Kindheitstraum
Meine Puppe
Als ich 6 Jahre alt war bekam ich vom Weihnachtsmann eine Puppe geschenkt. Sie hatte blaue Glas-Schlafaugen mit langen Wimpern, zwei weiße Zähnchen im Mund, einen Stoffkörper und bewegliche Gliedmaßen aus Zelluloid. Hinten im Hals stand der Aufdruck: K.& R.W.315/ 3. Ich war total glücklich, denn es passte alles. Ich bin am 31.5.geboren und mein Nachnahme (Geburtsname) begann auch mit W. Jetzt musste ich nur noch zu den Buchstaben K. & R. die passenden Vornamen finden. Ich nannte meine Puppe Kathrin-Ruth. Was habe ich meine Puppe geliebt. Sie musste überall mit hin. Ich nähte ihr Kleidchen und strickte ihr Pullover, kurz um sie begleitete mich durch meine gesamte Kindheit. Später saß sie immer noch bei mir auf dem Bett. Irgendwann gingen aber mal die Augen und die Zähnchen kaputt, deshalb verbannte ich sie erst einmal auf den Boden. Ich wollte sie zur Reparatur bringen, dies geriet aber dann irgendwie in Vergessenheit. Wie das so immer im Leben ist.
Voriges Jahr entdeckte ich durch Zufall bei e-bay Kleinanzeigen einen gebrauchten kleinen Holzpuppenwagen. Ich fand den Wagen so süß und verliebte mich total in das Teil. Von so einem Wägelchen hatte ich als Kind immer geträumt. Der Preis ging auch und der Wagen war noch so gut wie neu. Der Verkäufer wohnte bei uns gleich um die Ecke. Mir fiel meine alte Puppe wieder ein und tatsächlich lag sie noch gut verpackt auf dem Boden im Kleiderschrank. Die lange Liegezeit hatte ihrem Körper nicht geschadet, nur das Köpfchen sah halt nicht mehr gut aus. Ich begann zu recherchieren, ob man für diese Puppen noch Ersatzteile bekommt und war nun mit dem Ergebnis meiner Recherche völlig überrascht. Das K.& R.W. heißt Kämmer und Reinhardt und das W. steht für die Puppenfabrik Waltershausen in Thüringen. Die 315 steht für das Herstellungsjahr welches hier zwischen 1950 und 1963 liegt und die Nummer 3 bezeichnet den Name der Charakterpuppe. Es handelt sich nämlich um den Puppenjungen „Puz“ der extra mit diesen besonderen Schiele Glas Schlafaugen produziert wurde. Nun konnte ich gar nicht anders, ich musste meinem alten Puppenkind helfen. Ich suchte im Internet nach einer Puppenklinik und fand sogar eine in Gera. Dort erfuhr ich, dass 1950 in Gera das damalige Kaufhaus Tietz auf der Sorge eröffnet wurde und aus diesem Anlass spendete die Puppenfabrik Waltershausen 300 Puppen der Serie „Puz“. Ansonsten wurden die wohl nur ins Ausland exportiert. Mein Puppenkind ist also schon 72 Jahre alt. Im Kopf befand sich altes zusammengeknülltes Zeitungspapier auf dem das Datum von 1952 zu lesen war. Damit wurden mal die Schlafaugen fixiert, anscheinend hatte der Weihnachtsmann die Puppe damals aus zweiter Hand erworben und sie wurde schon mal repariert. Denn 1952 war ich noch gar nicht auf der Welt. Ich erinnere mich auch noch an die alten Sachen, die meine Puppe damals trug. Die waren nämlich selber genäht. Die Frau Puppendoktor meinte, dass sich eine Reparatur allemal lohnt. Leider konnte sie nicht mehr die Original Augen besorgen, Ersatzteile gibt es für diese Serie so gut wie nicht mehr. Aber sie hat die „neuen“ alten Augen wieder gut hinbekommen. Auch die fehlenden Zähnchen konnten noch repariert werden. Die Kosten waren bezahlbar. Und weil ich nun weiß, dass mein Puppenkind ein Junge ist, musste er auch einen neuen Namen bekommen. Er heißt jetzt Konrad Richard Wiezorek, es passt wieder alles. Ich habe mir nun meinen damaligen Kindheitstraum erfüllt und mir diesen kleinen Holzpuppenwagen gekauft. Die Frau, welche den Wagen veräußerte erzählte mir, dass ihre Mutter den Puppenwagen vor vielen Jahren mal bei Bayer Chic gekauft hat. Diese Serie (mit den Teddybären drauf) wird jetzt nicht mehr produziert. Ihre Mutter hätte den Wagen auch nur zur Deko benutzt, sie musste jetzt in ein Pflegeheim und deshalb muss sie die Sachen veräußern. Um die Sache abzurunden hielt ich noch nach neuen Klamotten Ausschau. Ich wurde fündig und konnte für wirklich wenig Geld einen ganzen Koffer voller gebrauchter Puppensachen erwerben. Soviel neue Sachen wollte ich eigentlich gar nicht kaufen, aber der Preis war echt ein Lacher. Nun ist mein Puppenbub wieder gesund, neu eingekleidet und hat sogar noch einen schicken Wagen bekommen. Er steht nun bei uns in der Wohnstube zur Deko und hat schon von unseren Freunden bewunderte Blicke bekommen. Mein Mann hat geschmunzelt, er meinte aber, dass es o.k. ist und Oscar findet den Konrad Richard Wiezorek auch o.k. Ich glaube der Weihnachtsmann würde sich freuen, wenn er wüsste, dass ich mein Puppenkind immer noch so sehr liebe, denn er hatte wohl damals sehr wenig Geld.
Rubie 18/02/2023 15:32
Schön was du so aus dem Buben gemacht hast. Ich muß auch alle ankleiden das macht doch spaß und wegwerfen kann ich auch nichts wird irgendwie immer wieder heil gemacht.LGRubieRubie 18/02/2023 15:27
Liebe Astrid schau mal was ich aus meiner Krämer Puppe die den Krieg in diesem Zustend überlebt hatte sie ist von 1926 gemacht habe.Sie hat jetzt auch meine Haare bekommen.LGRubieLindeA. 20/09/2022 8:18
Eine sehr niedliche Geschichte und eine schöne Collage dazu!LG Linde
Astrid Hallmann 13/09/2022 13:17
Eine süße Geschichte.Und Du hast ihn so schön angezogen.
Mein Lieblingsbild ist mit Oscar.
Liebe Grüße Astrid
christine frick 13/09/2022 9:05
Schöne Geschichte. Viel Spaß damit!LG Chris
Tekla-Maria 12/09/2022 21:19
dein Konrad ist ein ganz Süßer - schön, dass du ihn wieder aufgepäppelt hast.....LG Sonja
Corinna Lichtenberg 12/09/2022 20:41
Eine schöne Collage von deinem Puppen Jungen und eine sehr schöne Geschichte! Natürlich hatte ich auch mehrere Puppen, die ich immer alle sehr geliebt habe. Eine war eine Schwarze Puppe, für die hat meine Mutter viele Sachen genäht und gestrickt. Ich bekam dann auch zu Weihnachten ein Puppenbett, weiß mit selbstgenähten Kissen und decken. Als ich dann freudig zu dem Puppenbett hin gelaufen bin, bin ich gestolpert und auf das Bett gefallen, es brach in 1000 Stücken und war nicht mehr zu reparieren. Das war ein ganz trauriges Weihnachtsfest für mich. Später bekam ich eine Puppe die so groß war wie ein richtiges Baby, die habe ich sehr geliebt, sie hieß Monika und konnte die Augen nicht mehr schließen sondern auch drehen nach der Seite. Den Puppenwagen bekam ich dann gebraucht von einer Freundin meiner Mutter. Leider ging an diesem immer das Rad ab und trudelte dann auf die Straße. Ich glaube wir alle haben viele Puppen Geschichten die es sich lohnen einmal zu erzählen.Liebe Grüße Corinna
Mary.D. 12/09/2022 17:28
Da hat sich die Mühe ja gelohnt.Dein Puppenkind sieht hübsch aus,wie du es hier mit deiner Collage präsentierst.Konrad Richard wirkt richtig glücklich!
Ich hatte auch mal eine Lieblingspuppe...ich habe sie immer behütet.Leider hatte,habe ich auch Geschwister,die gingen damit nicht so zimperlich um...erst war ein Arm ab,dann ein Auge eingestochen...nun,da war sie eben kaputt!...meine Eltern konnten sich auch nicht um jedes kaputte Spielzeug von uns kümmern...
Dann wollte ich eigentlich auch keine Puppen mehr.Spielzeughunde und -Pferde waren dann mehr angesagt.
Einen Spleen hatte ich dann noch im Erwachsenenalter: Da kamen irgendwann mal in den 90 er Jahren Trolle auf dem Markt....Ich mußte einen haben.Dann wuden 4 daraus.3 kleinere und ein großer mit roten Haaren!
Einer mit lila Haaren hatte schon einen Auftritt in der FC! ;-)
Mal sehen,ob die anderen auch mal Lust haben hier aufzutauchen! :-))))
LG Mary
lakaro 12/09/2022 15:29
Das ist so eine tolle Geschichten-Collage, darüber freuen wir alten Mädels uns doch alle mit! Und die Erlebnisse, die nun zu diesem glücklichen Ergebnis führten, sind lesenswert!Wie unten Evelin beschreibt, hatte auch ich - ebenso meine beiden Schwestern, diese Schildkröt-Puppen, je ein Baby und ein Mädchen ( das war an der aufgemalten Frisur erkennbar). Wir hatten auch unsere Kleiderköfferchen und was Puppenkinder eben so brauchten. Herrliche Erinnerungen schlummern jetzt wohl versorgt im Schrank. Da ich ja Söhne habe, wollten dann nur die Nichten und Großnichten mit den alten Schätzchen spielen und schlafen dann, bis sie mal wieder geweckt werden.
LG Irm
Moni R 12/09/2022 15:15
Wir haben doch alle unsere Puppen nebst Puppenwagen geliebt. Sehr schön istDeine Geschichte dazu.
LG Moni
Ev S.K. 12/09/2022 13:50
Wie niedlich.. dein Püppchen mit der hübschen und vielseitigen Kleidung. Der Puppenwagen hätte mir auch gefallen.Eher selten dass man noch ältere Puppenmütter findet die an ihren Spielsachen von früher Freude haben, ich bin auch so eine.
Meine älteste (/Schildkröt) Puppe, die Suse, ist jetzt 71 Jahre alt, es gab nach dem Krieg kaum Spielsachen und meine Mutter hatte es irgendwie geschafft sie für mich zu besorgen.
Von meinem Mann bekam ich noch mit ca. 30 Jahren eine Käthe Kruse Puppe, früher konnte man sich solche teuren Spielsachen ja nicht leisten :-)
Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Spass damit und liebe Grüsse.
Evelin
Baeredel 12/09/2022 10:09
Oh, das ist eine wunderschöne Collage,Und eine supersüße Geschichte und vielleicht..
magst du daraus auch eine Mitmachaktion anregen?...
denn alle Kinder haben doch mal irgendwelchen
Wunsch-Lieblingsspielzeug-Traum gehabt oder tragen ihn heute noch in sich...?
Denn irgendwie sind wir trotz der bisher erreichten Größen
im Herzen immer irgendwie
KIND... oder?
Nur mal so, mein Gedanke,
weil ihr das so toll macht...
wollte ich eigentlich damit
auch nur sagen...
Viele liebe Grüße
.baeredel
EINE GUTE ZEIT
alicefairy 12/09/2022 9:40
Klasse sowasLg Alice