Kirchenburg Walldorf: Wo ein guter Wille ist, findet sich ein Weg 15
Zu Hause ohne eigenes Fernsehgerät schaue ich mir im Urlaub in Ferienwohnungen immer mal wieder gerne Natur- oder Dokumentarfilme in den öffentlich-rechtlichen Kanälen an.
So kam es, dass ich eines Tages beim Abendessen den Fernseher einschaltete und auf einem riesigen Monitor in der Hessischen Rhön im Rahmen der Reihe „Entdecke den Osten“ ein Film über die 2012 durch ein Feuer zerstörte und im Juni 2019 nahezu wieder hergestellte Kirchenburg Walldorf gezeigt wurde.
Ich war begeistert – siehe hierzu auch denn von der MDR – Homepage kopierten Text.
Der Film war so ansprechend und Walldorf in Thüringen recht nah: Da musste ich hin, unbedingt.
In Walldorf passierte dann der zweite Zufall: Die Kirchenburg war Anfang Juni 2019 noch nicht ganz hundertprozentig fertig und die Anlage eigentlich geschlossen. Die Tür der Außenmauer war am 08.06.19 jedoch offen – und die Kirchentür auch. Grund war eine bevorstehende Chorprobe. Der Kantor hatte nichts dagegen, dass ich mich bis zu deren Beginn in der neuen alten Kirche umsah und fotografierte.
Noch immer bin ich begeistert ….
Das erste Foto zeigt die Außenansicht der Kirchenburg.
Das zweite Foto zeigt einen Blick in den herrlichen Kirchengarten, fokussiert auf den Storchenmast. Störche nehmen selbst die beste Nisthilfe nicht gleich an – hier aber sofort.
Die dritte Aufnahme zeigt den ungewöhnlichen Altar – er wurde unter Einbeziehung der beim Feuer verkohlten Balken gebaut. Auch das Motiv des Fensters hinter dem Altar beschäftigt sich mit dem verheerenden Brand: Das gemalte Kreuz ist verkohlt.
Das vierte Bild zeigt ein weiteres der schön gestalteten Kirchenfenster: Eine Dohle auf einem verkohlten Balken. Dohlen hat es in der Kirchenburg immer gegeben, sie waren auch die ersten, die nach der Restaurierung sofort wieder einzogen.
Das fünfte Foto versucht, die Kirchenbänke und den Fußboden zu zeigen. Es war der Wunsch von Pfarrer Berlepsch und der Gemeinde, dass in dieser Kirche nichts gerade sein sollte. Auf den Bänken sitzt es sich wunderbar warm und bequem. Bei den Ablagen darunter handelt es sich um allerfeinste Seilflechtereien – auch diese eine großartige Handwerkerleistung.
Wie die sechste und siebte Aufnahme zeigen, trauten sich die Walldorfer auch bei der Decke und der Beleuchtung was.
Das achte Foto zeigt die Orgel. Für ihren Einbau war aufgrund des vorhandenen Platzes das Können von mehreren Orgelbaumeistern gefragt. Vom gelungen und guten Ton konnte ich mich später selbst überzeugen.
Auf dem neunten Foto sieht man die Kirchentür. Sie besteht aus Glas, in dessen Bemalung auch wieder das Thema des Brandes aufgenommen wurde. Im Hintergrund der Tür kann man schemenhaft das Fachwerk des urgemütlichen Gemeindehauses erkennen. Leider nicht erkennen kann man die Türgriffe: Sie bestehen aus massiven (sich sehr angenehm anfühlenden) Eisen und stellen ein verkohltes Stück Holz dar. Welche Ideen ….
Das zehnte Foto zeigt das Gemeindehaus und einen Teil des Kirchgartens mit dem exklusiven Zaun, auf der elften Aufnahme sieht man den Garten aus einer anderen Perspektive.
Für mein zwölftes Bild hatte sich die Walldorfer Kirchgemeinde für eine etwas andere als die sonst übliche Darstellung von Adam und Eva im Rahmen eines Kirchenfensters entschieden.
Das dreizehnte Bild zeigt einen offenen Turm auf der Mauer der Kirchenburg. Ob dieser der Verteidigung diente?
Die vierzehnte Aufnahme zeigt die Dachkonstruktion des mutmaßlichen Wehrturms.
Zu der fünfzehnten Aufnahme sollte man sich den Geruch von frischem Brot vorstellen: Die Walldorfer verfügen auch über einen ordentlichen Backofen in der Mauer.
Wen die Geschichte der Kirchenburg Walldorf interessiert, sollte sich hier den Film ansehen:
https://www.ardmediathek.de/ard/player/Y3JpZDovL21kci5kZS9iZWl0cmFnL2Ntcy84MDFmZWVhMC0xOTE4LTQ3MzItYWRjNC01Zjg5NzFlNGU3MTM/
Hier einige Informationen von der Homepage des MDR:
„Die Kirchenburg Walldorf
Und in ihr lebt der Glaube
Seit Jahrhunderten steht sie als Wahrzeichen hoch über der Werra, die Kirchenburg in Walldorf. Wenige Tage vor Ostern 2012 brennt das Gebäude bis auf die Grundmauern ab. Doch das ist nicht das Ende, sondern ein Neuanfang.
Einer Festung gleich, umrahmt mit 5 Türmen, ist sie ein Ort mit magischer Anziehungskraft. Seit Jahrhunderten steht die Kirchenburg im Südthüringischen Walldorf als Wahrzeichen hoch über der Werra. Doch wenige Tage vor Ostern 2012 brannte die Kirchenburg bis auf die Grundmauern ab. Gerade war sie restauriert worden. Nur die Orgel fehlte noch. "Wie kann Gott das zulassen?“, fragten sich viele Walldorfer. Doch Pfarrer Heinrich von Berlepsch verlässt nicht der Mut. Er sieht in dem verheerenden Brand auch einen Aufruf zum Neuanfang - zur Auferstehung.
Sieben Jahre lang baut er mit einem großen Team die Kirche in Walldorf wieder auf. Äußerlich wie vor dem Brand, doch im Inneren wird nichts so bleiben wie es war. Pfarrer von Berlepsch geht neue Wege mit Engagement, Herzblut und modernen Ideen für Orgel, Kanzel, Altar und Gestühl, die überall Wellenformen zeigen - großzügig und offen. Durch den Brand wurden alte Fenster sichtbar, die Jahrhunderte durch Holzvertäfelungen verdeckt waren. Von Berlepsch und sein Team nutzen sie als Chance zur Neugestaltung der Kirche. Die Fenster zeigen jetzt Mond und Sterne, Menschen, Vögel und Fledermäuse - denn der Pfarrer will eine moderne Kirche für alle Geschöpfe hinterlassen.
Die Kirche in Walldorf wird Deutschlands erste Biotop-Kirche mit Nistplätzen für Vögel. Gleich nach dem Brand bauten als erste die Dohlen ihr neues Zuhause in der Ruine. Über Jahre sind Archäologen immer wieder vor Ort und finden neben Gräbern auch einen Goldenen Ring, Münzen und eine seltene Totenkrone. Die Gemeinde musste sich auch von den beschädigten Glocken verabschieden. Eine der neuen Bronzeglocken im restaurierten Kirchturm trägt jetzt den symbolischen Namen "Freude".
In der neugestalteten Kirchenburg Walldorf sind Radfahrer willkommen, es gibt eine Kletterwand, eine Kino-Leinwand und einen Brot-Ofen. Aus verkohlten Balken haben Gemeindemitglieder gemeinsam den Altar gebaut. Eine ungewöhnliche Kirche mit modernem Nutzungskonzept ist unter Leitung von Heinrich von Berlepsch entstanden. Seit Generationen sind die von Belepschs Pfarrer. Einer seiner Vorfahren war der Hüter der Wartburg, als Martin Luther dort Zuflucht fand.
Den Wiederaufbau der Walldorfer Kirche hat Pfarrer Heinrich von Berlepsch Tag für Tag geleitet, er war immer auf der Baustelle mit Mut und Weitsicht. Nun hat sich das Werk vollendet, an das er den Glauben nie verloren hat.“
https://www.mdr.de/entdecke/der-osten-entdecke-kirchenburg-walldorf-100.html
Thüringen, Walldorf, 08.06.19.
Panasonic Lumix LX 15.
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