Klein Zicker
Heute zeige ich euch einen Blick von Groß Zicker auf Klein Zicker. Beides sind Landzungen der Halbinsel Mönchgut auf der Insel Rügen.
Aufgenommen bei -10°C im Februar 2017
"In der Nacht vom 09. zum 10. Juli 1967 zog eine Gruppe von Sowjetsoldaten mit einem Raupenschlepper und Motorrädern mit Beiwagen nach Klein Zicker durch das Dorf. In den nächsten Monaten wurden hier ein kleinerer Radar-Stützpunkt und außerdem einfache Unterkünfte für mehrere Offiziersfamilien und für etwa 60 Soldaten errichtet. Weitere Gebäude waren erforderlich: eine große Wagenhalle, eine Werkstatt, ein Heizhaus, Vorratslager für Lebensmittel und Benzin, ein Verkaufskiosk und später ein mobiles Mehrfamilienwohnhaus.
Das gesamte Gelände war zu dieser Zeit Privatland und wurde vor der Besetzung durch die Sowjetarmee als Acker- und Weideland genutzt. Neun Eigentümer gehörte das Gelände. Der größte Teil der Bergregion wurde zu dieser Zeit vom Bauern Karl-Heinz Looks als Weideland für seine Kühe genutzt. Die neun Eigentümer sollten ihren Boden zu einem festgesetzten Höchstpreis von 3 Pfennig der DDR verkaufen. Dies wurde von allen abgelehnt. Die Eigentümer wurden nicht enteignet, aber auch nicht entschädigt. Man nutzte unentgeltlich deren Land.
Im Laufe der Jahre entwickelten sich zwischen den Einheimischen und den Offiziersfamilien teilweise entgegenkommende Verhältnisse.
Nach 1989 wurde die Station im Zusammenhang mit dem schrittweisen Abzug der Sowjetarmee aus Deutschland geräumt. Am 20. Juni 1991 verließ das verbliebene Restkommando der GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten) -Streitkräfte Klein Zicker. Von diesem Zeitpunkt an stand das Gelände unter Verwaltung des Bundesvermögensamtes und wurde zum Schutz vor Verwüstung bewacht.
Wegen der völkerrechtlichen Vereinbarung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion verzögerte sich die Rückgabe der Grundstücke, da die vorhandenen Gebäude mit Mitteln der ehemaligen Sowjetunion errichtet worden waren.
Mit einer gemeinsamen Erklärung des Bundeskanzlers und des Präsidenten der Russischen Föderation vom 16. Dezember 1992 haben beide Seiten auf gegenseitige Ansprüche verzichtet, und somit war die Rückgabe der Grundstücke an die jeweiligen Eigentümer möglich.
Im Oktober 1994 erhielten alle Eigentümer ihre Grundstücke zurück. Am 12. Dezember 1996 kam vom Land Mecklenburg-Vorpommern an die Gemeinde Thiessow das Angebot über den kostenfreien Abriss der ehemaligen sowjetischen Liegenschaften und die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes als Acker- und Weideland. Die einzige Bedingung des Landes war, dass für dieses Gebiet ein absolutes Bebauungsverbot beschlossen wird. Die Gemeinde und die Eigentümer stimmten dem Angebot zu, denn nur so konnte die Finanzierung des Rückbaues durch den Bund, den Landschaftspflegeverband Ostrügen e.V. und die Mecklenburgische Brauerei Lübz GmbH gesichert werden.
Im Oktober 1997 begannen der Rückbau und die Renaturierungsmaßnahmen auf dem ehemaligen GUS-Gelände. Der stark zugenommene Wildwuchs wurde aus- und abgeholzt, Flächen planiert, Trockenrasen gesät und Wanderwege angelegt. Ziel der Renaturierung war die Errichtung einer Trocken- und Magerrasenflora und die spätere Nutzung als Weideland.
Heute ist der Klein Zickersche Berg eines der schönsten Wander- und Ausflugsziele der Insel Rügen."
Text wörtlich entnommen von einem Aushang vor Ort
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