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Klimawandel - es entstehen grosse Naturgefahren in den Alpen

Klimawandel - es entstehen grosse Naturgefahren in den Alpen

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Bernhard Eichenberger


Premium (Complete), Boll

Klimawandel - es entstehen grosse Naturgefahren in den Alpen

Das "ewige Eis" im Kessel der Fiescherwand wurden von zwei Gletschern gespiesen: Von Eiger und Mönch her durch das Eismeer und vom Finsteraarjoch her durch den Grindelwald-Fieschergletscher. Dort, wo man auf der linken Aufnahme den Gletschersee sieht, vereinigten sie sich zum Unteren Grindelwaldgletscher. Dieser reichte im 19. Jahrhundert bis ins Dorf Grindelwald hinunter. Beim Bau des Eisenbahntunnels auf das Jungfraujoch wurde die Station Eismeer errichtet. Ab 1907 bis um 1950 konnten Alpinisten eine Skiabfahrt ab Station Eismeer bis Grindelwald machen. Wegen des starken Gletscherrückgangs ab 1930 war ab den 1950erjahren die Eismeerabfahrt nicht mehr möglich. Seit 2000 war ein beschleunigter Gletscherrückgang festzustellen. Der Gletscher zog sich innerhalb von 10 Jahren um 2 km zurück.
Das Gletschereis hatte die Seitenmoräne auf der orografisch rechten Seite und den Fels an der Ostflanke des Eigers stabilisiert. Mit dem Schwund des Gletschers wurde die Seitenmoräne bis zu 240 m hoch. 2005 rutschte diese so stark ab, dass ein Teil des Gasthauses Stieregg (unterhalb der Bäregg, wo die Aufnahmen gemacht wurden) über den Abgrund ragte, aufgegeben und der Hüttenweg zur Schreckhornhütte verlegt wurde.
Als Folge dieser Moränenrutschung bildete sich ein Gletschersee. Seit Juni 2006 entleerte sich dieser periodisch aus unbekannten Gründen.
Im Juli 2006 gab es an der Ostflanke des Eigers einen gewaltigen Felssturz (2 Mio m3 oder die Kubatur von 2000 Einfamilienhäusern).
Der Gletschersee wurde zunehmend grösser. 2008 verursachte eine spontane Seeentleerung Überschwemmungen in Grindelwald. Der Gletschersee war zu einer akuten Bedrohung für Grindelwald und Interlaken geworden. Die Gefahr konnte 2009 mit dem Bau eines mehr als 2 km langen Entlastungsstollen im Fels gebannt werden.
Die Gefahren bei der Stieregg und der Eigerostflanke waren bekannt und wurden systematisch überwacht. Als wir bei der Bäregg waren, wurden gerade die 13 Messpunkte an der Ostflanke des Eigers überprüft (siehe rechte Aufnahme).
Eine schöne Übersicht über die Ereignisse gibt:
https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/181060/


Commentaire 9

  • Wolfram Bleul 16/07/2020 16:21

    Danke, Bernhard -Großartige, beeindruckende Dokumentation und Fotografie!
    VG, Wolfram
  • REN SEN 14/07/2020 9:15

    Eindrückliche Worte zum Bild. Wie so oft bei deinen Präsentationen kann ich verweilen und mir meine Gedanken machen. 
    Ich bin ein bis zweimal im Jahr in der Schweiz und erfreue mich immer wieder über dieses Perspektiven. Klimawandel und damit einhergehenden Veränderungen werden immer deutlicher und immer spürbarer für Bevölkerung und Besucher. Es braucht radikalere Veränderungen im globalen Denken.

    Danke für den Link.

    Gruß
    • Bernhard Eichenberger 15/07/2020 10:55

      Lieber René
      Es freut mich, dass meine vertiefenden Hinweise auf Dein Interesse stossen.
      Bezüglich Klimawandel bin ich skeptisch. Beim Corona-Virus waren die Folgen unmittelbar, man musste reagieren und die Wirksamkeit der Massnahmen waren innert zwei Wochen sichtbar. Beim Klimawandel / der Erderwärmung sind die Folgen erst Jahrzehnte später feststellbar. Menschen und Politiker denken nicht mit diesem Zeithorizont. Neben Wissenschaftlern sind es die Rückversicherer, die sich vertieft mit der Thematik beschäftigen. Man müsste vorausschauend handeln und die Massnahmen tun weh und kosten Geld, aber viel weniger als die Behebung der Folgeschäden.
      Mir tut es als ehemaliger Alpinist weh, wenn ich sehe, wie Wände ausapern, durch die Eis- oder kombinierte Eis-/Felsrouten führen, die heute möglicherweise nicht mehr durchstiegen werden können, oder wie die objektiven Gefahren in den Alpen steigen. Kaum diskutiert wird heute, was das Verschwinden der Gletscher in klimatischer Hinsicht bedeutet und was die Auswirkungen für die Trinkwasserversorgung in Europa nördlich und südlich der Alpen sind.
      Herzliche Grüsse
      Bernhard
    • REN SEN 15/07/2020 11:12

      Ja, so sieht die Realität aus. Politik und großer Teil der Bevölkerung sieht keinen sinn darin an die kommenden 10 oder gar 20 Jahre zu denken. Erschreckend mit welcher Ignoranz teilweise über Wissen von Wissenschaftlern hinweggesehen wird.

      Ein schöner Beitrag dazu und in Teilen wie von dir angesprochen, Auswirkungen / neue Gefahren:
      https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/unser-wetter/videos/wo-unser-wetter-entsteht-die-alpen-folge-2-video-100.html

      Ich wünsche mir sehr hier ein radikaleres Umdenken erleben zu dürfen während meiner Zeit auf diesem Planeten. Wir haben es in der Hand.
    • Bernhard Eichenberger 16/07/2020 10:15

      Lieber René
      Danke für den Link. Ich habe den Beitrag von meiner Recherche her bereits gekannt. Die Moränenabrutschung / Aufgabe der Winteregghütte ist darin von 9:54 - 15:23 sec schön gezeigt.
      Herzliche Grüsse
      Bernhard
  • Georg Klingsiek 12/07/2020 23:16

    Toll gezeigt und sehr beeindruckend beschrieben! Eine sehr bedenkliche Entwicklung!
    Vor ganz vielen Jahren war ich mal in dieser Gegend unterwegs. Irgendwo gibt es auch noch Dias davon ...
    LG Georg
  • Gerhard M. Eder 12/07/2020 8:33

    Das wird noch mal spannend in den nächsten Jahrzehnten, genauso wie der Permafrost in Sibirien. LG Gerhard