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La nuit avant

Vor fast fünfundzwanzig Jahren, bei der Einweihungsfeier seines Appartements in der
Kinderspitalgasse, das sein Vater, ein vermögender Immobilienmakler aus dem I. Bezirk, ihm zur
bestandenen Matura geschenkt hatte, war plötzlich eine ihm völlig unbekannte junge Frau auf
Valentin zugetreten, hatte ihn beglückwünscht und ihm ein großes, sehr flaches, in Packpapier
eingeschlagenes Präsent überreicht. Sie war dann wieder verschwunden, noch bevor sich Valentin
richtig bei ihr hatte bedanken können.



Als alle Gäste fort waren, hatte Valentin das Paket ausgepackt, das zum Vorschein kommende
gerahmte Bild kurz angeschaut, gleich wieder in sein ursprüngliches Packpapier gelegt, in einen
Abstellraum gestellt und vergessen.



Nur kurz hatte er sich gefragt, warum ihm die Unbekannte ein solches Bild geschenkt hatte. Er hatte
keinen Augenblick lang vor, es aufzuhängen. Es passte überhaupt so gar nicht zu seinen hellen
Naturholzmöbeln, den vielen Spiegeln und den grünen Zimmerpalmen in seinem neu bezogenen
Heim.



Drei Tage vor Ostern des Jahres, das noch andauert, erwachte Valentin mitten in der Nacht, in
großer Erregung, und mit der Gewissheit, dass der nächste Tag sein Leben auf radikale Weise
verändern würde.



Er rauchte, unschlüssig, ein Zigarillo. Dann erhob er sich aus seinem Bett, schaltete seine Stehlampe
und das Unterbaulicht in seinem Schrank an, duschte, gelte sich die Haare und zog einen dunklen
Anzug an. All dieses geschah langsamer als sonst; mit besonderer und außergewöhnlicher Sorgfalt.



Anschließend ließ er sich in seinen schweren, schwarzen Ledersessel nieder und rauchte noch ein
Zigarillo.



Auf einmal aber stand er eilig auf, ging mit großer Entschiedenheit zu seinem Abstellraum, zog von
ganz hinten das fast ein Vierteljahrhundert alte Geschenk der Unbekannten hervor, packte es aus
und hängte das Bild an die Wand; an einen kleinen Nagel, an dem - er erinnerte sich - lange Zeit
ein Wandspiegel gehangen hatte.



Nachdem er das Bild aufgehängt hatte, ging er ruhig in den Raum zurück.





Aber ich bin ganz sicher, dass das nicht stimmt.

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