein
    5. Konzert war ok, die CD ist bis auf den Gesang fast fertig
    6. ein besinnliches Osterfest, Werner...
    Bernd
  • paules 22/03/2008 8:06

    Tja, da kommen wohl bei jedem Erinnerungen hoch...an die Klüttenmänner kann ich mich auch erinnern, stapeln musste ich auch und dieses Dose, allerdings mit Flickzeug.....Grüsse Paul

Mots clés

Information

Section
Vu de 1 254
Publiée
Langue
Licence