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Leipzig Hbf. vor fast genau 26 Jahren [3]

Leipzig Hbf. vor fast genau 26 Jahren [3]

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Leipzig Hbf. vor fast genau 26 Jahren [3]

Der sich eben noch vor der Halleneinfahrt mit einen langen Achtungspfiff angekündigte E 800 ist jetzt im Gleis 4 des Leipziger Hbf. mit dem typischen quietschen der Bremsklötze zum halten gekommen.
Als es aufgehört zu quietschen erfüllte ein neues Geräusch die große Halle. Ein „Klack“ fast gleichzeitig durch das öffnen aller Türen auf der Bahnsteigseite verursacht. Verbunden das ganze mit einem Wirrwarr von Gesprächsfetzen aus den vielen plärrenden Lautsprechern der weitläufigen Bahnhofshalle die kaum zu verstehen sind.
Menschenmassen bevölkern den Bahnsteig für einige Zeit. Oft hastig eilend oder auch gemächlich sich entfernend.
Ein Moment den sich das Lokpersonal selten entgehen läßt, in der Sprache der Eisenbahner sagt man „ Die Parade abnehmen“.

Die Heizer besetzen bei beiden Loks hier die erste Reihe, na ja sagen wir die bessere Umrahmung in ihren großzügig bemessenen Führerhausfenster. Die eine erhebende Höhe bei der 01.5 besitzen.
Im Sommer die Parade abnehmen war noch vergnüglicher weil die Kleiderordnung lockerer der Temperatur entsprechend gehandhabt wird.
Es gab dann den „Höhen Durchblick“ bei vielen weiblichen Reisenden den wir mit den Satz belegten,
„Schöne Schuhe haben sie heute wieder an“.

Der Meister muß sich mit den Platz auf der Tenderbrücke begnügen. An den Klapptüren stehen die nur eine harte Auflage für die Arme bieten.
Trotzdem schauen beide erhaben nach der wieder einmal gut verlaufenden Fahrt lächelnd herunter auf quirlende Menschen die an ihrer Maschine vorbei kommen.
Ein ganzer Teil schaut schon nach den nicht mehr so gewaltig aussehenden schwarz/roten dampfenden Ungetüm das jetzt friedlich leicht zischend dasteht.
Merken an diesen von Kälte geprägten Tag das es eigentlich so richtig gemütlich in diesen Zug war während ihrer Reise. Er wurde ja zuverlässig mit Dampf geheizt.
So wird uns auf der Lok oft ein liebevolles Lächeln zugeworfen oder sogar ein paar herzliche Worte bis hin zum Dankeschön für die gute Fahrt ausgesprochen.
Was wird wohl der junge Mann denken der so intensiv auf die Lok schaut?
Bei der 01 0524 finden wir genau denselben Zustand rund um die Lok wie ich ihn letzten Freitag beschrieben. Überall Dampf zu erkennen an den bekannten Stellen.
Seltsam allerdings, an der Lok fehlt der reizende Schmuck von Rauhreif wie ihn die 01 0517 mit in die Bahnhofshalle brachte. Ob es an der schnellen Fahrt ohne Halt von Zeitz nach Leipzig gelegen hat?

Doch was sehen wir noch alles auf dem Foto welches nur 4 Minuten auseinander liegt zu dem vorhergehenden?
In der Bildmitte nicht zu übersehen, der flachere Dienstbahnsteig.
Spuren wie auf einer Rennstrecke lassen erkennen das sich dort mitunter richtig was abspielt. Wo im Moment nur ein Gepäckhänger dahin dösend auf seinen Zug wartet.
Fällt der Blick rechts an dem Hänger vorbei stellen wir eine geöffnete Tür fest. Je nach dem sind es manchmal sogar mehr.
Oft kommt es vor das Reisende die sich im Leipziger Bahnhof nicht so gut auskennen einfach auf der falschen Seite aussteigen in der Annahme es sei der Bahnsteig.
Stur weiter laufen versuchen den Ausgang zu erreichen, ganz ungefährlich ist das nicht da auf den anderen Gleis Züge ein oder ausfahren könnte.
Ein Rätsel konnte ich beim besten Willen nicht lösen, wo ist auf einmal der Mann mit seinen Kind hin den wir letzten Freitag am Bahnsteig 2/3 gesehen.

Leipzig Hbf. vor fast genau 26 Jahren [2]
Leipzig Hbf. vor fast genau 26 Jahren [2]
Ralf Göhl

Dafür bestaunen andere Reisende am Bahnsteig die Erscheinung der wunderbaren 01 0517.
Sicher wird es den einen oder anderen aufgefallen seien die Bahnsteige 1 und 2 sind viel kürzer, so wird der Eilzug immer in die Gleise ab 3 eingelassen.

Wie wird es weiter gehen, noch beherrscht und beeindruckt das Bw Saalfeld mit ihren 01.5 die Szene zwischen den Bahnsteigen 2-4 im der Leipziger Kathedrale.
Beide Loks werden die Rückfahrt mit einem Personenzug antreten.
Wir mit den P 3023 bereits 11.41 Uhr, die 01 0524 über eine Stunde später mit den P 3025 an Zugharken.
Vom Vorteil ist das es Öler sind was die Arbeiten zur sicheren Heimfahrt enorm verkürzt.
Wasser nach nehmen, die großen Lager überprüfen bei Bedarf nach ölen.
Eine kleine Pause einlegen in der engen dafür gemütlichen Bw Kantine.
Der Weg in die Betriebsküche durch einen kleinen Tunnel unter unzähligen Gleisen zum anderen Lokschuppen wo die E- Loks stehen wäre zu weit. Würde einen Eisenbahner aus der ihm eigenen Ruhe bringen.
Wieder raus an den Zug, (den Vorgang hatte ich bei einen anderen Foto schon beschrieben) vorher eine halbe Runde Karussell fahren um mit den Schornstein in Richtung Saalfeld zu stehen.

Stehen ist das Schlagwort, noch stehen wir beide in der mächtigen Bahnhofshalle wo sich in der Regel folgendes abspielt.
Irgendwann wird unser Zug, merkbar auf der Lok, durch das entspannen der Puffer sich fortbewegen. Gezogen von einer 106 die ihren Weg sich bahnt durch das weit verzweigte Bahnhofsvorfeld um in irgendein Gleis den Zug abzustellen.
Der leere E 800 wird von der 01 0524, je nach Lokführer, laut dösend - die große Bahnhofshalle erzittern lassend zurück gedrückt in die Thüringer Gruppe Gleis 99. Unüberhörbar bis zum letzten Bahnsteig.
Vielleicht gibt es ältere Kollegen oder andere Leute hier die das mal erlebt haben, noch kennen?
Diese innere Erbauung bekam ich in meiner frühen Leipziger Heizerzeit als Ritual eingebleut. Später auf der rechten Seite der Lok konnte ich es mir nicht verkneifen es den Alten gleich zu tun.
Das Gefühl dabei lässt sich schlecht beschreiben, es kommt aber einem menschlichen ganz anderen Spiel gleich. Na ja wie man es nimmt, beides kann eine schöne Sache seien.
Wobei es noch wirksamer rüber kam als wir die Züge vor der 01 Zeit noch mit der 41er fuhren.
Die kurzen harten Schläge der 41er die unübertroffene Musik in Leipzig erzeugten.

Ralf

Commentaire 17

  • BR 45 01/09/2014 18:22

    Dieses Foto muss mir damals bei der Sichtung Deiner Fotos durch die Lappen gegangen sein sonst hät ich schon eher was dazu geschrieben.
    Ein feiner tiefer Blick in Richtung Hallenschürze zeigt
    2 DR-Edelrösser gemütlich vor sich hindampfend und Ruhe ausstrahlend nach der Fahrt von Thüringen nach Leipzig.
    Phantastisch wieder die Geschichte dazu.
    Zu der Frage wo Papa und Kind hin sind:
    Vielleicht sind sie durch den Quertunnel kurz vor der Hallenschürze vom Bstg.2 zum Bstg.4 gewechselt und schauen sich nun die "524" in aller Ruhe an ?
    Grüsse Andy
  • Hellmut Hubmann 28/08/2013 14:53

    Es gehört wohl zum Alltag, dass Epochen zu Ende gehen, während neue beginnen. Das geschieht oft leise, so dass wir den Anfang verpassen. Oder das Ende?
    Eine Geschichte ohne Ende.
    LG
    Hellmut
  • Axel I 11/02/2008 14:05

    Super Foto. Da ist noch richtig Atmosphäre in der Halle!
  • Katrin Simon 05/12/2007 10:43

    Das ist ja ein starkes Foto!
    Nostalgisch und schön.
    So sieht es dort heute aus...
    Gruß Katrin
  • Ralf Göhl 17/03/2007 17:02

    @Rolf D.
    - bleibt die Hoffnung das es Dir wieder besser geht und keinen Rückfall gibt.
    Danke noch für Deine Anmerkungen mit den Sound Beispielen.
    LG Ralf
  • Ralf Göhl 12/03/2007 10:23

    Danke allen denen Leipzig „Mal drei“ gefallen hat.

    Den Winter erkläre ich für mich und meine Fotos für beendet.
    Bei wiederum solch herrlichen Sonnenschein heute kommt man auf andere
    Gedanken oder auch Gefühle.
    Bis Freitag dann an gleicher Stelle.
    LG Ralf
  • Hans Niemann 11/03/2007 21:44

    Ich hab es damals schon genossen, dieses Treiben auf dem Bahnhof mit den Dampflokomotiven. Ich wusste es geht zu Ende, aber es fehlt einem heute, es war noch richtige Eisenbahn.
    LG Hans
  • Steffen°Conrad 11/03/2007 7:05

    An Dir ist ein Eisenbahn Poet nicht weit weg !!
    Du ast wieder eine herrliche Geschichte mit einem herrlichen Bild verbunden !!

    Übrigens-Parade abnehmen..
    Bei Sommerwetter auf der Uferbahn- da fahr ich ab und zu recht langsam...zum Gucken... ich sitz so schön hoch im Tatra ;-)))

    VG Steffen
  • Herr Ring 10/03/2007 9:24

    Das einstrahlende Licht läßt eine wunderbare Bahnhofsatmosphäre entstehen.
    Besonders gefällt mir hier die Symetrie der Halle im Einklang mit der Asymetrie der Anordnung der 01er.
    Wunderbar !!!

    Gruß Sven
  • Matthias Geist 09/03/2007 21:56

    Das Bild und dazu der wie immer ausführliche Text, das ist jede Woche ein ganz besonderer Leckerbissen. Auf mich macht diese Halle den Eindruck einer Kathedrale, wo man am liebsten die Luft anhalten würde und dafür den Melodien (hier dem Sound der 01er) lauschen möchte.
    Da ich immer nur zur Messezeit in Leipzig war, ist mir diese Winteratmosphäre verborgen geblieben mit dem milden Licht, das auch durch den Dampf unterm Hallendach entsteht.
    Und dazu ist dein Bild in jeder Hinsicht unwiederbringlich, seien es die speziellen Bahnsteige oder die Loks. Danke!
    Gruß
    Matthias
  • Wolfgang Graßl 09/03/2007 19:25

    Deine Geschichten... es ist, als wäre man dabei. Und das Bild rundet die Sache perfekt ab. Über die Bahnhofshalle hab ich ja schon alles gesagt. Kathedrale ist haargenau der richtige Ausdruck.
    Viele Grüße, Wolfgang
  • Thom@s Jüngling 09/03/2007 18:13

    Ralf, eigentlich brauchst du gar keine Bilder, um deine Geschichten zu untermauern! Deine Geschichten lassen einen im Kopf die Bilder viel lebendiger malen, als ein Foto sie darstellen könnte.

    Und doch ist das Bild bei dir immer wieder ein zusätzliches Kunstwerk...jeden Freitag wieder bekommt man hier einen Grund zum Schwärmen. Wie war das mit dem Buch? *schmunzel*

    Gruß Thomas
  • Sandhöfer 09/03/2007 17:21

    Text und Musik (Bild)
    mal wieder perfekt komponiert.
    Sehr gut .. Gruß Ettore
  • Klaus Kieslich 09/03/2007 13:26

    Top gemachte Präsentation !
    Gruß Klaus
  • Andreas Rössel 09/03/2007 11:31

    Ein traumhaftes Bild. Es weckt Erinnerungen an die Eisenbahn, zu der ich mich damals magisch hingezogen fühlte. Leipzig Hbf - ein schier unendliches Gewirr von Gleisen, eine beeindruckende Bahnhofshalle, auf den Anzeigen die Orte, die damals zum Träumen und zum Reisen einluden. In der Tasche immer das heißbegehrte und ebenso schwer erhältliche Kursbuch, ein unentbehrlicher Helfer bei der Tourenplanung......
    Egal, es ist über ein Vierteljahrhundert her, vieles hat sich verändert: Wir fahren mit dem Auto zum Eisenbahnfotografieren, gehen im Bahnhof shoppen und ein heute 12-jähriger ist wohl kaum in der Lage ein Kursbuch zu lesen, geschweige denn das Geld für die teure Fahrkarte aufzutreiben.

    Grüße Andreas