Libellen: „Entwicklungen“ an einem Juni – Morgen 02
Letzte Woche bin ich um 04:30 Uhr aufgestanden, in der Hoffnung, das Schlüpfen von Libellen beobachten zu können.
Libellenlarven, die je nach Art jahrelang im Wasser leben, entscheiden am Tag X an Land zu kommen, dort an etwas Senkrechtem (Schilf, Pflanzen, Pfosten) hochzuklettern und zu schlüpfen. Warme, sonnige Tage im Juni sind hier eine gute Wahl.
Und so hatte ich Glück und entdeckte recht schnell einige dunkle, noch nasse Larven in der Botanik.
Der Schlupf einer Libelle erinnert mich immer wieder einmal mehr daran, dass es keinen Grund für uns Menschen gibt zu glauben, wir wären die Krone der Schöpfung ….
Mit den nicht optimalen, weil bei gleißender Sonne und teils im Gegenlicht gemachten Fotos, möchte ich zeigen, warum.
Aber der Reihe nach:
Die Larve saß zunächst regungslos an ihrem Stängel und man konnte lange den Eindruck haben, es passiere „nichts“.
Irgendwann waren ganz leichte Bewegungen zu bemerken und dann gelblicher Flaum am Rücken der Larve: Die Hülle war aufgeplatzt und die Libelle schob sich langsam aber sicher mit dem Kopf nach unten hängend heraus. Der Vorgang dauert je nach dem recht lange, so oder so kommt aber immer mehr Libelle zum Vorschein.
Hängt dann die ganze Libelle aus der Hülle vollbringt sie das Kunststück, sich aus der Kopf-Über-Position heraus „richtig rum“ zu drehen.
Nun konnte man schon einigermaßen die ganz eng zusammengefalteten Flügel erkennen.
Wieder war viel Geduld gefragt.
Irgendwann war es soweit, dass die Flügel ähnlich einem Plissee – Röckchen herunterhingen und als solche zu erkennen waren.
Noch etwas später wurden die Flügel dann noch größer sowie glatter und in der Sonne wunderschön anzusehen.
Was für eine Entfaltung!
Dann – in diesem Fall nach drei Stunden seit dem ersten Foto – hat die Libelle plötzlich ihre Flügel ausgebreitet.
Ich war beruhigt, denn dieser Vorgang klappt nicht immer oder ein Flügel ist deformiert.
Nach einer weiteren Stunde war es soweit: Die Vierfleck – Libelle startete zu ihrem ersten Flug.
War der Schlüpfvorgang schon gefährlich genug, so drohte nun Gefahr von beispielsweise Amseln, die sehr genau wussten, was an den Ufern vorging.
Man muss sich das einmal vor Augen halten: Aus einer hässlichen, schrumpelig und winzig wirkenden Hülle schlüpft innerhalb von Stunden ein wunderschönes Insekt und fliegt mit gekonnten Flügelschlägen davon, als hätte es nie etwas anderes getan.
Das ist doch einfach phantastisch, oder?
Wir können das Vorkommen von Libellen fördern, indem wir überall wo es geht (vom kleinen Garten bis zur großen Wiese, im Wald oder auf dem Feld) Tümpel anlegen.
Je nach Standort werden sich im Jahr darauf dazu passende Arten und später vielleicht sogar Amphibien und Reptilien einfinden.
Hessen, Hochtaunuskreis, Usingen, 04.06.23.
Panasonic Lumix LX 15.
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