Lila


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kurze Besprechung ...

im Museumshafen Wischhafen ...

Anna Lisa von Wischhafen

Geschichte:

Noch bis ins frühe 20. Jahrhundert versorgten hunderte kleine Ewern Hamburg mit allem, was die aufstrebende Großstadt benötigte. Diese Plattbodenschiffe konnten wegen ihres geringen Tiefganges auch die Nebenflüsse der Elbe befahren und bei Ebbe problemlos trockenfallen. Einer der Ewer, die Kriege und Abwrackaktionen überstanden hatten, ist die Anna-Lisa von Wischhafen. Unter der Baunummer 135 lief sie 1906 vom Stapel, gebaut bei der bekannten Werft von Johann Junge in Wewelsfleth an der Stör. Sie ist vielleicht der letzte noch existierende Frachtsegler mit „Alstermaß“. Mit knapp 20m Rumpflänge und 5m Breite konnte sie die Schleusen der Alster passieren und mit gelegten Masten auch innerstädtische Industriebezirke erreichen. Sie gehörte zu einer Serie von 9 großen Besan-Ewern (Zweimaster), die mit 37 bis 47 BRT vermessen waren, bei einer Rumpflänge von 18m – 20m und einer Raumtiefe von 1,60m, entprechend dem sog. Alstermaß.

Auftraggeber war der Bau – und Brennstoffhändler Claus Heinrich Richters, der den Segelfrachter für seine Firma benötigte. Den Vertrag für den Bau hatte allerdings sein Vater August Richter abgeschlossen (Bielbrief), der auch den Baupreis von 9300 Mark vorgestreckt hatte. Nach der Eintragung ins Schiffsregister am 12. Februar 1906 transportierte der Ewer überwiegend Kohle, Futtermittel, Getreide und Kartoffeln im ganzen norddeutschen Raum sowohl auf Rechung des Eigners, der damit auch handelte, als auch für andere Unternehmen transportierte. Claus Heinrich Richters war also Schiffer und Händler zugleich, keine unübliche Kombination damals und eine solide Einnahmequelle. Wohlhabend konnte sich Richters 1952 zur Ruhe setzen und das Schiff an seinen Schwiegersohn Leo Zielinski übergeben.

Noch ohne Motor war die Mathilde, so der ursprüngliche Name, bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts nicht nur auf der Elbe, sondern auch auf Nord – und Ostsee unterwegs. Der erste 40 PS starke Hilfsantrieb kam erst 1928 an Bord, der zweite, ein 75 PS starker Jastram-Diesel, um 1938.

Nach dem zweiten Weltkrieg, in dem der Motorsegler kriegswichtige Güter 1944 u.a nach Norwegen transportierte, ließ Leo Zielinski das Schiff 1952 in das Binnenschiffsregister eintragen. Auf Fotos aus diesen Jahren sind Torfballen zu erkennen, die so hoch gestapelt waren, dass man vom Dach des Ruderhauses mit einer Art Verlängerung steuern musste.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte niemand daran gedacht große Umbauten vorzunehmen um die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Dies änderte sich erst 1956 mit dem Verkauf an eine Wasserbaufirma in Wilster. Um das Baggern zu erleichtern hatte man gleich Teile des Schanzkleides entfernt. Unter dem Namen Anna – Liesa diente sie eigentlich nur noch als offene Baggerschute, die keinerlei Pflege mehr erhielt. Irgendwann kümmerte sich niemand mehr um den alten Ewer. Lange Jahre lag er als Schute ohne Masten im Hamburger Hafen.

Um 1970 begann man Schiffe als wichtige historische Zeugen anzuerkennen. Ein Hamburger, Schiffsliebhaber und Staatsanwalt wurde damals auf den rostigen Rumpf aufmerksam und konnte 1972 die Reste zum Schrottpreis von 300 DM erwerben. Wenig später begann die Restaurierung, zunächst in Hamburg, und nach dem Umzug des Eigners nach Flensburg im dortigen Museumshafen; zunächst noch unter dem Namen Anna – Lisa von Wilster später Anna – Lisa von Flensburg. Sie bildete mit einigen anderen Schiffen den Grundstock des berühmten Flensburger Museumshafens. Im Zuge dieser Arbeiten gelang es sogar den betagten Jastram – Diesel wieder „zum Leben“ zu erwecken. Nach dem der Ewer wieder seetüchtig war folgten Reisen in die Ostsee und nach Norwegen. 1978 nahm sie an der legendären Operation Sail in Oslo teil.

Da die bisherigen Besitzer zunehmend Probleme hatten, den historischen Segler zu unterhalten, konnte der „Verein Bildungsschiff Unterelbe 1984“ zugreifen. Zuerst musste unter Deck Platz geschaffen werden. Für die neue Funktion wurden im ehemaligen Laderaum sowohl 17 Kojen in 5 Kabinen eingebaut, als auch der Salon. Er dient gleichzeitig als Seminarraum und entspricht nun den didaktischen Anforderungen. Alle Seminarteilnehmer können dort gemeinsam ihre Mahlzeiten einnehmen. Der historische Jastram – Motor musste allerdings einem kräftigen 6-Zylinder der Fa. Deutz weichen.

Seit 2005 ist Wischhafen wieder Heimathafen, denn am 27. Dezember 2005 wurde die Anna – Lisa offiziell als Anna – Lisa von Wischhafen in die „Ehrenwerte Hafeninteressengemeinschaft von 1839“ aufgenommen.

Das Fahrtgebiet erstreckt sich heute von der Elbe bis zu den großen Wattgebieten der friesischen Inseln. Die inzwischen weithin anerkannte Arbeit des Vereins wird u.a. von der Niedersächsischen Wattenmeerstiftung unterstützt.

©H.H.Böhm




heute in Wischhafen....
heute in Wischhafen....
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